NachDenkSeiten – Die kritische Website https://www.nachdenkseiten.de NachDenkSeiten - Die kritische Website Tue, 28 Oct 2025 16:57:26 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 https://www.nachdenkseiten.de/wp-content/uploads/2018/03/cropped-cropped-nds_fb_banner-32x32.png NachDenkSeiten – Die kritische Website https://www.nachdenkseiten.de 32 32 Im Audiopodcast der NachDenkSeiten werden regelmäßig die wichtigsten Artikel des Blogs NachDenkSeiten.de zum Nachhören angeboten. Redaktion NachDenkSeiten false episodic Redaktion NachDenkSeiten webmaster@nachdenkseiten.de webmaster@nachdenkseiten.de (Redaktion NachDenkSeiten) Copyright © NachDenkSeiten - Die kritische Website NachDenkSeiten - Die kritische Website 63794212 Leserbriefe zu „1.000 getötete oder verwundete deutsche Soldaten im Kriegsfall müssten „ersetzt“ werden – die Sprache ist verräterisch“ https://www.nachdenkseiten.de/?p=141213 Tue, 28 Oct 2025 15:02:30 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141213 <p><span id="more-141213"></span><br /> <strong>Marcus Klöckner</strong> kommentiert <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141021">hier</a> die Aussage des Präsidenten des Reservistenverbandes, Patrick Sensburg, dass <a href="https://www.spiegel.de/politik/bundeswehr-wehrpflicht-genuegend-freiwillige-aber-zu-wenige-reservisten-a-374a6caf-ec84-49bf-9098-126d71e53730">„im Kriegsfall pro Tag 1000 Soldaten an der Front sterben oder so schwer verwundet sein, dass sie nicht mehr kämpfen können. Die müssen ersetzt werden“</a>. Die Sprache sei verräterisch. Sensburg sei allerdings auch CDU-Politiker und sitze im</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141213">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141213</span> <p><span id="more-141213"></span><br /><strong>Marcus Klöckner</strong> kommentiert <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141021">hier</a> die Aussage des Präsidenten des Reservistenverbandes, Patrick Sensburg, dass <a href="https://www.spiegel.de/politik/bundeswehr-wehrpflicht-genuegend-freiwillige-aber-zu-wenige-reservisten-a-374a6caf-ec84-49bf-9098-126d71e53730">„im Kriegsfall pro Tag 1000 Soldaten an der Front sterben oder so schwer verwundet sein, dass sie nicht mehr kämpfen können. Die müssen ersetzt werden“</a>. Die Sprache sei verräterisch. Sensburg sei allerdings auch CDU-Politiker und sitze im Parlament. Und an der Stelle werde es unangenehm. Denn wenn „hier jetzt schon kalt und technokratisch Politiker von ‚ersetzt werden’ sprechen: Wie wird es in Deutschland aussehen, wenn Nachschub von – um es im vorherrschenden Geist zu formulieren – ‚Menschenmaterial‘ für die Front benötigt wird?“ Unsere Leser haben dazu zahlreiche und interessante Leserbriefe gemailt. Dafür bedanken wir uns. Es folgt nun eine Auswahl. Für Sie zusammengestellt von <strong>Christian Reimann</strong>.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>1. Leserbrief</strong></p><p>Hallo Redaktion:</p><p>darf man folgendes (noch) sagen:</p><p>Das Entsetzen über das Ersetzen wird sich in Grenzen halten, denn seit Jahrtausenden werden Menschen bereit gemacht, für den Profit von Verbrechern zu sterben?</p><p>Herzliche Grüße<br />Ha.Schulze</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>2. Leserbrief</strong></p><p>Sehr geehrter Herr Klöckner und NDS Team,</p><p>Was braucht es noch um die Augen der Bevölkerung zu öffnen?</p><p>1000 zerstörte Menschenleben pro Tag, ja pro Tag, sind für Medien und Politik kaum der Rede wert. So sehen die ihre eigene Bevölkerung, als Ersatzteile, Wegwerfartikel.</p><p>Wer überlebt den Krieg eigentlich? Kann man in der Vorkriegszeit an der Bekleidung erkennen. Die Überleber tragen Maßanzüge, die den “Heldentot” zu erwarten haben, tragen Tarnkleidung.</p><p>Warum kämpfen Politiker nicht bis zum geht nicht mehr für den Frieden? Sondern werben für den Krieg? Weil sie nichts zu verlieren haben.</p><p>Der neue Slogan der Bundeswehr: Ersatzkanonenfutter gesucht.</p><p>Da gibt es bestimmt auch bald das Mutterschaftskreuz wieder, in der Mitte den Bundesadler natürlich, irgendwie muss das Ersatzlager ja Nachschub bekommen.</p><p>Da gibt es Leute die das Markusevangelium nicht richtig interpretieren: dort steht nicht, lasst die Kinder zur Front gehen.</p><p>Mit freundlichem Gruß<br />Patrick Janssens</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>3. Leserbrief</strong></p><p>Guten Tag,</p><p>Deutschland wird auf Krieg getrimmt. Die Kriegspropaganda trommelt unaufhörlich über alle publiken Medien.</p><p>Da wird nun die Zahl 1000 und ersetzen in den Ring geworfen, als sei das, in dem regelrecht von den Eliten herbeigeredeten Konflikt einfach hinzunehmen.</p><p>Gemeint sind Männer, Kinder, Enkel mittlerweile auch schon Töchter Ehefrauen und Mütter.</p><p>Wenn diesem Wahnsinn durch die Mehrheit der Bevölkerung kein Einhalt geboten wird, kommt</p><p>dieser Konflikt auf uns zu. Die Frage ist nur noch wie lange es dauern wird.</p><p>Wunschdatum der Kriegstreiber in Deutschland, wäre wohl um die 2029. Bis dahin soll aufgerüstet, die Wehrpflicht eingeführt und die Menschen kriegsbereit sein.</p><p>Der anstehende November, mit dem Volkstrauertag und damit an das Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege, sollte eine immer währende Mahnung sein und bleiben.</p><p>Dem Frieden verpflichtet und ein Volk der guten Nachbarn sein. Das ist der vorgegebene Auftrag an die Politik und Jedermann.</p><p>Mit freundlichen Grüßen<br />Thomas Stöbe</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>4. Leserbrief</strong></p><p>Danke für Ihren Beitrag, Herr Klöckner.</p><p>Mir fiel bei Ihren Worten ein, dass in Unternehmen auch „nur“ von Ressourcen gesprochen wird, wenn es um die abhängig Beschäftigten geht. Der Begriff beschreibt damit sehr gut das Wesen der kapitalistischen Produktionsweise. Alles, jede Ressource wird ausgebeutet und verbraucht – bis hin zum Menschen.</p><p>Keine neue Erkenntnis von mir, sondern eine alte von Karl Marx.</p><p>Beste Grüße<br />Martina R.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>5. Leserbrief</strong></p><p>Sehr geehrter Herr Klöckner, </p><blockquote><p>“Längst haben sich deutsche Politiker mit der Realität eines möglichen Krieges abgefunden.”</p></blockquote><p>Oh nein, im Gegenteil, sie wollen ihn! Einerseits weil sie damit von ihrer desaströsen Politik ablenken können, die das Land auch schon ohne Krieg in den Abgrund führt. Anderseits, weil sie von der Rüstungsindustrie dafür bezahlt werden.</p><p>Es geht nicht nur um die Eroberung von Ressourcen in Russland, China, Venezuela, etc.. Am Krieg lässt sich doppelt verdienen, zum einen an Waffen und dann am Wiederaufbau. Und ein neues Wirtschaftsmodell braucht der Kapitalismus dringend, das alte ist derweil ausgelaugt.</p><p>Viele Grüße,<br />Rolf Henze </p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>6. Leserbrief</strong></p><p>Hallo Herr Klöckner und NDS-Team,</p><p>ja, es ist schrecklich. Danke, dass Sie auch die richtigen Fragen dazu stellen. Leider stellen die sog. Journalisten, die Herrn Sensburg und vielen weiteren Politikern das Mikrophon hinhalten diese Fragen nicht.</p><p>Wer der militaristischen Sprache mächtig ist, kann das unsägliche Leid, das jeder Krieg verursacht, viel leichter beiseite schieben.</p><p>Kilian Neuwert, BR, 10.8.2025:</p><blockquote><p><em>“Jetzt denken wir in der heutigen Zeit in Szenarien, beschäftigen uns mit der Jahreszahl, 2029 unter anderem. Warum ist die Reserve so wichtig in den Szenarien?”</em></p></blockquote><p>Generalmayor Andreas Henne:</p><blockquote><p><em>“Aus zwei Gründen: Einen nannte ich bereits, den Aufmarsch sicherstellen, denn wenn es zur Krise und Krieg käme, wären ja die mechanisierten Divisionen und andere Truppenteile der Bundeswehr nicht wirklich hier in Deutschland, sondern an der Nordostflanke, also das müssen wir sicherstellen, und eins ist auch klar, immer unangenehm, aber wir müssen natürlich auch von Verlusten ausgehen, die unsere Truppen im Krieg haben werden. Wir rechnen mit bis zu Tausenden Verwundeten am Tag. Gefallene wird es auch geben, das heißt ein bisschen, na ja, trockenes Militärdeutsch, die Truppe nutzt ab und die werden wir ergänzen müssen und dafür brauchen wir Reservisten, das sind aber nicht meine Reservisten aus dem Heimatschutz, sondern das ist der sog. Feldersatz, den das Heer aus anderen Bereichen gewinnen muss.”</em></p></blockquote><p><a href="https://www.br.de/mediathek/podcast/politik-und-hintergrund/szenario-2029-greift-russland-die-nato-an/2109391">br.de/mediathek/podcast/politik-und-hintergrund/szenario-2029-greift-russland-die-nato-an/2109391</a></p><p>Hilfreich für die politischen Kriegstreiber sind sog. Journalisten mit einer Übererfüllungstendenz:</p><blockquote><p>“Medien im Bunker: Wie eine ARD-Journalistin BND-Chef Kahl kriegstüchtig übertrumpft”<br /><em>Telepolis</em>, 29.11.2024</p></blockquote><p>Bernhard Moser</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>7. Leserbrief</strong></p><p>Sehr geehrter Herr Klöckner,</p><p>vielen Dank, dass Sie die <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141021">geschätzte Zahl der täglich Gefallenen im Kriegsfall</a> sowie die propagandistische Sprache (Totalausfälle müssen „ersetzt“ werden) thematisieren.</p><p>Man kann diese Zahlen gar nicht oft genug in die aktuellen Kriegstüchtigkeitsdebatten einbringen: Keiner von denen, die meinen, gegen Russland in den Krieg ziehen zu sollen, können dann hinterher behaupten, sie hätten nichts davon gewusst, worauf sie sich einlassen. Ich kann ergänzend nur anregen, dass man die zu erwartende Realität eines auch „nur“ konventionellen Krieges öffentlich illustriert mit aktuellem Bildmaterial aus Lazaretten im Donbass oder Gaza oder wo immer auch Menschen sich derzeit gegenseitig massakrieren. Bei der Kampagne gegen Tabak haben sich solche Schockbilder längst schon bewährt … </p><p>Mit freundlichen Grüßen<br />Dr. Thomas Busch</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>8. Leserbrief</strong></p><p>Sehr geehrte Damen und Herren,</p><p>die Zahlen Sensburgs sind eine milde Untertreibung.</p><p>Bereits vor zwei Jahren schrieb das US Army Fachmagazin Parameters, dass die USA bei einem direkten Krieg mit RU täglich 3600 Soldaten verlieren würden und in zwei Wochen Kampf ca. 50.000 Soldaten. So viele wie in 20 Jahren War on Terror insgesamt.</p><p>Mit der rasanten Entwicklung der Kriegstechnologie wären es inzwischen weit mehr als jene 3600. </p><p>Wie würde dann wohl eine Bundeswehr im Vergleich abschneiden? Wie klingen 10.000 Tote am Tag?</p><p>ggf. diesen unfassbar infantilen Beitrag im ZDF gucken: </p><p><a href="https://www.ardmediathek.de/tv-programm/68beb517abb52679fa8de66c">“Zeitenwende Hautnah – Ein Jahr mit Soldaten”</a></p><p>Vielleicht sollte man – auch als Friedensbewegung – realistische Zahlen nennen wenn es um modernen Krieg geht. </p><p>Dann begreift die bundesdeutsche Meinungselite u.U. auf was wir da wirklich zusteuern. </p><p>Oder glauben bei uns die vermeintlichen Experten denn wirklich, eine NATO-Armee aus europäischen “Bürgersoldaten” würde gegen die russischen Streitkräfte besser abschneiden als die abgehärtete ukrainische Armee, die seit 2014 Krieg führt??? </p><p>Die AFU war die beste Stellvertreterarmee die die USA jemals hatten und haben werden. </p><p>Trotzdem hat eben diese Armee bisher 1,7-2 Mio. Soldaten verloren (vor allem Getötete).</p><p>Nur weil diese entsetzlichen Zahlen bei uns keiner abdruckt oder ausspricht werden diese Menschen nicht mehr von den Toten auferstehen. </p><p>Mit der euopäischen Massenpsyche stimmt was gewaltig nicht. </p><p>Mit freundlichem Gruß,<br />ag </p><p>bzgl. der in meinem Leserbrief genannten Zahlen 3600 bzw. 50.000 Verluste, hier das Zitat auf das ich mich beziehe, damit Sie wissen, dass ich mir das nicht ausdenke.</p><blockquote><p>“(…)</p><p>Casualties, Replacements, and Reconstitutions</p><p>The Russia-Ukraine War is exposing significant vulnerabilities in the Army’s strategic personnel depth and ability to withstand and replace casualties. Army theater medical planners may anticipate a sustained rate of roughly 3,600 casualties per day, ranging from those killed in action to those wounded in action or suffering disease or other nonbattle injuries. With a predicted 25-percent replacement rate, the personnel system will require 800 new personnel each day. For context, the United States sustained about 50,000 casualties in two decades of fighting in Iraq and Afghanistan. In large-scale combat operations, the United States could experience the same number of casualties in two weeks.</p><p>(…)”</p></blockquote><p><em>Quelle unter:</em></p><p><a href="https://press.armywarcollege.edu/parameters/vol53/iss3/4">A Call to Action: Lessons from Ukraine for the Future Force</a><br />by Katie Crombe and John A. Nagl</p><p><a href="https://press.armywarcollege.edu/parameters/vol53/iss3/">press.armywarcollege.edu/parameters/vol53/iss3/</a></p><p>Tatsächliche Zahl der US-Gefallenen im War on Terror ca. 7000. </p><p>Das Verhältnis von Gefallenen zu Verletzten/Verschollenen ist im Falle der Ukraine um ein Vielfaches schlimmer. </p><p>Gründe wie fehlende medizin. Versorgung, Ausrüstung, tödlichere Waffensysteme, sofortige Entdeckung durch Radar und vor allem auch tödlichere Kriegsführung an der Front von Seiten der russischen Armee. Nicht mal im Ansatz zu vergleichen mit Irak oder Afghanistan. </p><p>Das wirkliche Ausmaß ist schockierend. Schockierender ist nur die Verlogenheit, der Zynismus und die Inkompetenz der EU und ihrer Eliten. </p><p>Um John Mearsheimers Formulierung zu zitieren: “The West is leading Ukraine down the primrose path, the result is that Ukraine going to get wrecked.”</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>9. Leserbrief</strong></p><p>Liebe Redaktion der NachDenkSeiten,</p><p>vielen Dank für Ihre Analyse zur Formulierung von Patrick Sensburg, Soldatenverluste „ersetzen“ zu müssen. Die sprachliche Kritik ist wichtig, denn Sprache prägt Akzeptanz und verschiebt politische Normalität. </p><p>(Zum Beispiel zeigt der Philologe Viktor Klemperer in seinem Werk LTI – Lingua Tertii Imperii eindrücklich, wie im nationalsozialistischen Deutschland Sprache gezielt als Instrument von Manipulation und Normalisierung eingesetzt wurde: Er dokumentiert, wie scheinbar „harmlos“ wirkende Begriffe über Zeit ihre Bedeutung veränderten, Menschenbilder prägten und politische Gewalt legitimierten. Sprache wurde dort nicht nur abgebildet — sie wirkte aktiv auf Denken und Handeln.)</p><p>Aus meiner Sicht fehlt in der öffentlichen Debatte jedoch ein weiterer zentraler Punkt:</p><ol><li>Fehlende Transparenz zu Diplomatie und De-Eskalation<p>Wenn Politiker hypothetische Verlustzahlen nennen, müssen sie zwingend gleichzeitig erklären:</p><ul><li>welche diplomatischen Kanäle aktuell genutzt werden,</li><li>welche De-Eskalationsformate existieren oder neu geschaffen werden,</li><li>welche Rüstungskontroll- und Verhandlungsschritte priorisiert werden.</li></ul><p>Ohne diese Einordnung entsteht der fatale Eindruck:</p><blockquote><p>„Krieg ist unausweichlich — bereitet euch emotional darauf vor.“</p></blockquote><p>Die politische Pflicht gegenüber der Bevölkerung lautet jedoch:</p><p>Kriegsvermeidung hat oberste Priorität.</p><p>Eine verantwortliche Sprache müsste dies immer hörbar machen, bevor über Szenarien gesprochen wird, in denen Menschen fallen.</li><li>Gefahr der Normalisierung von Verlusten<p>Worte wie „ersetzbar“ verändern den moralischen Referenzrahmen. Sie verschieben die Debatte von Vermeidung hin zu Verwaltung von Opfern. Genau darauf weisen Sie zu Recht hin.</li><li>Bitte an Sie als reichweitenstarkes MediumLeserbrief Nr. 4 schreibt von “Herrschaftssprache”<p>Ich würde mir wünschen, dass Sie Ihren Leserinnen und Lesern künftig auch konkrete Handlungsmöglichkeiten an die Hand geben, z. B.:</p><ul><li>Beispiel-Briefe an Abgeordnete,</li><li>Hinweise, wie man diplomatische Transparenz einfordert,</li><li>Tipps, wie man lokale Reservistenverbände sachlich hinterfragen kann,</li><li>Vorlagen, um Kriegsvermeidung als Priorität öffentlich anzusprechen.</li></li></ol><p>Ein informierter Bürger muss heute notgedrungen auch sprachsensibel sein.</p><p>Vielen Dank für Ihre Arbeit, Ihre Aufmerksamkeit für Sprache und Ihr hartnäckiges Erinnern an Grundfragen der Moral.</p><p>Mit freundlichen Grüßen<br />Andre Verron</p><p>Musterbrief an Abgeordnete</p><p>Betreff: Bitte um Transparenz zu diplomatischen Maßnahmen und Szenarioannahmen</p><p>Sehr geehrte Damen und Herren,</p><p>mit Sorge habe ich jüngste Aussagen von Patrick Sensburg, dem Präsident des Deutschen Reservistenverbandes, über mögliche tägliche Verluste deutscher Soldatinnen und Soldaten im Ernstfall zur Kenntnis genommen. Ich bitte um schriftliche Auskunft zu folgenden Punkten:</p><ol><li>Auf welche Szenarien und Quellen stützen sich die genannten Verlustschätzungen?</li><li>Welche diplomatischen Maßnahmen werden derzeit priorisiert, um ein solches Szenario aktiv zu verhindern?</li><li>Warum wird in öffentlichen Aussagen selten betont, dass Kriegsvermeidung oberste Priorität besitzt und welche Mittel dazu ausgeschöpft werden?</li><li>Wie stellen Sie sicher, dass Sprache, die Menschen als „ersetzbar“ erscheinen lässt, öffentlich nicht normalisiert wird?</li></ol><p>Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.</p><p>Mit freundlichen Grüßen</p><p>Wie finde ich den zuständigen Abgeordneten?</p><p>Es gibt zwei einfache Wege:</p><ol><li>AbgeordnetenWatch<p><a href="https://www.abgeordnetenwatch.de">abgeordnetenwatch.de</a></p><p>PLZ eingeben → alle zuständigen Bundestags- und Landtagsabgeordneten werden angezeigt.</p><p>Dort kann man direkt Nachrichten stellen (öffentlich einsehbar).</li><li>Bundestag-Website<p><a href="https://www.bundestag.de/abgeordnete">bundestag.de/abgeordnete</a></p><p>PLZ eingeben → Kontakt-E-Mail wird angezeigt.</li></ol><p>(Beide Wege sind niedrigschwellig und ohne Parteizugehörigkeit nutzbar.)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>10. Leserbrief</strong></p><p>Sehr geehrte NDS,<br />Sehr geehrter Herr Klöckner,</p><p>seit nahezu 22 Jahren lese ich täglich die NDS. Zufällig stieß ich zu Beginn des Jahes 2004 in einem Spiegel-Chatforum auf den Link der NDS, die erst kurz zuvor ans Netz gegangen waren. Nach Öffnung des Links und kurzem Einlesen wurden sie zur meiner täglichen Pflichtlektüre. Ich danke dem gesamten NDS-Team für die unermüdliche Aufklärungsarbeit seit all den Jahren ihres Bestehens. Wenn diese Arbeit auch manchmal einer Sisyphusaufgabe gleichgekommen mag, was wäre die Medienwelt ohne sie?!</p><p>Ich schreibe Ihnen heute zum ersten Mal. Aus Ihren allesamt eindrücklichen Artikeln möchte ich den heutigen unter den vielen aufrüttelnden Meinungsbeiträgen von Markus Klöckner herausgreifen und zum Anlass nehmen, ein Gespräch wiederzugeben, das ich vor bereits etwas über einem Jahr mit meinem damals – noch -siebenjährigen Enkel hatte und das mir seither täglich ins Gedächtnis zurückkehrt.</p><p>Er war in den Sommerferien 2024 zu einem einwöchigen Besuch bei mir. Sein Großvater und ich haben einen Ausflug mit ihm unternommen. Es ging zu einer mittelalterlichen Festung. Sie war sehr schön gelegen, mit interessantem Innenhof und schön angelegten Wassergräben drumherum, außerhalb des Burgwalls. Es fanden mittelralterliche (Kriegs-)Spiele statt. Über die Historie der Festung konnte man sich in deren Innenräumen mittels entsprechendem Videomaterial umfassend informieren. Wir hatten sonniges Wetter, angenehme Temperaturen, blauer Himmel, kleine weiße Wolken, eine leichte Brise ging durch die Baumwipfel. Eigentlich ein sehr schöner Ausflug mit unserem Enkel.</p><p>Eigentlich. Als ich gemeinsam mit meinem Enkel über den Burgwall ging, kam mir der – naheliegende – Gedanke, dass eine mittelalterliche Festung doch nichts anderes verkörpere, als ein heutiger moderner Militärstützpunkt.</p><p>Die Eltern meines Enkels sind beide Offiziere der Bundeswehr und mein Sohn (Vater meines Enkels) formulierte einmal, als seine beiden Kinder noch sehr klein waren, die Vorstellung, sie könnten auch einmal zur Bundeswehr gehen. Diese Aussage kam mir hier wieder einmal in den Sinn und ich fragte spontan meinen Enkel, während er einige Schritte vor mir den Wall entlang lief, ob er denn auch einmal zur Bundeswehr gehen wolle.</p><p>Die Reaktion des Kindes begleitet mich seither – umso mehr, je aggressiver sich die öffentliche Debatte um “Kriegstüchtigkeit und Wehrpflicht” gesellschaftlich auf allen Ebenen verankert.</p><p>Es stoppte abrupt, wendete sich mit weiten Augen und einem erschrockenen Gesichtsausdruck, der mich bei einem Kind in diesem frühen Alter, betroffen machte, zu mir um und antwortete: “Nein! Das will ich nicht! Das ist ja lebensgefährlich!” Ich erwiderte: “Ja, das ist richtig, es ist lebensgefährlich, denn du musst bereit sein, dich töten zu lassen.” Seine Antwort war: “Nein, das will ich nicht. Ich will mich nicht töten lassen.” Dann sagte ich: “Und du musst bereit sein, andere Menschen zu töten.” Die Antwort lautete: “Ich will auch nicht andere Menschen töten. ICH WILL NICHT GETÖTET WERDEN UND ICH WILL ANDERE MENSCHEN NICHT TÖTEN!” Das waren exakt seine Worte. Im weiteren Verlauf unseres Gespräches erzählte es mir dann, was es stattdessen werden wolle, nämlich ein Wissenschaftler, der gute Dinge für die Menschen erfindet. Ein Kind eben! Wir sprachen auch darüber, wie man Konflikte friedlich angeht und löst, nämlich, indem man miteinander über die unterschiedlichen Interessen, Vorstellungen und Wünsche der Menschen redet.</p><p>Braucht es nun deutlichere Worte eines potentiell Betroffenen, jetzt noch ein Kind, an die Kriegstreiber dieser Welt? Es war/ist damit alles gesagt!</p><p>Ich hoffe nur, dass nicht irgendwann einmal ein smarter Jungoffizier der Bundeswehr in seiner Schule auftaucht, um sein Gehirn nach der Devise “Catch the Youngest” umzudrehen.</p><p>Woher nehmen sg. Entscheidungsträger das Recht ihn “kriegen” zu wollen – wenn nicht freiwillig, dann verpflichtend -, um ihn zu Drohnenfutter zu machen und ihn dann – einfach so – “zu ersetzen”, wenn sein jetzt noch kindlich kleiner, dann gerade erwachsener, aber noch jugendlicher Körper zerfetzt worden ist?</p><p>Bei 1000 Toten und Verwundeten täglich (365000/Jahr) wird man massenhaft “Arbeitskräfte” benötigen. Es wird ein rares Gut an wertvollem Menschenmaterial darstellen und man darf versichert sein, dass es deswegen ökonomisch vernünftig verwertet werden wird. Ein schwacher Trost für die verzweifelten Hinterbliebenen jedes Einzelnen der Gesamtmasse an Material.</p><p>Welch ein Zynismus!</p><p>Das Menschenrecht auf Leben gilt bedingungslos und uneingeschränkt. Welcher Entscheidungsträger in Staat, Gesellschaft und Institutionen wagt es, sich Verfügungsgewalt darüber anzumaßen?Keiner von ihnen, keiner der Befürworter, keiner der Profiteure eines Krieges und keiner ihrer Brut wird betroffen sein. Das ist systemimmanent.</p><blockquote><p>“Lassen Sie mich aus den Kindern der Eliten eine Kompanie rekrutieren und der Krieg wird an einem Tag vorbei sein.” (Alexander Lebed, 1950 -2002) Russischer General.</p></blockquote><p>Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Es heißt nicht: Die Würde der Eliten ist unantastbar..</p><p>Wer verletzt die Menschenwürde mehr, als der Befürworter der Wehrpflicht (nicht für sich selbst, sondern für andere Menschen), der u. U. unter Gewaltanwendung diese anderen Menschen dazu zwingt, “seine Pflicht zu tun”, nämlich jemanden zu töten, den er nicht kennt und/oder sich von jemandem töten zu lassen, der ihn nicht kennt? Ist es schon wieder so weit?</p><p>Mein Enkel ist ein Mensch, ein noch kleiner Mensch, der sich klar geäußert hat. Seine Würde ist unantastbar. Grundgesetzlich verankert. Sein Menschenrecht auf Leben ist bedingungslos zu respektieren – von jederman! Ich bin seine Großmutter; es ist mir ein Anliegen, seiner Stimme mit meinen begrenzten Möglichkeiten Ausdruck zu verleihen. Daher habe ich mich entschlossen, auf den Beitrag von Markus Klöckner zu antworten.</p><p>Beste Grüße und alles Gute Ihnen<br />A. A.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>11. Leserbrief</strong></p><p>Lieber Herr Klöckner, liebe Nachdenkseiten,</p><p>ja, schon allein an einzelnen Worten kann man erkennen, wes Geistes Kind die Kriegssüchtigen sind – todesgetrieben und durch und durch menschenverachtend. Dies betrifft zunächst einmal die Berichterstattung durch den Spiegel, der seinen Beitrag damit aufmacht, daß “[i]m Fall eines Krieges […] geschätzt 1000 getötete oder verwundete Soldaten pro Tag ersetzt werden” müßten. Abgesehen davon, daß man seelenlose, industriell gefertigte Dinge zwar ersetzen könnte (was bei handgefertigten, liebgewonnenen Objekten bereits fraglich ist), wird man einen einzigartigen Menschen – und jeder Mensch ist einzigartig – niemals “ersetzen” können (und das unabhängig davon, ob er noch Angehörige hat oder nicht). Das werden zumindest alle noch der Empathie fähigen Menschen, deren Spiegelneuronen funktionieren, so sehen.</p><p>Sie schreiben zu Recht: “Manchmal hebt sich in der ‘Berichterstattung’ der Vorhang der Propaganda. Dann rutscht ein Bild, ein Satz oder gar nur ein Wort heraus, das unverblümt zeigt, womit es die Gesellschaft zu tun hat.” Soldaten “ersetzen” zu wollen ist eine mehr oder unterschwellige, aber deshalb nicht weniger verabscheuungswürdige Verdinglichung von Menschen. (Soldaten als “Kanonenfutter” zu bezeichnen wäre dagegen eine ehrliche, klarsichtige Bezeichnung, die man aber von Kriegsbereiten kaum hören wird).</p><p>Andererseits stimmt es auch, wie Sie ja betonen, daß Patrick Sensburg, der Präsident des Deutschen Reservistenverbandes, ganz unabhängig von seiner militärisch strammen Ausdrucksweise “geradeheraus spricht” was das Inhaltliche betrifft. Er wird wissen, wie er zur Schätzung (Modellierung?) von, im Kriegsfall, täglich 1000 getöteten oder verwundeten Soldaten kommt. Aber nimmt man diese Angabe ernst und rechnet, ohne große Mathematikkenntnisse, dieses unheimliche Zahlenspiel weiter, so ergibt sich folgendes: Angenommen, der Krieg dauert “nur” ein einziges Jahr (und angenommen, unter dem Begriff “Soldaten” sind auch bereits die Soldatinnen subsumiert …), dann wäre man bei 365.000 “zu ersetzenden” Soldaten in einem Jahr, also etwa 60% eines “600.000 junge Männer und Frauen umfassenden Jahrgang[s]”. Und in dieser Rechnung sind noch nicht die Zahlen der getöteten, verwundeten, vergewaltigten, zu psychischen Krüppeln gemachten, und somit nicht mehr als “Ersatz” zur Verfügung stehenden bzw. selbst “zu ersetzenden” Zivilisten (m,w,d) berücksichtigt!</p><p>Es ist heute selten und daher ungewohnt, von “Offiziellen”, zumal Militärs, klare, ehrliche und um Annäherung an die tatsächlichen Sachverhalte bemühte Aussagen zu lesen oder zu hören. Diesen Überraschungseffekt hatte ich vor einiger Zeit just beim Lesen eines Artikels des Magazins “loyal” des Deutschen Reservistenverbandes. Es handelt sich um den Aufsatz “Bomben auf Belgrad” ( <a href="https://www.reservistenverband.de/magazin-loyal/bomben-auf-belgrad/">reservistenverband.de/magazin-loyal/bomben-auf-belgrad/</a> ) vom 20.03.2024. So kann man hier hinsichtlich der Bombardierung Belgrads 1999 im Kosovokrieg viele Fakten aus erster Hand nachlesen, die der ÖRR und die “Qualitätsmedien” heute zum Teil nicht mehr wahrhaben wollen, so z.B. der “Operation” bzw. “Waffengang” genannte Angriffskrieg der NATO ohne UN-Mandat (übrigens weil Rußland (!) in der UN seine Zustimmung dazu verweigerte):</p><p>“In der Nacht zum 2. April wurde erstmals Belgrad bombardiert. […] Der für Deutschland wichtigste Aspekt war […] die Beteiligung von 14 Tornado-Kampfflugzeugen an dieser Operation „Allied Force“. Der Potsdamer Militärhistoriker Hans-Peter Kriemann, der ein Standardwerk über den Kosovokrieg geschrieben hat, nennt diesen Einsatz im Gespräch mit loyal rückblickend einen ‘Meilenstein, der den Wandel von einer reaktiven zu einer eher aktiven deutschen Außen- und Sicherheitspolitik markiert’. Dass dabei auch die Bundeswehr Teil der Außenpolitik wurde, war das eigentlich Neue – und erst recht, dass die Operation „Allied Force“ ohne UN-Mandat erfolgte, denn der serbische Partner Russland verweigerte in der UN seine Zustimmung. […] Die frisch gewählte rot-grüne Bundesregierung war in einer Zwickmühle. Ein Wafffengang ohne UN-Mandat war und ist in der deutschen Politik eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Andererseits, darauf weist Kriemann hin, waren der Bundesregierung faktisch die Hände gebunden. ‘Ohne deutsche Zustimmung wäre nicht nur die Glaubwürdigkeit der NATO beschädigt gewesen, sondern dies hätte mit einiger Sicherheit auch Konsequenzen für den Zusammenhalt der Allianz nach sich gezogen.’ Kriemann ist sich sicher: ‘Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Weigerung Auswirkungen auf Deutschlands Rolle als europäische Gestaltungsmacht gehabt hätte.’ […] Und so war es ausgerechnet eine Bundesregierung mit Beteiligung der aus der Friedensbewegung hervorgegangenen Grünen, die erstmals deutsche Soldaten in einen Kampfeinsatz schickte – und dies obendrein auf einer wackeligen Legitimationsbasis. […] Immerhin versuchte die Bundesregierung zivile Opfer bei den Luftangriffen zu vermeiden und wollte auch nicht direkt Ziele bombardieren. Kriemann: ‘Für die USA waren bis zu 20 Zivilisten als mögliche Opfer bei der Bekämpfung von Hochwertzielen akzeptabel.'”</p><p>Den letzten Satz noch einmal, für den Hinterkopf: “Für die USA waren bis zu 20 Zivilisten als mögliche Opfer bei der Bekämpfung von Hochwertzielen akzeptabel.”</p><p>Mit dankbaren Grüßen für Ihre Arbeit<br />Michaela Heinz</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten</strong></p><p>Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.</p><p>Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:</p><ul><li><a href="mailto:leserbriefe@nachdenkseiten.de">leserbriefe(at)nachdenkseiten.de</a> für Kommentare zum Inhalt von Beiträgen.</li><li><a href="mailto:hinweise@nachdenkseiten.de">hinweise(at)nachdenkseiten.de</a> wenn Sie Links zu Beiträgen in anderen Medien haben.</li><li><a href="mailto:videohinweise@nachdenkseiten.de">videohinweise(at)nachdenkseiten.de</a> für die Verlinkung von interessanten Videos.</li><li><a href="mailto:redaktion@nachdenkseiten.de">redaktion(at)nachdenkseiten.de</a> für Organisatorisches und Fragen an die Redaktion.</li></ul><p>Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „<a href="https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=47939">Gebrauchsanleitung</a>“.</p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141213</span> 141213 Die massive Einmischung der Trump-Regierung in die Wahlen in Argentinien und das Schweigen der „Libertären“ https://www.nachdenkseiten.de/?p=141200 Tue, 28 Oct 2025 12:00:01 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141200 <p>Bei den Zwischenwahlen in Argentinien am 26. Oktober fuhr die Partei „La Libertad Avanza“ von Präsident Javier Milei, der sich selbst als „Anarcho-Kapitalist“ bezeichnet, einen vielbeachteten Sieg ein. Einen Wahlsieg von über 40 Prozent, den in dieser Höhe keine Umfrage vorhergesagt und selbst enge Parteigänger nicht erwartet hatten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch neben</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141200">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141200</span> <p>Bei den Zwischenwahlen in Argentinien am 26. Oktober fuhr die Partei „La Libertad Avanza“ von Präsident Javier Milei, der sich selbst als „Anarcho-Kapitalist“ bezeichnet, einen vielbeachteten Sieg ein. Einen Wahlsieg von über 40 Prozent, den in dieser Höhe keine Umfrage vorhergesagt und selbst enge Parteigänger nicht erwartet hatten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch neben mehreren internen Faktoren sticht die milliardenschwere Finanzhilfe der US-Regierung wenige Wochen vor der Wahl hervor. Eine finanzielle Unterstützung, deren Fortführung US-Präsident Trump öffentlich an einen Wahlsieg von Milei und dessen Partei knüpfte. Ein handfester Skandal und ein Vorgehen, das eigentlich allen „libertären“ Grundideen widerspricht. Von <strong>Florian Warweg</strong>.</p><p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /><span id="more-141200"></span><br /></p><p>Man stelle sich vor, im nächsten Jahr würden Parlamentswahlen in der Ukraine stattfinden und Bundeskanzler Friedrich Merz würde wenige Wochen vor der Wahl öffentlich erklären, dass man die Ukraine mit einem 40-Milliarden-Euro-Paket zur Stabilisierung von Währung und Wirtschaft unterstützt, diese Gelder aber nur fließen werden, wenn bei der Wahl die amtierende Regierungspartei „Diener des Volkes“ von Präsident Wolodymyr Selenskyj als Sieger hervorgeht. Es wäre ein Skandal sondergleichen.</p><p>Doch genau dies hat US-Präsident Donald Trump und seine Regierung im Falle der Zwischenwahlen am 26. Oktober zum argentinischen Ober- und Unterhaus (Senat und Abgeordnetenkammer) getan.</p><p><strong>40 Milliarden Dollar De-facto-Wahlkampfhilfe aus Washington für Milei</strong></p><p>Zunächst stellte Anfang Oktober US-Finanzminister Scott Bessent ein 20 Milliarden Dollar schweres Konjunkturpaket vor, das darauf abzielt, die Devisenreserven Argentiniens aufzustocken und den Peso während einer laufenden Liquiditätskrise zu stabilisieren.</p><p>Zusätzlich erwarben die Vereinigten Staaten im Verlauf des Oktobers argentinische Pesos auf den internationalen Finanzmärkten, wodurch sich die angekündigte Gesamtunterstützung Washingtons für Argentinien auf 40 Milliarden Dollar summierte.</p><p>Am 14. Oktober, ziemlich genau zwei Wochen vor den Wahlen in Argentinien, lud US-Präsident Trump den argentinischen Präsidenten ins Weiße Haus zu einem bilateralen Treffen ein und erklärte dort vor den laufenden Kameras der anwesenden Journalisten, dass die weitere finanzielle Unterstützung der USA für Argentinien von einem Wahlsieg Mileis abhängig sei:</p><blockquote><p>„Wenn er (Milei) verliert, werden wir gegenüber Argentinien nicht großzügig sein.“</p></blockquote><blockquote class="twitter-tweet"><p lang="en" dir="ltr">Trump on Milei: "If he loses, we will not be generous with Argentina." <a href="https://t.co/DvZzaEDqpG">pic.twitter.com/DvZzaEDqpG</a></p><p>— Aaron Rupar (@atrupar) <a href="https://twitter.com/atrupar/status/1978166829617971497?ref_src=twsrc%5Etfw">October 14, 2025</a></p></blockquote><p> <script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script></p><p>Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz <a href="https://www.theepochtimes.com/world/mileis-party-wins-argentinas-midterm-elections-5935195?utm_source=epochHG&utm_campaign=jj&s=35">wiederholte der US-Präsident die Drohung,</a> dass das 20-Milliarden-Stützungspaket für Argentinien nur Bestand haben wird, wenn Milei und seine Regierungspartei als Sieger aus den anstehenden Wahlen hervorgehen werden:</p><blockquote><p>„Ich stehe hinter diesem Mann, weil seine Philosophie richtig ist. (…) und wenn er gewinnt, bleiben wir bei ihm, und wenn er nicht gewinnt, sind wir weg.“</p></blockquote><p>Nach dem Wahlerfolg gratulierte Trump seinem wohl engsten politischen Verbündeten in Südamerika umgehend. Mileis Erfolg sei ein „großer Sieg“, eine „großartige Sache“ und Trump <a href="https://www.sueddeutsche.de/politik/argentinien-javier-milei-zwischenwahlen-wahlergebnis-erfolg-li.3328529">erklärte</a> dann abschließend:</p><blockquote><p>„Er hatte viel Hilfe von uns. Er hatte viel Hilfe.“</p></blockquote><p><strong>Die faktenfreien Jubelarien der libertären Blase in Deutschland</strong></p><p>Ein Großteil der libertären Blase in Deutschland feierte den Sieg von Milei, als hätte es diese massive politische und finanzielle Wahlkampfhilfe durch die US-Regierung nicht gegeben.</p><p>Beispielhaft sei auf Stefan Kooths verwiesen, Leiter des Prognosezentrums am Kieler Institut für Weltwirtschaft und Vorsitzender der Hayek-Gesellschaft. Dieser zelebrierte den Wahlsieg als „ein Signal an die Welt“ und behauptete (faktenfrei), die Wahlen seien aufgrund eines „klaren marktwirtschaftlichen Kurses im Regierungshandeln“ gewonnen worden:</p><blockquote class="twitter-tweet"><p lang="de" dir="ltr">Rückhalt für Reformen in <a href="https://twitter.com/hashtag/Argentinien?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Argentinien</a>: Gut für das Land und ein Signal an die Welt. Mit klarem marktwirtschaftlichen Kurs im Regierungshandeln lassen sich Wahlen gewinnen. Eine Ermutigung an alle, die es damit ernst meinen. <a href="https://twitter.com/apollo_news_de?ref_src=twsrc%5Etfw">@apollo_news_de</a><a href="https://t.co/XS3y07IMWE">https://t.co/XS3y07IMWE</a></p><p>— Stefan Kooths (@StefanKooths) <a href="https://twitter.com/StefanKooths/status/1982899678804127775?ref_src=twsrc%5Etfw">October 27, 2025</a></p></blockquote><p> <script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script></p><p>Eine Einschätzung, die selbst das <em>Handelsblatt</em>, libertären Ideen gegenüber durchaus aufgeschlossen, nicht teilt. Die Wirtschafts- und Finanzzeitung <a href="https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-trumps-hilfspaket-und-seine-erpressung-verhalfen-milei-zu-seinem-sieg/100168436.html">titelte</a> nach dem Wahlsieg von Milei erstaunlich deutlich: „Trumps Hilfspaket und seine Erpressung verhalfen Milei zu seinem Sieg“.</p><div class="imagewrap"><a href="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251028-Einmischung-Screen1.jpg"><img decoding="async" src="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251028-Einmischung-Screen1.jpg" alt="" title="" /><span></span></a></div><p>Die <em>Süddeutsche</em> wiederum erwähnt das Agieren der Trump-Regierung in einem Artikel unter der Überschrift <a href="https://www.sueddeutsche.de/politik/argentinien-javier-milei-zwischenwahlen-wahlergebnis-erfolg-li.3328529">„Javier Milei feiert einen überraschend deutlichen Sieg“</a> nur en passant, so als sei dies ein völlig normales, nicht zu kritisierendes Vorgehen:</p><div class="imagewrap"><a href="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251028-Einmischung-Screen2.jpg"><img decoding="async" src="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251028-Einmischung-Screen2.jpg" alt="" title="" /><span></span></a></div><p>Doch auch argentinische Wahlanalysten kommen zu einem ähnlichen Schluss wie das <em>Handelsblatt</em>. So <a href="https://www.infobae.com/opinion/2025/10/28/la-ola-violeta/">nennt</a> beispielsweise der renommierte Analyst Jorge Enríquez, neben den internen Aspekten („Überdrüssigkeit gegenüber dem Kirchnerismus (Links-Peronismus), die alltägliche Unsicherheit – insbesondere in den Vororten von Buenos Aires – und die Ermüdung gegenüber einem politischen Modell, das viele als erschöpft empfinden“), die Unterstützung durch Trump einen „entscheidenden Faktor“ bei der aktuellen Wahlentscheidung der Argentinier: </p><blockquote><p>„Ein weiterer entscheidender Faktor war die internationale Unterstützung, insbesondere die politische und finanzielle Unterstützung durch die Vereinigten Staaten. Die Regierung von Donald Trump und das US-Finanzministerium spielten eine wichtige Rolle, indem sie wichtige Finanzhilfen zur Stabilisierung der Reserven und zur Aufrechterhaltung der Glaubwürdigkeit des Wirtschaftsprogramms bereitstellten. Diese diskrete, aber konkrete Hilfe ermöglichte es, in kritischen Monaten das außenwirtschaftliche Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, und trug dazu bei, das Gefühl zu vermitteln, dass der Kurs zwar hart, aber machbar sei.“</p></blockquote><p><small>Titelbild: photofield/ Shutterstock</small></p><div class="moreLikeThis"><strong>Mehr zum Thema:</strong></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=139273">Mileis Außenminister in Berlin: Vertiefte Partnerschaft mit der NATO, Abbau von Grundrechten und „Geschmacklosigkeiten“</a></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=137126">Stimmen aus Argentinien: Das Urteil des Obersten Gerichtshofs und das Ende der Demokratie</a></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=136493">Vereinte Nationen warnen vor wachsender staatlicher Repression in Argentinien</a></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=129185">Skandal um Betrugsfall in Argentinien: Präsident Milei bewirbt dubiose Kryptowährung</a></div><p><img decoding="async" src="https://vg04.met.vgwort.de/na/272fcc243d684ca5a22f49fc0a4d49be" width="1" height="1" alt="" /></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141200</span> Bei den Zwischenwahlen in Argentinien am 26. Oktober fuhr die Partei „La Libertad Avanza“ von Präsident Javier Milei, der sich selbst als „Anarcho-Kapitalist“ bezeichnet, einen vielbeachteten Sieg ein. Einen Wahlsieg von über 40 Prozent, Bei den Zwischenwahlen in Argentinien am 26. Oktober fuhr die Partei „La Libertad Avanza“ von Präsident Javier Milei, der sich selbst als „Anarcho-Kapitalist“ bezeichnet, einen vielbeachteten Sieg ein. Einen Wahlsieg von über 40 Prozent, den in dieser Höhe keine Umfrage vorhergesagt und selbst enge Parteigänger nicht erwartet hatten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch nebenWeiterlesen Redaktion NachDenkSeiten 8:28 141200 „Russland muss für die Schäden aufkommen“ – O-Töne zur neuen Zuspitzung der Ukraine-Krise https://www.nachdenkseiten.de/?p=141171 Tue, 28 Oct 2025 11:00:49 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141171 <p>Nach dem Telefonat zwischen Wladimir Putin und Donald Trump am 16. Oktober und dem Washington-Besuch Wolodymyr Selenskyjs am 17. Oktober schien eine Regelung des Ukraine-Konflikts greifbar nah zu sein. Vereinbart wurde sogar, dass Putin und Trump in wenigen Wochen in Budapest zusammenkommen sollen, um Einzelheiten der Regelung zu besprechen. Letzte Woche kam aber ein heftiger</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141171">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141171</span> <p>Nach dem Telefonat zwischen Wladimir Putin und Donald Trump am 16. Oktober und dem Washington-Besuch Wolodymyr Selenskyjs am 17. Oktober schien eine Regelung des Ukraine-Konflikts greifbar nah zu sein. Vereinbart wurde sogar, dass Putin und Trump in wenigen Wochen in Budapest zusammenkommen sollen, um Einzelheiten der Regelung zu besprechen. Letzte Woche kam aber ein heftiger Rückschlag: Russland wollte einer sofortigen Waffenruhe an der jetzigen Frontlinie nicht zustimmen, worauf Trump mit der Verkündung von Sanktionen gegen russische Ölkonzerne reagierte, während die EU das 19. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedete. Eine neue Ausgabe der O-Töne.<br /><span id="more-141171"></span></p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><iframe loading="lazy" width="560" height="315" src="https://www.youtube-nocookie.com/embed/6ZnGSnvagKQ" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Russlands Außenminister Sergej Lawrow am 21. Oktober 2025</strong></p><p>„Eine sofortige Waffenruhe, von der jetzt plötzlich wieder die Rede ist, würde im Unterschied zu der Notwendigkeit, das Wesen des Problems zu regeln und seine grundlegenden Ursachen zu beseitigen, nur eins bedeuten, nämlich dass ein riesiger Teil der Ukraine unter Führung des Nazi-Regimes bleiben würde. Dies würde der einzige Ort auf der Erde sein, wo eine Sprache gesetzlich verboten ist – davon ganz zu schweigen, dass dies eine offizielle UNO-Sprache ist, die eine absolute Mehrheit der dortigen Bevölkerung spricht.“</p><p>(Quelle: <a href="https://vkvideo.ru/video-41859195_456241537">diplomat.ru</a>, ab Minute 7:43)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>US-Präsident Donald Trump am 22. Oktober 2025</strong></p><p>„Wir haben das Treffen mit Präsident Putin abgesagt. Es fühlte sich für mich nicht richtig an. Es fühlte sich nicht so an, als würden wir an unser Ziel gelangen. Also habe ich es abgesagt. Aber wir werden es in Zukunft tun. (…)</p><p>Ich kann nur sagen, dass ich jedes Mal, wenn ich mit Wladimir spreche, gute Gespräche führe. Und dann gehen sie nirgendwo hin. (…)</p><p>Ich denke, dass die Sanktionen sicherlich einen Einfluss haben werden. Es geht um massive Sanktionen im Ölsektor. Die beiden größten Ölkonzerne, sie gehören zu den größten in der Welt, aber sie sind russisch und machen viel Öl. Hoffentlich wird es vorangehen. Hoffentlich wird er vernünftig sein. (…)</p><p>Darin [im <em>Wall Street Journal</em> – Anm. der Red.] stand, dass ich der Ukraine die Erlaubnis gegeben habe, tief nach Russland zu schießen. Das habe ich nicht getan. Zweitens verwenden sie nicht unsere Raketen.“</p><p>(Quelle: <a href="https://www.youtube.com/live/0moOxFjwdn4">The White House</a>, ab Minute 2:40 und ab Minute 11:44 und ab Minute 18:15 und ab Minute 20:43)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NATO-Generalsekretär Mark Rutte am 22. Oktober 2025</strong></p><p>„Mit diesen Sanktionen verstärkt der Präsident heute den Druck natürlich auf beide Seiten, in diesem Fall auf Russland. Es geht darum, die Kalkulation zu ändern. Sie stellen sicher, dass Putin versteht, dass die Vision des Präsidenten von einem Waffenstillstand an diesem Wochenende, wie Sie [Donald Trump – Anm. der Red.] wörtlich gesagt haben, jetzt der erste Schritt sein muss; und dass er [Putin – Anm. der Red.] diese Vision wirklich akzeptiert und an den Verhandlungstisch kommt. Und dann muss man Druck machen, und gerade das hat er heute getan.“</p><p>(Quelle: <a href="https://www.youtube.com/live/0moOxFjwdn4">The White House</a>, ab Minute 18:57)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Übung der nuklearen Streitkräfte Russlands am 22. Oktober 2025</strong></p><p>Ein Video des Verteidigungsministeriums Russlands zeigt den Verlauf einer Übung der Führung der nuklearen Streitkräfte mit Bildern vom Kosmodrom Plessezk und von der Barentssee.</p><p><em>Putin</em>: „Guten Tag, werte Genossen. Wir haben heute ein planmäßiges, ich möchte das betonen, ein planmäßiges Training der Führung der nuklearen Streitkräfte, wie der Verteidigungsminister soeben berichtet hat. Fangen wir an.“</p><p>(Quelle: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=nYN8iNW6yes">AP</a>)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 21. Oktober 2025</strong></p><p>„Die Frontlinie kann Diplomatie entfachen. Stattdessen tut Russland weiterhin alles, um sich aus der Diplomatie herauszuwinden – und sobald die Frage der Langstreckenfähigkeiten für uns – für die Ukraine – weniger dringlich wurde, schwand Russlands Interesse an Diplomatie fast automatisch. Das signalisiert, dass genau dieses Thema – die Frage unserer Tiefschlagfähigkeiten – der unverzichtbare Schlüssel zum Frieden sein könnte. Je größer die Langstreckenreichweite der Ukraine, desto größer Russlands Bereitschaft, den Krieg zu beenden. Diese Wochen haben dies bekräftigt. Die Diskussion über Tomahawks erwies sich als die größte Investition in Diplomatie. Wir zwangen Russland, zu offenbaren, dass Tomahawks genau der Schlüssel sind, den es ernst nimmt.“</p><p>(Quelle: <a href="https://x.com/ZelenskyyUa/status/1980683702448386417">@ZelenskyyUa</a>, ab Minute 1:07)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Russlands Präsident Wladimir Putin am 23. Oktober 2025</strong></p><p>„Sollten solche Waffen gegen russisches Territorium eingesetzt werden, wird die Reaktion sehr ernst, wenn nicht sogar überwältigend sein. Es wäre gut, wenn sie sich Gedanken darüber machen.“</p><p>(Quelle: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0Gb2_IERpBY">kremlin.ru</a>, ab Minute 9:53)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Kaja Kallas, Außenbeauftragte und Vizepräsidentin der EU-Kommission, am 23. Oktober 2025</strong></p><p>„Zunächst werden wir das 19. Sanktionspaket verabschieden, das viele wichtige Punkte enthält, etwa in Bezug auf Energie und Finanzinstitute. Ziel ist es, Russland die Mittel zur Finanzierung dieses Krieges zu entziehen. Wir sind auch sehr froh über die Signale, die wir aus Amerika bezüglich der Sanktionen in Bezug auf Russland bekommen. Ich denke, es ist ein wichtiges Zeichen der Stärke, dass wir hier einer Meinung sind. Und natürlich werden wir auch über das Reparationsdarlehen sprechen. Es gibt noch einige Themen, die wir ansprechen müssen, aber ich denke, die grundlegende Botschaft ist, dass Russland für die Schäden, die in der Ukraine entstanden sind, verantwortlich ist und für diese Schäden aufkommen muss.“</p><p>(Quelle: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=iCwqU2sxrtI">DRM News</a>, ab Minute 0:18)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Russlands Präsident Wladimir Putin am 23. Oktober 2025</strong></p><p>„Was die neuen Sanktionen angeht, so gibt es zunächst einmal nichts Neues. Ja, sie sind sicherlich ernst für uns, das ist klar, und sie werden gewisse Konsequenzen haben, aber sie werden unser wirtschaftliches Wohlergehen nicht ernsthaft beeinträchtigen.“</p><p>(Quelle: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0Gb2_IERpBY">kremlin.ru</a>, ab Minute 2:46)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>US-Präsident Donald Trump am 24. Oktober 2025</strong></p><p><em>Journalistin</em>: „Präsident Putin hat heute erklärt, dass Russland gegen US-Sanktionen immun sei. Er sagte, dass dies keine ernsthaften Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben würde …“</p><p><em>Trump</em>: „Es freut mich, dass er so denkt. Das ist gut. Ich werde Sie in sechs Monaten darüber informieren. Mal sehen, wie das Ganze klappt.“</p><p>(Quelle: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=K_DgyzTRMnk">DRM News</a>, ab Minute 2:22)</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><small>Titelbild: Screenshots kremlin.ru, DRM News, x.com@ZelenskyyUa</small></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141171</span> 141171 Interview mit Ostasien-Experten David Kang: China will keine Weltmacht sein – westliche Projektionen und reale Prioritäten https://www.nachdenkseiten.de/?p=141184 Tue, 28 Oct 2025 10:00:21 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141184 <p><strong>David Kang</strong> ist Professor für Internationale Beziehungen an der University of Southern California und einer der führenden Kenner Ostasiens. Kang zeigt auf, dass Pekings Politik weit weniger von globalen Ambitionen als von innenpolitischen Prioritäten geprägt ist: Stabilität, Wohlstand und nationale Souveränität. Zugleich betont der Ostasien-Experten, dass die wichtigsten Staaten der Region – von Japan über</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141184">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141184</span> <p><strong>David Kang</strong> ist Professor für Internationale Beziehungen an der University of Southern California und einer der führenden Kenner Ostasiens. Kang zeigt auf, dass Pekings Politik weit weniger von globalen Ambitionen als von innenpolitischen Prioritäten geprägt ist: Stabilität, Wohlstand und nationale Souveränität. Zugleich betont der Ostasien-Experten, dass die wichtigsten Staaten der Region – von Japan über Vietnam bis Indien – westliche Bedrohungsszenarien für übertrieben halten. Ihre niedrigen Militärausgaben belegen, dass sie Peking nicht als aggressiven Expansionisten wahrnehmen. Die eigentliche Gefahr, so Kang, liege in westlicher Kriegshysterie, die das Risiko einer Eskalation, insbesondere um Taiwan, erheblich erhöht. Das Gespräch führte <strong>Michael Holmes</strong>.<br /><span id="more-141184"></span></p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><iframe loading="lazy" width="560" height="315" src="https://www.youtube-nocookie.com/embed/KzWKqeYk6aE" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Michael Holmes: Hallo, ich bin Michael Holmes, und heute habe ich das große Vergnügen, mit David Kang, Professor für Internationale Beziehungen an der University of Southern California, zu sprechen. Dave, Sie sind gerade in Los Angeles, herzlich willkommen.</strong></p><p><strong>David Kang</strong>: Vielen Dank für die Einladung.</p><p><strong>Sie sind Experte für Ostasien, und ich habe drei Ihrer Bücher gelesen: <em>„China Rising</em>”, ein großartiges Buch, auch wenn es, um ehrlich zu sein, mittlerweile vielleicht etwas veraltet ist, da es vor Xi Jinping geschrieben wurde. </strong><strong>Aber es gibt auch <em>„American Grand Strategy and East Asian Security in the 21st Century</em>”. </strong><strong>Ich denke, das ist das Buch, das ich zuerst empfehlen würde, und ich möchte Sie später zu diesem Buch befragen. Und dann gibt es noch <em>„Beyond Power Transitions“, </em>eine faszinierende Kritik der Literatur zum Thema Machtübergänge. Für alle Fans der internationalen Beziehungen ist das ebenfalls ein großartiges Buch.</strong></p><p><strong>Aber heute möchte ich zunächst mit Ihnen über einen Artikel sprechen, der mich sehr gefreut hat, denn der Artikel heißt „What Does China Want?”. Er ist sehr überzeugend. Sie haben ihn zusammen mit zwei Co-Autoren geschrieben, die ebenfalls beide China-Experten sind, und er zeigt wirklich Ihre Fachkompetenz. </strong></p><p><strong>Lassen Sie mich also gleich mit dieser Frage beginnen: Dave, was will China?</strong></p><p>David Kang: Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Es ist eine große Ehre, wenn jemand tatsächlich liest, was man schreibt. Ich habe lange an dieser Idee gearbeitet. Meine beiden Co-Autoren sind junge Wissenschaftler. Jackie ist mein Doktorand – er hat gerade seine Promotion abgeschlossen. Zenobia hat gerade ihre Promotion abgeschlossen, und wir kennen uns alle schon seit Jahren. Das Projekt entstand, als wir alle unsere Enttäuschung darüber zum Ausdruck brachten, wie Chinas Ambitionen im Westen dargestellt und zunehmend als selbstverständlich hingenommen werden: dass China globale Ambitionen hat, dass es eine Supermacht sein will, dass es die Vereinigten Staaten verdrängen will, dass es gefährlich ist. Viele amerikanische Politiker und Wissenschaftler sprechen von China als einer existenziellen Bedrohung für die Vereinigten Staaten, was bedeutet, dass es die Vereinigten Staaten auslöschen will. Ich meine, das ist einfach übertriebene Sprache.</p><p>Unsere Sichtweise ist eine andere, und tatsächlich glauben wir, dass unsere Sichtweise in Ostasien ziemlich mainstream ist, nämlich dass Chinas Anliegen viel mehr intern als extern sind. Es geht viel mehr um Innenpolitik, um alle Probleme, die sich aus einer schnell wachsenden und sich verändernden Gesellschaft ergeben, um sein Hoheitsgebiet – um innenpolitische, nicht um außenpolitische Fragen. Und es geht viel mehr um den Status quo als um Revisionismus. Es hält sich an viele der Regeln, die von der übrigen Welt, vor allem vom Westen, aufgestellt wurden.</p><p>Es ist keine revisionistische Macht, die danach strebt, die Vereinigten Staaten zu verdrängen. Wir sehen dafür fast keine Anzeichen. Deshalb haben wir diesen Artikel geschrieben, in dem wir sagen, dass Chinas Ambitionen viel begrenzter oder eingeschränkter sind, als die Menschen tendenziell denken.</p><p><strong>Nun, Sie müssen die strenge Methodik, die Sie verwendet haben, etwas näher erläutern, denn ich sagte, es sei ein wissenschaftlicher Artikel. Es handelt sich nicht nur um Spekulationen.</strong></p><p>Ja. Nun, okay, eine Sache, die uns tatsächlich gestört hat, für die Intellektuellen oder Nerds da draußen, ist, dass die Leute dazu neigen, sich auf eine Sache zu konzentrieren, einen Satz eines chinesischen Führers oder vielleicht nicht einmal eines chinesischen Führers, sondern nur eines Sprechers oder eines Professors in China, und dann zu sagen: Seht her, wir kennen Chinas Ambitionen.</p><p>Tatsächlich neigen sie dazu, zwei Dinge zu tun. Sie neigen dazu, zu sagen: „Oh, schaut mal, was diese Person gesagt hat, China will die Welt erobern.“ Und wenn China das nicht sagt, sagen sie: „Wir wissen, wie man zwischen den Zeilen liest, wir können aus den Teeblättern lesen. China sagt vielleicht nette Dinge, aber sie meinen es nicht wirklich ernst. Das ist sehr selektiv.“</p><p>Was wir taten und was ich begonnen hatte, war, dass ich angefangen hatte, einige Bücher zu lesen, die derzeit besonders für die amerikanische Außenpolitik sehr wichtig sind. Ich war sehr enttäuscht darüber, wie sie ihre chinesischsprachigen Quellen verwendeten. Die Dissertationen meiner beiden Co-Autoren befassten sich damit, tatsächlich zu messen und zu zählen, was China sagt. Man pickt sich also nicht einfach ausgewählte Zitate heraus.</p><p>In unserem Artikel haben wir beispielsweise versucht, so systematisch wie möglich vorzugehen. Wie viele Reden hat Xi Jinping gehalten? Wie oft hat er die USA erwähnt? Worüber spricht er in all diesen Reden? Wir haben das gezählt und gemessen und können eindeutig zeigen, dass es Xi Jinping, wenn er über die Vereinigten Staaten spricht, um Zusammenarbeit und Kooperation geht. Es geht nicht um Wettbewerb und darum, die USA zu übernehmen.</p><p>Wenn es um die <em>PLA Daily </em>oder einige der wichtigsten chinesischen, maßgeblichen chinesischen Quellen geht, haben wir buchstäblich etwa 20.000 verschiedene Artikel, in denen wir uns ansehen, worüber sie sprechen. Und es geht überwiegend um Zusammenarbeit, um Wirtschaft, nicht darum, die Vereinigten Staaten zu übernehmen. Wir können also tatsächlich sagen, dass wir diese Artikel gelesen, gezählt und gemessen haben, sodass wir versuchen, viel vorsichtiger zu sein, als einfach nur das zu bestätigen, was wir finden wollen.</p><p><strong>Damit unsere Zuschauer das verstehen: Sie haben dafür auch KI eingesetzt, glaube ich?</strong></p><p>Nicht unbedingt KI. Es gibt eine Reihe von statistischen Verfahren, die man anwenden kann. Wir haben alle Reden von Xi Jinping genommen – das ist wahrscheinlich die einfachste Art, dies zu erklären – und dann haben wir uns angesehen, wie oft er die Vereinigten Staaten erwähnt, wie viele Wörter davor und danach stehen und welche Ausdrücke er häufig verwendet. Computer können das viel schneller zählen, als wir es von Hand tun könnten.</p><p>Es handelt sich also nicht um KI, aber es ermöglicht uns, mithilfe von Berechnungstechniken diese Artikel zu „scrapen” und dann zu sehen, welche Ausdrücke häufig vorkommen. Der Computer geht diese dann durch, fasst sie zusammen und sagt: Das sind die zehn häufigsten Themen, die sich durch die Reden ziehen. Hier ist die Reihenfolge, in der sie vorkommen. Und das kann nur dann als maßgeblich gelten, wenn es von Hand kodiert wurde, wenn wir eine bestimmte kleinere Anzahl dieser Reden genommen und von Hand kodiert haben. Wir haben sie gelesen und dann manuell kodiert, um sie mit dem Ergebnis des Computers zu vergleichen. Man geht hin und her und kann dann diese großen Sprachmodelle entwickeln, wie sie genannt werden – eine Reihe von computergestützten Techniken, mit denen man systematisch herausfinden kann, worüber die Leute sprechen, ähnliche Phrasen oder negative Phrasen.</p><p><strong>Und das haben Sie im Grunde genommen für die wichtigsten Führer der Kommunistischen Partei Chinas und die wichtigsten Zeitungen gemacht?</strong></p><p>Ja. Und hier ist die Sache: Wir schreiben gerade ein Buch, für das ich ganz ungeniert Werbung machen sollte. Denn in dem Artikel selbst, der sehr lang war, wahrscheinlich 16.000 Wörter, mussten wir uns wirklich kurzfassen – selbst da konnten wir einige der wichtigsten Phrasen nicht behandeln. Aber in einem längeren Buch können wir über die 40 wichtigsten Phrasen sprechen und diese Zeitung und <em>Qiushi, </em>die internen Dokumente der Partei, durchgehen und so weiter und so fort. Wir können uns wirklich ausbreiten und zeigen.</p><p>Also mussten wir die wichtigsten Phrasen auswählen, und für unseren Artikel haben wir die Phrasen genommen, auf die andere Leute sich konzentriert hatten. Die Pessimisten hatten sich darauf konzentriert und gesagt: Aha, China will die Vereinigten Staaten übernehmen. Eine davon ist zum Beispiel „Aufstieg des Ostens, Niedergang des Westens”.</p><p>Okay, dieser Satz wurde manchmal von Xi Jinping und manchmal in <em>der</em><em> PLA Daily </em>verwendet. Und in Washington, D.C. haben die Leute gesagt: „Aha, sie werden versuchen, die Macht zu übernehmen, sie wollen dies und das.“ Und wir zeigen ziemlich systematisch, dass der Kontext, in dem dieser Ausdruck verwendet wird, keine Herausforderung für die Vereinigten Staaten darstellt. Es begann im Grunde genommen mit der Finanzkrise von 2008, die ein massives Problem war.</p><p><strong>Es wird nicht als Anspruch verwendet, sondern als Beschreibung dessen, was in der Welt geschieht, richtig?</strong></p><p>Ja. Ich meine, darüber gibt es nicht so viele Meinungsverschiedenheiten, aber es ist kein Ausdruck von Ambitionen. Es ist eine Beschreibung der Welt, und das haben wir versucht zu zeigen.</p><p><strong>Und natürlich gefällt ihnen das, weil sie auf dem Vormarsch sind, aber das ist doch klar. Was haben Sie über die Ambitionen herausgefunden, die sie in ihrer Außenpolitik zum Ausdruck bringen? Haben sie den Ehrgeiz, zumindest regionale Führungsmacht zu werden, wenn schon nicht globale Führungsmacht?</strong></p><p>Nun, hier gibt es einen Unterschied, den wir machen müssen, nicht wahr? Geht es um Hegemonie oder die Vorherrschaft einer Supermacht, worüber wir Amerikaner so gerne sprechen? Wir sind die Nummer eins. Wir sind größer, wir sind führend, wir sind weltweit die Nummer eins in allem.</p><p>Wenn Chinesen von globaler Führungsrolle sprechen, dann ist das multilateral. Es heißt nie: Wir sind die Führungsmacht. Es heißt: Ja, wir sind eine der Führungsmächte, und China ist seit Jahrzehnten eine der Führungsmächte des sogenannten Globalen Südens. Aber nicht die Einzige, und es versucht auch nicht, die Einzige zu sein. Brasilien, Indien, es gibt eine Reihe von Ländern, die eindeutig Führungsmächte sind, und China sieht sich selbst auch so.</p><p>Aber es ist eine multilaterale Sichtweise auf die Welt, und sie sprechen ständig über Multilateralismus, sind bereit, mit anderen zusammenzuarbeiten, und zeigen eine Bescheidenheit, die man von amerikanischen Führern oder Präsidenten niemals erwarten würde. Sie sagen ständig, dass sie bereit sind, von anderen Ländern zu lernen, und dass sie ihre eigenen Vorstellungen nicht aufzwingen wollen. So etwas hört man von Amerikanern nie.</p><p><strong>Und dazu gehört auch der Westen, von dem sie lernen möchten?</strong></p><p>Oh, absolut! Ich meine, das ist keine bestimmte Art von „Wir sind nur bereit, von diesen anderen zu lernen“. Es ist eher eine Herangehensweise an die Welt. Ein Beispiel dafür wäre die Belt and Road Initiative. Okay? Das ist ein Schlagwort, das im Westen als explizite, jahrzehntelange Strategie der chinesischen Führung verwendet wird, um die Welt mit Gürteln und Straßen zu umgeben, die Teil der chinesischen Wirtschaftsstrategie sind.</p><p>Insbesondere Zenobia, meine Co-Autorin, hat ihre Dissertation darüber geschrieben und sich mit dem chinesischen Einfluss durch die Belt and Road Initiative befasst. In ihrer gesamten Dissertation hat sie Tausende von Reden und alle Daten und all diese Dinge untersucht. Und was sie herausgefunden hat, ist interessanterweise, dass es bei der Einflussnahme Chinas oder dem Einfluss, den China durch die Belt and Road Initiative ausübt, nicht darum geht, chinesische Ideen zu verbreiten.</p><p>Amerika läuft herum und sagt anderen Ländern, wie sie etwas zu tun haben, nicht wahr? Wir sind ziemlich aufdringlich. Ihr müsst eine Demokratie sein, ihr braucht mehr Menschenrechte. China tut das nicht. Es geht nicht darum, andere Länder zu verändern. Es geht darum, Unterstützung für die Themen zu bekommen, die China als seine wichtigsten ansieht, insbesondere Taiwan und andere Souveränitätsfragen.</p><p>Sie versuchen also, Einfluss zu gewinnen, aber es geht um Unterstützung, zum Beispiel von Indonesien oder Ghana oder anderen Ländern, für ihre Haltung gegenüber Taiwan. Es ist eher eine interne als eine externe Angelegenheit. Es ist also eine ganz andere Sichtweise dessen, was wir unter Einfluss oder Ähnlichem verstehen.</p><p><strong>Aber abgesehen davon: Gibt es irgendwelche Zitate von Xi Jinping oder den führenden, wichtigsten Persönlichkeiten der Kommunistischen Partei oder den wichtigsten Medien, die darauf hindeuten, dass sie eine Art versteckte Strategie haben? Ich meine, vielleicht sind sie nicht so offen damit, vielleicht verbergen sie es. Ich spiele hier ein bisschen den Advocatus Diaboli, weil ich mir vorstellen kann, dass die Leute das über Ihren Artikel sagen würden. Sie verbergen nur ihre wahren Ambitionen. Wie können Sie sicher sein, dass das nicht wirklich der Fall ist?</strong></p><p>Das ist auch einer der Gründe, warum wir das Buch schreiben, nicht wahr? Denn Sie wissen ja, was die Leute sagen werden: Wir wissen, dass die Chinesen lügen, wenn sich ihre Lippen bewegen. Es gibt Leute, die sagen, wir können nichts von dem glauben, was sie sagen. Natürlich werden sie das eine sagen und etwas anderes tun.</p><p>Ein großes Problem, das wir mit einem Großteil der Forschung zu China haben, ist, dass sie nicht sehr systematisch ist. Es gibt eine ganze Literatur im Bereich der internationalen Beziehungen über billige Reden, genau darüber: Woher wissen wir, wann Länder sagen, was sie meinen? Wann lügen sie? Natürlich kann man bestimmte Dinge sagen, um den Feind einzulullen, um ihn zu überraschen usw. Das wird also schon seit Jahrzehnten und Jahrzehnten untersucht.</p><p>Was wir nicht tun, ist einfach wieder nur das Beste herauszupicken und zu sagen: Nun, sie sagen, sie wollen keinen Krieg, aber wir wissen es besser als sie. Das muss man irgendwie belegen können. Und dabei gibt es zwei interessante Aspekte.</p><p>Wir konnten tatsächlich in den 90er-Jahren, nachdem die Sowjetunion zusammengebrochen war, die Diskussionen des Präsidiums und der Parteispitze in Moskau einsehen, und ein Großteil ihrer öffentlichen Propaganda <em>in der</em><em> Prawda </em>spiegelte die tatsächlichen Entscheidungen wider. Ich meine, das war wirklich interessant. Es gibt viele Belege dafür, dass sie sagten, was sie meinten.</p><p>Und wenn wir nach China gehen, wird immer sofort auf die Idee angesprungen, dass es einen geheimen Plan oder etwas Ähnliches gibt. Und wir sagen, dass sie vielleicht einen geheimen Plan zur Eroberung Taiwans haben. Wir haben jedoch festgestellt, dass es im Allgemeinen nur sehr wenige Anhaltspunkte dafür gibt. Es gibt nur sehr wenige Leute, die aus der Reihe tanzen und sagen: „Oh, wissen Sie, ups.“ Es gibt diese vagen Äußerungen von Xi Jinping oder anderen Führern über einige Ziele, die sie haben und die sehr gut in einen kommunistischen chinesischen, ja sogar in einen größeren kommunistischen Dialog passen, aber sicherlich in den kommunistischen chinesischen Dialog über die Festlegung von Fünfjahreszielen, die Festlegung von langfristigen Plänen und Ähnliches. Aber diese sind in der Regel sehr vage. Und was einen geheimen 100-Jahres-Plan oder ein langfristiges Spiel angeht, so sehen wir dafür überhaupt nicht viele Anzeichen.</p><p><strong>Ja, das wäre eine große Verschwörung, denn die KPCh ist die größte Partei der Welt, oder nicht?</strong></p><p>Im Moment ist sie das, ja. Natürlich, und es sind eine Milliarde Menschen dort.</p><p>V<strong>iele Mitglieder der chinesischen Führung müssten einfach immer den Mund halten über ihren geheimen Plan, die Welt zu erobern, und davon sieht man nichts.</strong></p><p>Nun, vor allem, wenn es um das geht, was China wichtig ist – und hier kommen wir zu dem, was leere Worte sind, und wann nehmen wir sie ernst? China hat uns immer wieder gesagt, was ihnen wichtig ist, und die Sache ist, dass wir dazu neigen, ihnen zu glauben.</p><p>Wir wissen, dass China sich um Taiwan sorgt. Wir wissen, dass ihnen das wichtig ist. Das ist keine Überraschung. Und sie sagen, wenn Taiwan die Unabhängigkeit erklärt, behalten sie sich das Recht vor, Gewalt einzusetzen – sie sagen nicht, dass sie einmarschieren werden. Es gibt keinen Plan, dass sie einmarschieren werden.</p><p>Aber sie sagen, dass sie sich das Recht vorbehalten, Gewalt anzuwenden. Und die Sache ist, dass ihnen das jeder glaubt, oder? Was sie nicht sagen, und was besonders interessant ist, ist, dass die Länder um China herum keine Angst zeigen, dass China plant, einzumarschieren.</p><p>Vietnam zeigt keine Angst, dass China irgendwie einen Überraschungsangriff über die Grenze hinweg starten könnte. Tatsächlich marschierten Einheiten der Volksbefreiungsarmee beim 50. Jahrestag des Sieges Vietnams über die Vereinigten Staaten mit. Im Mai dieses Jahres marschierten Einheiten der Volksbefreiungsarmee in Hanoi. Sie arbeiten eng zusammen.</p><p><strong>Darum geht es in Ihrem Buch <em>„American Grand Strategy and East Asian Security</em>”. In diesem Buch zeigen Sie, dass alle großen Länder Ostasiens nicht sonderlich besorgt über den Aufstieg Chinas sind. Sie haben ihre Probleme, die Sie aufzeigen. Sie sprechen sie alle an.</strong></p><p>Ja. In der Regel werden diese Probleme von beiden Seiten als wichtig angesehen, aber niemand denkt ernsthaft an einen Krieg.</p><p><strong>Mit Taiwan als einer großen Ausnahme. Das ist es, was ich aus all Ihren Büchern und Artikeln mitnehme, dass im Grunde genommen vieles, was der Westen über China sagt, nur interne Angelegenheiten sind, wie Xinjiang, Tibet und Hongkong. Der Westen kann also nicht viel dagegen tun.</strong></p><p><strong>Als ich in Hongkong war, habe ich Joshua Wong, den Anführer der Demokratiebewegung, interviewt und ihm gesagt: ‚Lassen Sie mich ehrlich sein, ich glaube, Sie haben zwei große Fehler gemacht, und ich habe viel Sympathie für die Demokratiebewegung, aber ich finde, erstens wenden Sie zu viel Gewalt an. Sie sind China ausgeliefert. Ihre einzige Chance ist Gewaltlosigkeit, Sie müssen den moralischen Kampf gewinnen. Und die andere ist, sich mit dem Westen, mit den Feinden Chinas, zu verbünden. Sie hätten sagen sollen: Das ist unser Kampf, der Kampf der Chinesen, der Hongkonger.‘</strong></p><p><strong>Das hat ihn irritiert. Natürlich hat er nicht gesagt: Ja, okay, du hast recht, aber er mochte die Debatte, das muss man sagen. Was ich sagen will, ist, dass dies definitiv interne Angelegenheiten sind.</strong></p><p><strong>Und dann gibt es noch die Länder in Ostasien: Japan, Südkorea, die Philippinen, Vietnam, Indonesien, Thailand. Und was Sie in Ihrem Buch zeigen, ist, dass sie alle nicht sonderlich besorgt über den Aufstieg Chinas sind. Sie haben zwar ihre Bedenken, aber sie bereiten sich nicht auf einen Krieg mit China oder Ähnliches vor. Können Sie das etwas näher erläutern?</strong></p><p>Ja, und das führt uns zurück zu der Frage, ob es einen geheimen Plan Chinas gibt, die Welt zu erobern. Denn die Länder, die China viel besser kennen als die Vereinigten Staaten und die neben China liegen, sollten viel besorgter sein als die USA. Aber das sind sie nicht.</p><p>Und das ist für uns Amerikaner ein ständiges Problem, weil wir immer sagen: Wartet ab, die werden schon noch zur Vernunft kommen, sie wissen einfach nicht, was gut für sie ist. Ich meine, das ist unglaublich herablassend von uns Amerikanern, oder? Ich weiß besser als diese Koreaner, was sie wollen. Wie können sie nicht erkennen, dass wir die Guten und China die Bösen sind?</p><p>Aber die Länder in dieser Region zeigen keine existenzielle Angst vor China. Und ich sage das so: Ja, wie Sie bereits angemerkt haben, haben sie Probleme. Sie haben definitiv Probleme. Aber mit einem großen China zu leben, ist für diese Länder unvermeidlich. Und das tun sie schon seit langer Zeit, und sie planen, es noch mehr zu tun, und sie lernen, sich zu wehren.</p><p>Als ich vor ein paar Jahren in Vietnam war, sagte ein Mann aus einer der Militäreinheiten, jeder vietnamesische Führer müsse wissen, wie man sich gegen China behauptet, und jeder vietnamesische Führer müsse in der Lage sein, mit China auszukommen. Und wenn er nicht beides gleichzeitig kann, sollte er nicht der Führer Vietnams sein.</p><p>Und das ist wahrscheinlich die beste Sichtweise, die viele Länder vertreten. Ja, man muss sich gegen China wehren. Ja, es gibt Probleme, und China kann ein Tyrann sein. Aber sie machen sich keine Sorgen, dass China in ihr Land einmarschieren und es erobern könnte.</p><p>Taiwan ist anders, denn die Chinesen werden Ihnen sagen, dass es sich überhaupt nicht von Xinjiang oder Hongkong unterscheidet. Das ist eine interne Angelegenheit. Und die Sache ist, dass alle anderen Länder in der Region China in dieser Frage zustimmen.</p><p>Ich habe vor ein oder zwei Monaten eine Meinungsumfrage in Korea gelesen, in der gefragt wurde, ob Korea sich militärisch engagieren sollte, wenn es zu einem Krieg um Taiwan käme. Nur etwa fünf Prozent waren dafür. Niemand will das – das ist nicht unser Problem. Wir mischen uns nicht ein.</p><p>Ein besseres Beispiel dafür ist, dass vor etwa drei Jahren Nancy Pelosi, eine hochrangige US-Kongressabgeordnete, nach Taiwan gereist ist. Das ist eine große Sache, weil sie damit ihre Unterstützung für die Demokratie und alles andere bekundet. Nun, buchstäblich innerhalb der nächsten ein oder zwei Tage danach haben alle Länder in der Region öffentlich ihre Ein-China-Politik bekräftigt. Vietnam, die Philippinen, Japan, Indien, die ASEAN – alle Länder haben sich zu Wort gemeldet und gesagt: Es gibt nur ein China, das ist nicht unser Problem, klärt das unter euch. Kein einziges Land hat sich zu Wort gemeldet und gesagt: Hurra, Demokratie, Taiwan sollte unabhängig sein.</p><p>Und das zeigt, dass dies etwas anderes ist. Die Länder betrachten Chinas Politik gegenüber Taiwan nicht als Vorläufer für sich selbst, weil es etwas anderes ist. Das ist eine chinesische Angelegenheit. Die Amerikaner sehen Taiwan und sagen: Das ist einfach ein anderes Land! Wenn China Taiwan angreift, ist das ein Beispiel dafür, was sie mit den Philippinen machen werden, oder so etwas in der Art. Viele Leute reden davon, dass China die Philippinen angreifen könnte. Aber nein! Niemand auf den Philippinen glaubt wirklich, dass China angreifen wird. Sie sind sich in einigen Punkten nicht einig, aber sie machen sich keine Sorgen um ihr Überleben. Die Länder in der Region verhalten sich also nicht so, als ob sie das täten.</p><p><strong>Okay, also im Grunde genommen zeigen Sie in Ihren Büchern und Artikeln sehr überzeugend, dass es <em>ein</em> großes Problem gibt – natürlich gibt es viele kleinere Probleme mit China, wie bei jeder anderen Großmacht auch –, aber das eine große Problem ist im Grunde genommen Taiwan.</strong></p><p><strong>Können Sie uns eine kurze Einführung in die Geschichte geben? Das hängt mit dem Jahrhundert der Demütigung zusammen, das meiner Meinung nach für das chinesische Volk und die chinesische Führung äußerst wichtig ist und das die Menschen im Westen wirklich verstehen sollten. Denn im Grunde genommen haben wir, der Westen, China in der modernen Geschichte 100 Jahre lang viel Schaden zugefügt, nicht nur wir, sondern auch Japan, das zu Beginn des Jahrhunderts der Demütigung unser Verbündeter war. Später war es auch unser Feind. Wie und warum ist das wichtig für das Verständnis des Taiwan-Problems?</strong></p><p>Das Interessante an Taiwan ist Folgendes, und ich werde das auch irgendwann einmal aufschreiben: Taiwan war nie ein unabhängiges Land.</p><p>Historisch gesehen war Taiwan ein Grenzgebiet. Es gab einige Menschen, die dort lebten, und es gab Piraten, die sich dort versteckten. Es war eine Insel vor der Küste Chinas. Es war ein Grenzgebiet. Die Völker, die historisch gesehen auf Taiwan lebten, organisierten sich nie zu einer politischen Einheit, die dann diplomatische Beziehungen zu China, Japan oder Korea unterhalten konnte.</p><p>Dies unterscheidet sich von der Insel Okinawa, die früher Ryukyu hieß. Es war ein unabhängiges Königreich, das formelle diplomatische Beziehungen, Tributbeziehungen zu China, Japan und Korea unterhielt. Es existierte als unabhängiges Land.</p><p>In den 1870er- und 1880er-Jahren eroberte Japan das Königreich Ryukyu, gliederte es als Präfektur Okinawa ein, und heute ist es Teil Japans. Und das wird sich nie wieder ändern.</p><p>Taiwan war immer ein mehr oder weniger chinesisches Grenzgebiet. Darüber gibt es keinen Streit. Im 17. Jahrhundert flohen einige Überlebende einer Schlacht der Ming-Dynastie in China auf die Insel, und es kam zu Kämpfen. Im Jahr 1683 begann die Qing-Dynastie, die taiwanesische Insel als Teil der Präfektur Fujian zu verwalten. Seit 400 Jahren wird sie also als Teil des chinesischen Territoriums verwaltet. Es war ein Grenzgebiet, das geschlossen wurde, genauso wie die Amerikaner nach Westen zogen und begannen, Grenzgebiete in US-Territorium umzuwandeln, was man nun gut oder schlecht finden mag. Wir geben es niemals zurück. Das ist in Taiwan passiert. Aber es gab dort überhaupt keine formelle Regierung.</p><p>Japan hat sie 1895 gestohlen. Nach dem Krieg gab es einen Vertrag. Wir zitieren in dem Artikel, und wir werden noch mehr davon zitieren, dass der damalige Botschafter der Qing-Dynastie 1895 zu Japan sagte: ‚Taiwan ist Teil Chinas. Wenn ihr es nehmt, wird es für Generationen Probleme zwischen unseren Ländern geben.‘ Er hatte recht, nicht wahr? Mit anderen Worten: Die Vorstellung, dass Taiwan ein Teil Chinas ist, ist nicht neu. Sie ist Jahrhunderte alt. Und so sehen es die Chinesen. Wir müssen dem nicht zustimmen, aber wir sollten wissen, dass die Chinesen es so sehen.</p><p>Nach vielen historischen Ereignissen erklärte die USA 1943 bei den Kairoer Gesprächen während des Zweiten Weltkriegs, dass Taiwan an China zurückgegeben werden würde. Niemand widersprach dem. Bis in die 1990er-Jahre waren sich sowohl Nationalisten als auch Kommunisten, die um die Kontrolle über ganz China kämpften, einig, dass Taiwan Teil Chinas sei.</p><p>Erst mit dem Aufkommen der Demokratie in Taiwan gab es Menschen, die dafür stimmten, dass sie nicht Teil Chinas sein wollten. Das Thema der taiwanesischen Unabhängigkeit ist also eigentlich sehr neu. Aber das Thema, dass Taiwan von China abgezogen wird, ist sehr alt, es gibt es schon lange, und die Chinesen mögen es nicht.</p><p>Es handelt sich also nicht um ein neues Thema, das von der aufstrebenden Regierung der Volksrepublik China aufgeworfen wurde. Es ist buchstäblich ein Thema, das seit der Qing-Dynastie, wenn nicht sogar seit der Ming-Dynastie, über die Qing-Dynastie und die KMT bis hin zur Volksrepublik China besteht. Es ist ein chinesisches Anliegen, Taiwan zurückzugewinnen. Das muss uns nicht gefallen, aber so sehen sie es, und ich denke, wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir es betrachten, ohne zu verstehen, wie die Chinesen diese Sache sehen.</p><p><strong>Was mich an diesem Thema wahnsinnig macht und worüber im Westen fast niemand spricht, ist, dass in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg und dem chinesischen Bürgerkrieg die Kuomintang behauptete, Taiwan sei Teil Chinas, und dass sie ganz China von den Kommunisten zurückerobern und zurückkehren würden, wobei Taiwan nur eine Provinz sein würde, und dass sie die Menschen in Taiwan, die anderer Meinung waren, brutal unterdrückten. Im Grunde genommen gab es also bereits eine Invasion chinesischer Truppen in Taiwan mit brutaler Unterdrückung und Diktatur, aber sie wurde von der Kuomintang mit starker Unterstützung der Vereinigten Staaten durchgeführt.</strong></p><p><strong>Das mag für Menschen, die das zum ersten Mal hören, verwirrend sein, aber ich habe die Folterkammern und das Museum in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans, besucht, und die Menschen erinnern sich noch immer daran.</strong></p><p>Absolut richtig. Ich meine, in gewisser Weise sollten die Taiwanesen natürlich selbst entscheiden können. Das verstehe ich. Es gibt auch ein größeres Problem, dass sie – sie haben nicht mehr Chancen auf Unabhängigkeit als Kalifornien. Wir sind Teil von Amerika. Wir können nicht darüber abstimmen – ich meine, wir könnten es wohl, aber das ist unrealistisch.</p><p>Das Problem ist also, ohne Taiwans Problem herunterspielen zu wollen, dass es in China genauso gesehen wird wie Kalifornien. Es gab zum Beispiel nie einen Streit darüber, ob Koreaner Koreaner sind. Eines der Probleme, das ich habe, eine der Enttäuschungen ist, dass ich in den letzten Jahren sehe, dass nicht China versucht, den Status quo zu ändern, sondern eher Taiwan und die Vereinigten Staaten, was ich für sehr, sehr gefährlich halte.</p><p>Damit meine ich Folgendes: Mitte der 1970er-Jahre haben die VR China, die KMT oder Taiwan und die Vereinigten Staaten eine Vereinbarung getroffen. Diese Vereinbarung sah im Wesentlichen vor, dass Taiwan wie ein unabhängiges Land agieren konnte. Es konnte seine eigene Flagge haben, es konnte seine eigene Währung haben, es konnte sogar eine Demokratie werden. Und die Chinesen, die VR China, würden das zulassen, solange Taiwan nicht offiziell die Unabhängigkeit erklärte. Du kannst dich wie ein Land verhalten, nur darfst du dich nicht als Land bezeichnen.</p><p>Und die Vereinigten Staaten sagten: ‚Okay, wir sind nicht einverstanden, wir verstehen, dass ihr, China, denkt, dass es nur ein China gibt. Wir sind nicht unbedingt damit einverstanden, aber wir verstehen, dass ihr das denkt. Wendet nur keine Gewalt an, greift Taiwan nicht an, und alles ist in Ordnung.‘</p><p>Und China sagte: ‚Erkennt einfach an, dass es uns gehört, erkennt an, dass wir die Ein-China-Politik vertreten, und dann ist alles in Ordnung.‘ Diese Vereinbarung, bei der wir uns zwar alle uneinig sind, aber vereinbaren, dass wir uns uneinig sind, hat es China ermöglicht, reich zu werden. Sie hat es Amerika ermöglicht, mit beiden Ländern Handel zu treiben und reich zu werden. Sie hat es Taiwan ermöglicht, reich zu werden und eine Demokratie zu werden.</p><p>Warum sollten wir diesen Status quo ändern? Er funktioniert gut. Schieben wir das Problem einfach noch weitere 40 Jahre vor uns her. Angesichts der Alternativen, warum ändern wir den Status quo? Das verstehe ich nicht.</p><p><strong>Ich erinnere mich an ein Gespräch, das ich mit einem jungen Chinesen hatte. Er sagte: ‚Ich verrate dir ein Geheimnis. Ich glaube, dass Taiwan zu China gehören sollte, aber ich bin nicht bereit, dafür Krieg zu führen. Ich möchte gute Beziehungen, ich möchte Geschäfte machen, ich möchte Geld verdienen, und alles andere ist mir egal. Und ich glaube, dass die meisten Menschen in Taiwan eigentlich unabhängig sein möchten, aber sie sind nicht so ehrlich, was das angeht. Ich glaube, dass die große Mehrheit der Chinesen so denkt wie ich. Wenn man also einfach den Mund hält und alles so lässt, wie es ist, wird alles gut. Wir machen einfach so weiter, es ist ein bisschen heuchlerisch, wir sagen, es ist Teil von China. Wir spielen dieses Spiel. Aber wenn sie uns beleidigen, wenn sie uns provozieren, wenn sie auf die Unabhängigkeit Taiwans drängen, dann könnten wir tatsächlich in den Krieg ziehen, und ich werde am Ende in diesem Krieg kämpfen, weil ich glaube, dass es Teil von China ist.‘ Glaubst du, dass das sozusagen die Einstellung in China ist? Hat der junge Mann mir ein Geheimnis verraten?</strong></p><p>Ich meine, das ist nicht wirklich ein Geheimnis, oder? Aber es ist – ich denke, das ist die vorherrschende Meinung, dass die meisten Menschen in China Taiwan als chinesisch betrachten. Sie sind nicht bereit, es aufzugeben, vor allem nicht, wenn Amerika sie schikaniert und beleidigt. Aber niemand will wirklich einen Krieg beginnen.</p><p>Wenn man sich die beiden derzeit schwierigsten Probleme auf der Welt ansieht, dann sind das die Nordkorea-Frage und die Taiwan-Frage. Wenn man diese beiden Probleme vergleicht, dann hat man bei der Taiwan-Frage viel mehr Fortschritte erzielt.</p><p>Die Länder sind offen, man kann in das jeweils andere Land reisen, man kann investieren, man kann telefonieren. Ich meine, Nordkorea ist eine Tragödie. Meine Familie stammt ursprünglich aus Korea, wissen Sie? Ich kann den Geburtsort meines Vaters nicht besuchen, verstehen Sie? Seit 1945 hat sich auf der koreanischen Halbinsel nichts geändert.</p><p>In der Taiwan-Frage hat sich so viel zum Positiven verändert, und niemand wurde getötet! Ich lasse es wirklich so laufen, und ich denke, dass es dann für alle besser ist. Das ist wirklich meine politische Empfehlung.</p><p><strong>Und was besonders beeindruckend ist, ist Ihre Analyse in Ihrem Buch <em>„American Grand Strategy and East Asian Security in the 21st </em>Century”, dass Nordkorea das einzige Land in Ostasien ist, das einen hohen Prozentsatz seines BIP für das Militär ausgibt. Selbst Taiwan tut das nicht, was sehr seltsam ist, denn wenn unsere Überlegungen zu Taiwan richtig wären, würde man erwarten, dass Taiwan sehr hohe Militärausgaben hat, etwa 20 Prozent seines BIP, vielleicht sogar 30 Prozent. Aber wie hoch sind sie derzeit, etwa zwei Prozent?</strong></p><p>Sie sind in den letzten zehn oder 20 Jahren sogar gesunken. Das ist ein guter Punkt, danke, dass Sie ihn angesprochen haben. Nordkorea gibt etwa 20 bis 25 Prozent seiner gesamten Wirtschaftskraft für das Militär aus. Sie haben gesagt: Wir werden uns wehren, wenn ihr einen Kampf beginnen wollt, werden wir kämpfen. Das ist der einzige Weg, um zu überleben – und wir glauben ihnen. Deshalb greifen wir Nordkorea nicht an.</p><p>Taiwan hat in den letzten 20 Jahren sein Militär verkleinert. Die Militärausgaben liegen meiner Meinung nach derzeit unter zwei Prozent des BIP und entsprechen damit in etwa den Verteidigungsausgaben Europas. Und die meisten Verteidigungsausgaben in Ostasien liegen unter zwei Prozent des BIP.</p><p>Taiwan sieht eindeutig keine militärische Lösung für seine Existenz. Mit anderen Worten, wie Sie sagten: Wenn sie dächten, dass sie kämpfen und sich verteidigen müssten, würden sie 20 Prozent ausgeben. Aber die Lösung für Taiwans Existenz ist nicht militärischer Natur. Es wird nicht Amerika mit Flugzeugträgern sein, das einen Krieg um die Taiwanstraße führt. Es wird eine politische und diplomatische Lösung sein.</p><p>Ich wünschte, amerikanische Politiker und Wissenschaftler würden mehr Zeit damit verbringen, über Diplomatie und Politik, Integration, Handel und Umwelt nachzudenken, anstatt sich über das nächste, neueste Kriegsspiel zu freuen, in dem es darum geht, wie wir um Taiwan kämpfen werden. Die Amerikaner denken in ihrer Außenpolitik überwiegend militärisch, und das ist weder gut für uns noch für die Region.</p><p><strong>Aber kluge Beobachter oder Zuhörer würden darauf hinweisen, dass Taiwan, Japan, Indonesien, die Philippinen und Vietnam vielleicht gerade wegen der Sicherheitsgarantien der USA so wenig für ihr Militär ausgeben. Weil sie sich auf die USA verlassen, und das zeigt nur, dass das US-Imperium in Asien notwendig ist.</strong></p><p>Nun, dazu gibt es zwei Dinge zu sagen. Das Erste ist, und das sage ich immer wieder, dass es nur einige Länder gibt, die erwarten können, dass die USA sie verteidigen. Vietnam: Ich glaube, niemand in Vietnam, der denkt, dass die USA sich in einen Konflikt zwischen China und Vietnam einmischen würden – ich glaube nicht, dass man unter den 100 Millionen Menschen in Vietnam jemanden finden könnte, der tatsächlich glaubt, dass die USA ihnen helfen würden. Das ist unmöglich.</p><p>Die Vietnamesen sollten sich also ganz anders verhalten als beispielsweise die Koreaner. Und was Taiwan angeht, wenn ich Taiwanese wäre, würden wir hin und her überlegen, wie groß das tatsächliche Engagement der USA für Taiwan ist.</p><p>George W. Bush hat Anfang der 2000er-Jahre, als Taiwan zu sehr auf die Unabhängigkeitserklärung drängte, seine besten Berater dorthin geschickt und den Taiwanesen gesagt, sie sollen aufhören, weil Amerika sich nicht in einen Krieg für Taiwan verwickeln lässt, wenn ihr China provoziert.</p><p>Selbst die Taiwanesen wissen also, dass es keine pauschale Garantie dafür gibt, dass Amerika für sie in den Krieg ziehen wird. Lassen Sie mich noch auf eine Sache hinweisen, bevor ich wieder auf das Thema zurückkomme, denn ich weiß wirklich nichts über die Ukraine, ehrlich gesagt. Ich werde ständig gefragt, welche Lehren China aus der Ukraine zieht.</p><p>Und ich sage, es geht nicht um die Lehren, die China aus der Ukraine zieht. Es geht um die Lehren, die Taiwan aus der Ukraine ziehen sollte, nämlich dass die Vereinigten Staaten sehr vorsichtig sind, wenn es darum geht, sich in einen großen Krieg mit einer atomar bewaffneten Supermacht zu verwickeln, die für das Überleben Amerikas nicht von zentraler Bedeutung ist. Man kann vieles tun, aber wir sind sehr vorsichtig, was die Ukraine angeht. Wir werden uns nicht direkt mit russischen Atomwaffen anlegen.</p><p>Wenn man Taiwanese ist, ist es ein großer Vertrauensvorschuss, zu glauben, dass die Vereinigten Staaten einem auf jeden Fall zu Hilfe kommen werden, wenn es eindeutig nicht für das Überleben Amerikas von zentraler Bedeutung ist und man an einen Atomkrieg mit China denkt. Ich bin mir nicht sicher, wie zuverlässig das ist – wenn China in die USA einmarschiert, werden wir natürlich kämpfen, aber werden wir uns wirklich auf einen Atomkrieg einlassen? Ich denke also, dass Amerika einigen Ländern vielleicht einen Schutzschirm bietet, anderen Ländern aber eindeutig nicht, und diese Länder verhalten sich nicht anders.</p><p><strong>Es gibt immer diesen Vergleich zwischen der Ukraine und Taiwan, aber in gewisser Weise sind sie völlig gegensätzlich. Und die Leute merken das nicht, denn als ich mit Russland-Falken sprach und sagte: „Ich glaube, die große Mehrheit der Menschen auf der Krim möchte sich Russland anschließen“, wurden sie wütend und sagten: „Das ist überhaupt kein Argument, es ist ukrainisches Territorium, es spielt keine Rolle, was sie wollen.“ Und manchmal sagte ich: „Würden Sie das auch über die Menschen in Taiwan sagen? Spielt es eine Rolle, was sie wollen?“</strong></p><p><strong>Und dann verstehen sie es meistens nicht. Was ich sagen will, ist, dass der Westen, wenn es um die Krim geht, und ich bin mir da ziemlich sicher, dass mindestens 80 Prozent der Menschen auf der Krim Teil Russlands sein wollen, deshalb habe ich gesagt: Kommt schon, lasst es gut sein. Aber Taiwan wird in China so betrachtet, dass es seit Hunderten von Jahren chinesisches Territorium war, bevor die japanischen Imperialisten es weggenommen haben, und dann wurde es im Grunde genommen mit Hilfe der Amerikaner wieder von China gestohlen. Hier sagen sie, dass es überhaupt keine Rolle spielt und dass nur die Meinung der Menschen zählt – das ist einfach ein Widerspruch in ihrer Moral: Selbstbestimmung hier, aber nicht dort.</strong> I<strong>ch wünschte übrigens, es gäbe überall Selbstbestimmung, aber die Welt entspricht nicht meinen Wünschen.</strong></p><p>Nun, wissen Sie, ich würde einen Artikel über Hawaii, Okinawa und Taiwan schreiben. Denn Hawaii war bis in die 1890er-Jahre ein unabhängiges Königreich. Sie haben sehr gute Argumente für ihre Unabhängigkeit. Nun gibt es wahrscheinlich praktische Gründe, warum Hawaii Teil der Vereinigten Staaten sein möchte, aber sie haben sehr gute Gründe, zu sagen, dass wir ein unabhängiges Königreich sein sollten.</p><p><strong>Und die Menschen in Puerto Rico können immer noch nicht wählen.</strong></p><p>Puerto Rico, ja. Und Samoa.</p><p><strong>Ich denke, es könnte der Tag kommen, an dem die Menschen in Puerto Rico entscheiden können, ob sie Teil der Vereinigten Staaten sein oder unabhängig sein wollen. Das könnte bald so weit sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es für die Menschen in Puerto Rico keine Hilfe wäre, wenn China ihren Unabhängigkeitskampf unterstützen würde.</strong></p><p>Das stimmt.</p><p><strong>Bitte tut das nicht, China! Das wäre nicht hilfreich.</strong></p><p>Wenn ich an Taiwan denke, reden wir viel darüber, wie wir China abschrecken können. Ich bin absolut überzeugt: Nichts davon wird passieren, wenn Taiwan die Unabhängigkeit erklärt. Es geht nicht um Abschreckung. Das ist kein Thema, bei dem die chinesische Führung, sei es Xi Jinping oder Deng Xiaoping vor 30 Jahren, eine Kosten-Nutzen-Analyse durchführen wird.</p><p>Nein. Das ist eine existenzielle Frage für China. Ich glaube eigentlich nicht, dass sie einmarschieren werden. Das ist die geringste ihrer Strategien. Es gibt so viele andere Strategien, die es den Taiwanern sehr, sehr schwer machen können, und sie werden reagieren. Es wird keine große Invasion wie am D-Day in der Normandie über die Strände sein.</p><p>Aber es gibt viele Möglichkeiten, wie China es Taiwan fast unmöglich machen kann, in seiner derzeitigen Form weiter zu existieren, wenn es sich entscheidet, die Unabhängigkeit zu erklären. Und ich glaube, dass sie das tun werden. Ich bin mir absolut sicher, dass sie das tun werden. Mit Raketen oder was auch immer.</p><p><strong>Ich denke, wir sollten uns sehr bewusst sein, dass Würde und Stolz in den internationalen Beziehungen für alle beteiligten Seiten eine Rolle spielen. Ich kann das auch anhand der deutschen Geschichte sagen: Würde spielte eine große Rolle, als man sagte, ihr müsst zugeben, dass der Erste Weltkrieg allein eure Schuld war, was nicht stimmte. Das hat die Deutschen wirklich wütend gemacht. Ich entschuldige nichts, was passiert ist.</strong></p><p>Nein, nein, aber ich weiß, dass es sicherlich dazu geführt hat, ja.</p><p><strong>Wenn jemand mit dem Finger auf einen zeigt und sagt, es sei alles deine Schuld, reagieren die Menschen normalerweise mit „Moment mal – und du?”.</strong> I<strong>ch denke, es ist sehr wichtig, diese Psychologie zu verstehen, und hier möchte ich noch einmal kurz auf das Jahrhundert der Demütigung zurückkommen. Denn ich glaube, die meisten Menschen im Westen sind sich nicht bewusst, welchen Schaden der westliche Imperialismus China zugefügt hat. Ich meine, die meisten Menschen haben eine vage Vorstellung davon, sie wissen, dass wir hier einige Fehler gemacht haben, aber ich glaube, sie unterschätzen, wie schlimm es wirklich war.</strong> <strong>Können wir gemeinsam einen kleinen Blick auf die Geschichte werfen? Wir sollten wohl mit den Opiumkriegen beginnen.</strong></p><p>Nur wenige Dinge werden tatsächlich auf rationaler Basis getan. Das tun sie nicht. Es geht nicht um Kosten-Nutzen. Es geht darum, wie ich mich fühle, wie du mich fühlen lässt, um meinen Stolz oder meine Wünsche, richtig?</p><p>Ich habe gerade einen Doktoranden, der sich mit dem Thema „Gesicht“ in den internationalen Beziehungen beschäftigt, und das ist wirklich faszinierend. Man kann dasselbe mit einem Chinesen machen, und wenn man ihm sein Gesicht lässt, ist er sehr flexibel, und wenn man ihm sein Gesicht nimmt, ist er unbeweglich.</p><p><strong>Das ist nicht chinesisch, das ist menschlich.</strong></p><p>Genau, es ist fast menschlich, oder?</p><p><strong>Das sind meine Freundin und ich.</strong></p><p>Hahaha! Kein Kommentar! Und genau das ist der Punkt. Und so war es auch mit China selbst, als im frühen 19. Jahrhundert die Briten und viele Händler aus dem Westen auftauchten. Eine der ersten Methoden, mit denen sie begannen, das zu schaffen, was wir als ungleiche Verträge bezeichnen, waren mehrere Kriege um Opium, denn ich habe meinen Kindern erklärt, dass die größten Universitäten in den Vereinigten Staaten mit Drogengeldern finanziert wurden, und das ist absolut wahr. Princeton, Harvard und Yale wurden alle von Händlern aus dem Osten finanziert, die gegen chinesisches Recht mit Opium handelten, Geld verdienen wollten und die Chinesen zwangen, den Opiumhandel zuzulassen. Lowells, Cabots, Lodges. Es gibt Häuser in Harvard, die so heißen, das ist Drogengeld. Aber man wäscht es 200 Jahre lang, und jetzt ist es die renommierteste Universität der Welt.</p><p>Aber das ist nicht einmal ein Geheimnis, es ist offen, es ist allgemein bekannt. Es war also eine Demütigung für die Chinesen, dass sie vor allem durch britische Händler während einiger Kriege in den 1840er-Jahren gezwungen wurden, ihre Häfen zu öffnen und ungleiche Verträge abzuschließen, was bedeutete, dass Chinesen anders behandelt wurden als die Engländer, die nach ihren eigenen Regeln behandelt wurden, usw. Sie wurden gezwungen, ihre Häfen für den Handel zu öffnen und solche Dinge. Entschädigungszahlungen, Plünderung des Sommerpalasts.</p><p>Ich meine, einer der Gründe, warum britische Museen einige der wertvollsten chinesischen Kunstwerke besitzen, ist, dass sie gestohlen wurden. Und sie geben sie nicht zurück. Ming-Vasen und solche Dinge. Und das war für die Qing-Regierung mit enormen Kosten verbunden. Und es ging nicht nur um Geld und Handel, sondern auch um Territorium. So wurde Hongkong geöffnet, es gab Handelshäfen, einer der Häfen im Norden war ein deutscher Hafen, und so wurde dort gutes Bier gebraut.</p><p>Und schließlich schlossen sich die Japaner an und nahmen Taiwan ein. Die chinesische Sichtweise darauf ist – tatsächlich kam Hongkong erst 1997 aus der britischen Herrschaft zurück. Aus chinesischer Perspektive endete diese Demütigung, dass ein fremdes Land dein Land besitzt, also vor weniger als 30 Jahren. Ich meine, zu unseren Lebzeiten gab es immer noch ausländischen Besitz von chinesischem Land.</p><p><strong>Macau war portugiesisch.</strong></p><p>Ja, genau. Und natürlich Taiwan. In diesem Zusammenhang, dass Länder besondere Verträge hatten und ihr Land besaßen, hat sich für die Chinesen diese Situation erst in den letzten Jahrzehnten geändert. Es ist also eine ganz andere Sichtweise darauf, was es bedeutet, wenn Menschen einem auf den Kopf treten oder so etwas.</p><p><strong>Außerdem gab es die Unterdrückung des Boxeraufstands gegen die westliche Herrschaft, die sehr brutal war.</strong></p><p>1899. Ich meine, wenn man über dieses Jahrhundert liest, dann geht es darum, dass sie einfach Truppen entsenden, Orte plündern und Menschen erschießen. Es läuft darauf hinaus, dass Einzelpersonen vollständig von jeglicher persönlichen Verantwortung freigesprochen werden, weil sie vor englischen Gerichten verurteilt werden. Man konnte also mit den Chinesen machen, was man wollte, weil man nicht in Schwierigkeiten geraten würde, da das englische Gericht einen freisprechen würde. Es gab also viele, viele ungleiche Verträge und viel Unmut.</p><p><strong>Zu Beginn des japanischen Imperialismus war Japan eigentlich ein Verbündeter Großbritanniens und der Vereinigten Staaten, richtig?</strong></p><p>Ja, ja. Sie schlossen sich den ungleichen Verträgen an. Japan versuchte, als gleichberechtigter großer Partner der westlichen Länder angesehen zu werden, und Japan um 1900 ist tatsächlich sehr interessant. Japan ist das erste nicht-westliche Land, das eine westliche Großmacht in einem Krieg besiegt hat, als es 1904 Russland besiegte. Das erste nicht-westliche Land, das sich industrialisiert hat. Aber sie wurden immer noch nicht in den Club aufgenommen, weil es ein rassistischer, wissen Sie, ein europäischer Club war, in dem Amerika zugelassen war und niemand sonst als Großmacht angesehen werden durfte. Aber die Japaner versuchten es, sie eroberten Gebiete, sie wurden eine imperialistische Macht. Und dann haben sie letztendlich gegen die Vereinigten Staaten gekämpft.</p><p><strong>Und dann ist es sehr wichtig, dass die USA und der Westen Chiang Kai-shek im chinesischen Bürgerkrieg und dann bei der Eroberung Taiwans unterstützt haben. Können Sie etwas dazu sagen? Mao Zedong war in vielerlei Hinsicht auch ein wirklich schlechter Führer, aber Chiang Kai-shek war … kann man sagen, dass er sehr korrupt und eine Art Faschist war?</strong></p><p>Oh, auf jeden Fall. Autoritär. Brutal, einfach brutal. Ich meine, niemand aus dieser Zeit macht einen guten Eindruck. Mao war als Kommunist offen für die Unterstützung der Amerikaner, weil er einen Bürgerkrieg gegen die Nationalisten führte. Die Amerikaner unterstützten die Nationalisten, weil wir Kommunisten nicht mögen. Also unterstützten wir Chiang Kai-shek. Beide waren wirklich schrecklich. Sie legten ihre Meinungsverschiedenheiten beiseite, während sie gegen die Japaner kämpften, und dann bekämpften sie sich wieder gegenseitig, und Chiang Kai-shek verlor, floh nach Taiwan und behauptete, wie Sie sagten, er würde ganz China zurückerobern.</p><p>Die Vereinigten Staaten unterstützten die KMT und erkannten sie in den 1930er-Jahren, ich glaube 1935, als in China dieser erbitterte Bürgerkrieg tobte, als Führer ganz Chinas an.</p><p><strong>Okay, aber im Grunde genommen müssen die Menschen verstehen, dass dies in China heute eine große Rolle spielt. Wenn sie diese Konflikte mit dem Westen haben, denken sie an das Jahrhundert der Demütigung, daran, wie sie vom Westen und von Japan gedemütigt wurden und wie sie sich wieder erheben – nicht, um die Welt zu beherrschen, nicht einmal, um die Region zu beherrschen, sondern nur, um das Gebiet zurückzuerobern, das ihnen ihrer Meinung nach rechtmäßig zusteht.</strong></p><p>Sie sind zu Recht stolz auf die Errungenschaften, die die Chinesen in den letzten 100 Jahren erzielt haben. Und ja, die Rolle der USA, die Rolle des Westens in den meisten imperialistischen Bestrebungen weltweit ist nicht besonders positiv – und schon gar nicht in China. Sie sehen das nicht als harmlose Handelsbeziehungen. Das war tatsächlich sehr brutal.</p><p><strong>Es scheint tatsächlich eine Projektion zu sein, dass, wenn der Westen darüber spricht, was China angeblich ist – was seine Ambitionen sind. Als sie zu den mächtigsten Nationen der Welt wurden, haben sie den Rest der Welt erobert, aber China macht das nicht, weil es das für falsch hält.</strong></p><p>Ja, da stimme ich zu 100 Prozent zu. Das meiste, was wir über China sagen, spiegelt unsere eigenen Ängste und Vorurteile wider, ganz klar.</p><p>Damit sind wir wieder bei der Psychologie. Ich weiß, dass wir das sind. Vielen Dank für die Einladung.</p><p><strong>Oh, vielen Dank, Dave. Es war mir ein großes Vergnügen, und wir haben viel gelernt.</strong></p><p>Danke.</p><p><strong>Und hoffen wir auf Frieden.</strong></p><p>Ja.</p><p><small>Titelbild: NachDenkSeiten</small></p><div class="moreLikeThis"><strong>Mehr zum Thema:</strong></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=134798">Interview mit dem Journalisten Ben Norton zur Anti-China-Propaganda des Westens</a></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=128531">Interview mit Starökonom Jeffrey Sachs: „Das harte Weltimperium der USA zählt seine Toten nicht”</a></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=139455">Daniele Ganser im Interview: Der Westen ist die größte Gefahr für den Weltfrieden</a></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=139995">Interview mit Sidita Kushi: Ein Imperium im Dauerkrieg – 393 US-Militärinterventionen bis heute</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141184</span> 141184 Fackeln und „Hurra!“: Bundeswehr wirbt mit ihren finsteren Ritualen https://www.nachdenkseiten.de/?p=141189 Tue, 28 Oct 2025 09:00:48 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141189 <p>Ein Video von der Panzerbrigade 45 der Bundeswehr in Litauen gibt einen gruseligen Einblick in die dortige interne „Stimmungsmache“. Die genutzte Symbolik mit Fackelschein und Wappen erinnert an dunkelste Zeiten – aber das ist vielleicht sogar so gewollt. Ebenso befremdlich wie das Video selber ist die Tatsache, dass die Bundeswehr offensiv mit diesen Aufnahmen „Werbung“</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141189">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141189</span> <p>Ein Video von der Panzerbrigade 45 der Bundeswehr in Litauen gibt einen gruseligen Einblick in die dortige interne „Stimmungsmache“. Die genutzte Symbolik mit Fackelschein und Wappen erinnert an dunkelste Zeiten – aber das ist vielleicht sogar so gewollt. Ebenso befremdlich wie das Video selber ist die Tatsache, dass die Bundeswehr offensiv mit diesen Aufnahmen „Werbung“ macht. Ein Kommentar von <strong>Tobias Riegel</strong>.</p><p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /><span id="more-141189"></span><br /></p><p>Die Bundeswehr hat einen Kanal auf <em>Instagram</em>. Dort wird momentan auch <a href="https://www.instagram.com/reel/DQLwQOmDGpj/?igsh=MWRlaTY4cnAzYmRzOQ%3D%3D">ein Video von der in Litauen stationierten Panzerbrigade 45 der Bundeswehr</a> präsentiert, das folgendermaßen angekündigt wird:</p><blockquote><p>„<em>Die Panzerbrigade 45 ist Deutschlands solider Eckpfeiler für die Verteidigung des Bündnisgebiets an der Ostflanke. Bei einem Besuch überzeugt sich der Heereschef, Generalleutnant Christian Freuding, welche Fortschritte die Truppe macht.</em>“</p></blockquote><p>Was man dann zu sehen bekommt, sind sehr düstere ästhetische Facetten der von hochmotivierten Militaristen ausgerufenen „Zeitenwende“: Nicht nur die Symbolik selbst ist geradezu gruselig – auch die Offenheit, mit der die problematische Bildsprache von der Bundeswehr als „Werbung“ genutzt wird, ist höchst befremdlich. Denn welche Instinkte bei welchen Personen sollen wohl mit Fackelschein und „Hurra!“-Rufen positiv angesprochen werden?</p><p><strong>„Omas gegen Rechts“, übernehmen Sie!</strong></p><p>„Omas gegen Rechts“ und Grünen-Politiker, übernehmen Sie: In dem Video wird eindeutig eine radikale Ästhetik beschworen. Wie könnten solche Inszenierungen (Fackeln, Wappen und „Hurra!“ inklusive) mit dem hysterischen „Kampf gegen Rechts“ zu vereinbaren sein? Es ist nicht miteinander zu vereinbaren, aber auf Nachfrage würde man vermutlich irgendwas von der „Demokratie“ erzählt bekommen, und dazu, dass man bei ihrer „Verteidigung gegen autokratische Systeme“ eben selber auch nicht zimperlich sein darf. Jürgen Müller <a href="https://x.com/IndikativJetzt/status/1982755839514415442">schreibt zu dem Video treffend auf <em>X</em></a>:</p><blockquote><p>„<em>Das angefügte Video stammt vom Instagram-Account des Deutschen Heeres. Es ist kein Fake und keine KI, sondern der in Video gegossene Ausdruck von Wahnsinn. Was wie eine Sekte wirkt, ist auch eine und zwar eine sehr gefährliche. Es scheint mit ähnlichen Mitteln gearbeitet zu werden, um Menschen in den Bann zu ziehen. Das gesamte Setting, die Musik und das abschließende dreifache ‚Hurrrra!‘ zielen auf Emotionen.“</em></p></blockquote><p>Ein anderer Nutzer sagt zur im Video benutzten Hintergrundmusik: „Die martialische Musik ist das ‚Nazgul Thema‘ aus Herr der Ringe (also das der Bösen).“ Müller <a href="https://x.com/IndikativJetzt/status/1982895181574844626">ergänzt</a> in diesem Zusammenhang:</p><blockquote><p>„Das passt doch. Denn in der Entmenschlichung, die jeder Vernichtung vorausgehen muss, sind Russen lediglich Orks.“</p></blockquote><p>Fazit: Ich weiß nicht, was ich befremdlicher finden soll – das Video und die darin deutlich werdende düstere „Kultur“ bei der Bundeswehr selbst oder das offensichtliche „Selbstbewusstsein“ der Militaristen, solche Szenen als „Werbung“ auch noch zu veröffentlichen.</p><p><small>Titelbild: Screenshot/Instagram/Bundeswehr</small><img loading="lazy" decoding="async" src="https://vg08.met.vgwort.de/na/e8a68adbbc1e441ab9f5a8cf983baceb" width="1" height="1" alt="" /></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141189</span> Ein Video von der Panzerbrigade 45 der Bundeswehr in Litauen gibt einen gruseligen Einblick in die dortige interne „Stimmungsmache“. Die genutzte Symbolik mit Fackelschein und Wappen erinnert an dunkelste Zeiten – aber das ist vielleicht sogar so gewol... Ein Video von der Panzerbrigade 45 der Bundeswehr in Litauen gibt einen gruseligen Einblick in die dortige interne „Stimmungsmache“. Die genutzte Symbolik mit Fackelschein und Wappen erinnert an dunkelste Zeiten – aber das ist vielleicht sogar so gewollt. Ebenso befremdlich wie das Video selber ist die Tatsache, dass die Bundeswehr offensiv mit diesen Aufnahmen „Werbung“Weiterlesen Redaktion NachDenkSeiten 4:38 141189 Stadtbild-Debatte – wer sich über Symptome streitet, verliert den Blick auf die Ursachen https://www.nachdenkseiten.de/?p=141177 Tue, 28 Oct 2025 08:06:52 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141177 <p>Friedrich Merz macht sich Sorgen über das Stadtbild und hat damit eine Debatte angestoßen, die nun bereits eine Woche andauert und offenbar kein Ende finden will. Das ist gut. Weniger gut ist, dass die Debatte – wie von Merz offenbar ja auch gewünscht – mal wieder einzig und allein um die Migrationsthematik kreist. Insofern ist</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141177">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141177</span> <p>Friedrich Merz macht sich Sorgen über das Stadtbild und hat damit eine Debatte angestoßen, die nun bereits eine Woche andauert und offenbar kein Ende finden will. Das ist gut. Weniger gut ist, dass die Debatte – wie von Merz offenbar ja auch gewünscht – mal wieder einzig und allein um die Migrationsthematik kreist. Insofern ist diese Debatte auch ein Spiegel unserer Zeit – man hat sich mit den Ursachen abgefunden, hinterfragt die größeren sozioökonomischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen lieber erst gar nicht mehr und schlägt sich dafür aber mit Verve gegenseitig die Köpfe ein, wenn es um die Bekämpfung der Symptome geht; und dies um so lieber, wenn man den Schwarzen Peter der Migration zuschieben kann. Ein Essay von <strong>Jens Berger</strong>.</p><p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /><span id="more-141177"></span><br /></p><p>Es war im Frühjahr 2015. Ich war zu einem Vortrag in Duisburg eingeladen und da die Bahn vor zehn Jahren noch etwas pünktlicher war, habe ich mich entschlossen, den Weg vom Hauptbahnhof zum Veranstaltungsort zu Fuß zurückzulegen. Duisburg ist eine Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern, dennoch waren die Straßen nahezu menschenleer und immer wieder nahm ich kleine Schatten am Rande meines Weges wahr – Ratten. Ja, das Stadtbild war verheerend. Heruntergekommene Gebäude, kaputte Straßen, sichtbare Armut.</p><p>Ich muss dazu sagen, dass mir die Tristesse des Ruhrgebiets nicht neu ist. Meine Großeltern waren das, was man heute wohl als Flüchtlinge und Arbeitsmigranten bezeichnet. Aus dem zerbombten und dann an Polen abgetretenen Schlesien zog es sie unfreiwillig dorthin, wo es nach dem Krieg Arbeit und Wohnraum gab. Als Kind habe ich sie oft in Bochum besucht; eine hässliche Stadt, deren nichtsdestotrotz vorhandenen Charme Herbert Grönemeyer ja im gleichnamigen Hit in den 1980ern besungen hat. Über das Stadtbild hat man sich damals keine großen Gedanken gemacht. Es ist, wie es ist.</p><p>Es wäre mir auch neu, dass man damals großartig über die echten Problemviertel Deutschlands debattiert hätte. Wer sich heute über das Bahnhofsviertel in Frankfurt oder die Gegend zwischen Hamburger Hauptbahnhof und St. Georg aufregt, vergisst dabei gerne, dass es dort seit mindestens 30 Jahren genauso prekär aussieht – Junkies, meist schwarze Drogendealer, Elendsprostitution, Beschaffungskriminalität, heruntergekommene Gestalten, massive Polizeipräsenz. Nun könnte man ja die Frage stellen, warum es Frankfurt und Hamburg, zwei der reichsten Städte der Welt, in den letzten Jahrzehnten nicht geschafft haben, dieses Problem zumindest zu entschärfen. Ein Teil der Antwort könnte – um mit einem ehemaligen Innenminister zu sprechen – die Bevölkerung verunsichern: So lange der Bodensatz der Gesellschaft sich in solchen „Hot Spots“ konzentriert, stört er zumindest nicht das Stadtbild in den besseren Vierteln, in denen sich die, die was zu sagen haben, gerne aufhalten. Rassismus ist hierzulande ein großes Thema. Vom offenen Klassismus spricht man nicht so gerne.</p><p>Deutschland ist aber mehr als Duisburg, Frankfurt und Hamburg. Hier auf dem Land, wo ich lebe, hat sich das Stadtbild in den letzten Jahrzehnten in der Tat massiv verändert – und das nicht zum Guten. Wo man früher gerne am Wochenende Einkaufen und Flanieren ging und an lauen Sommerabenden Straßencafés und Restaurants aus allen Nähten platzten, herrscht heute gähnende Leere. Nicht erst seit Corona sind die meisten kleinen Läden verschwunden oder sinn- und seelenlosen Franchise-Buden gewichen. Und so sehen sie nun aus, die deutschen Mittelstädte – Fielmann, Douglas, Nordsee, H&M, Tchibo, Bijou Brigitte, Blume 2000 und ein gutes Dutzend Handyläden; austauschbar und belanglos, der Kunde kauft ja eh online. Ob man nun in Goslar, Frankfurt/Oder, Stade, Siegen oder Heppenheim ist, erkennt man erst auf den zweiten Blick.</p><p>Uniformität bestimmt das Stadtbild und Armut wird sichtbar. Der brave Bürger aus der Mittelschicht fährt mit seinem SUV in die Shoppingcentren und Malls, die in Gewerbegebieten die sterbende Industrie verdrängt haben oder mit üppigen Fördergeldern irgendwo auf der grünen Wiese entstanden sind. Wer kein Auto, dafür aber einen Überschuss an Tagesfreizeit hat, fährt mit dem Bus zum „Shoppen“ in die Stadt. Und in einer Marktwirtschaft reagiert dann natürlich auch das Angebot auf die wechselnde Nachfrage. Billigläden wir Primark und Co. erobern die Innenstädte, mittelpreisige „Markenboutiquen“ wandern in die Malls und für individuelle oder gar hochpreisige Anbieter gibt es in der Fläche abseits der Metropolen ohnehin keine Nachfrage. Fragt sich nur: Warum soll die Mittelschicht dann überhaupt noch „in die Stadt“ gehen? Und wenn es einen dann doch mal in die Stadt zieht, erlebt man – welch Wunder – einen Kulturschock.</p><p>Auftritt Friedrich Merz. Es ist ja auch nicht von der Hand zu weisen, dass das Stadtbild vor allem in den mittelgroßen Städten über die letzten Jahre und Jahrzehnte deutlich migrantischer geprägt ist. Man sollte hier jedoch tunlichst vermeiden, Ursache und Symptom zu verwechseln. Lassen Sie mich an dieser Stelle einmal kurz polemisieren und zuspitzen: Während Klein-Malte von seiner Mama nachmittags vom Klavierunterricht zum Hockey-Training gefahren wird, sitzt Klein-Mohammed in seinem 6-Quadratmeter-Zimmer im Plattenbau und weiß nicht, was er mit sich anfangen soll, und zieht daher mit seinen Kumpels in die Stadt, wo es zumindest etwas zu sehen und zu erleben gibt. Noch einmal: Deutschland hat kein Rassen-, sondern ein Klassenproblem. Wenn Merz und Co. über ein „migrantisches Stadtbild“ lamentieren, meinen sie ja auch nicht die bürgerlichen besseren Viertel unserer Städte, sondern die immer prekäreren Innenstädte. Und lassen Sie uns doch ruhig mal die feuchten Remigratoinsphantasien einiger rechter Demagogen durchspielen: Glauben Sie im Ernst, dass in unseren Innenstädten künftig wieder kleine inhabergeführte Boutiquen oder Bücher- und Musikläden aufmachen, wenn Klein-Mohammed abgeschoben wird? Sicher nicht.</p><p>Nun ahne ich schon, dass jetzt einige Leser mit den Hufen scharren. Der feine Herr Berger verschließt sich den Problemen und predigt „linksgrün-versifften“ Eskapismus. Nein, nichts läge mir ferner. Auch bei der Migrationsdebatte gibt es keine einfachen Wahrheiten, egal aus welcher weltanschaulichen Ecke. Wenn man diese Debatten jedoch ehrlich und zielgerichtet führen will, sollte man sie tunlichst trennen. Wir können uns gerne ausführlich und gerne auch kritisch über das Thema Migrationspolitik streiten. Da ist vieles falsch gelaufen und da läuft immer noch sehr viel falsch. Die Probleme der Stadtentwicklung und hier insbesondere die Probleme mit dem prekären Stadtbild sollte man jedoch separat diskutieren und Symptome von den Ursachen trennen.</p><p>Die Symptome werden von Politik und Medien rauf und runter diskutiert. Aber was sind denn nun die Ursachen? Sie alle aufzuzählen, würde zweifelsohne den Rahmen sprengen. Einige Ursachen sind technologischer Natur – die Verdrängung des Einzelhandels durch den Onlinehandel und unser verschobenes Freizeitverhalten; wir treffen uns immer weniger im städtischen und immer häufiger im virtuellen Raum, wir gehen nicht mehr ins Kino, sondern schauen Netflix, wir debattieren nicht mehr in der Kneipe oder im Straßencafé, sondern auf <em>X</em> und <em>Facebook</em>. Andere Ursachen sind städtebaulicher Natur – Malls und Shoppingcenter haben die Innenstädte als Einkaufswelten ersetzt. Dann kommen selbstverständlich sozioökonomische Faktoren hinzu – viele Menschen haben gar nicht mehr das Geld, um die notwendigen Margen des stationären Handels mit persönlicher Beratung zu zahlen.</p><p>Wir können es uns aber auch noch einfacher machen. Frage Sie sich doch am besten erstmal selbst, wann sie das letzte Mal freiwillig in einer Innenstadt waren und warum sie nicht häufiger dort sind. Liegt es wirklich am migrantischen Stadtbild? Oder liegt es nicht doch eher daran, dass es kaum wirklich überzeugende Gründe für einen Stadtbummel gibt? Sind es die Push- oder kaum mehr vorhandenen Pull-Faktoren? Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Sind die Städte und mit ihnen das Stadtbild unattraktiver geworden, weil die Mittelschicht die Innenstädte mehr und mehr meidet? Oder meidet die Mittelschicht die Innenstädte mehr und mehr, weil das Stadtbild unattraktiver geworden ist? Oder ist letzten Endes beides der Fall?</p><p>Egal wie die Antwort darauf ausfällt – was könnte man, was könnte die Politik, tun, um diese Entwicklung umzukehren? Ganz ehrlich: Mir fällt da nicht viel ein. Wenn ich mir die Situation hier vor Ort anschaue, muss ich zudem anerkennen, dass die Lokalpolitik in Zusammenarbeit mit den regionalen Sparkassen und Volksbanken ja schon einige Projekte gestartet hat. Dazu zählen sehr attraktive Fördermaßnahmen für individuelle Einzelhandels- und Gastronomiekonzepte, die einfach nur darauf abzielen, den Leerstand zu verringern und die Innenstädte zumindest etwas attraktiver zu machen. Betriebswirtschaftlich sind das jedoch leider meist Totgeburten. Und wenn gar nichts mehr hilft, stellt man hier die leeren Schaufenster halt jungen Künstlern zur Verfügung, die so das morbide Bild der ehemaligen Einkaufsstraßen zumindest etwas beleben. Aber der große Wurf ist das alles natürlich nicht.</p><p>Vielleicht ist das Sterben der Innenstädte ja eine mehr oder weniger logische Entwicklung des technischen Fortschritts. Wären die Innenstädte in ihrer damaligen Form als Einzelhandelszentren und soziale Treffpunkte überhaupt entstanden, wenn es schon immer Amazon gegeben hätte und wir schon immer online mit Freund und Feind hätten debattieren können? Sicher gibt es auch zahlreiche gute Ideen, um die Innenstädte wieder zu beleben und der Zeitgeist ist ja auch nicht in Stein gemeißelt und vielleicht ist es in zehn oder zwanzig Jahren ja auch völlig out, sich mehr mit seinem Smartphone als mit seinen realen Freunden zu beschäftigen. Vielleicht setzt sich ja auch durch pure Verzweiflung die Ansicht durch, dass man bei der Stadtplanung die kapitalistische Logik überwinden und den innenstädtischen Raum künftig als soziale Begegnungsfläche für Jung und Alt, Arm und Reich, biodeutsch und migrantisch gestalten sollte und dies auch finanziell als Aufgabe der Gesellschaft definiert?</p><p>Lassen Sie uns vielleicht an dieser Stelle sogar einmal über den Tellerrand hinausblicken und ein wenig querdenken. Sind nicht eigentlich alle der genannten Ursachen sozioökonomischer Natur? Ist nicht schlussendlich die relativ und oft sogar absolut schwindende Massenkaufkraft die eigentliche Ursache für den Niedergang der Städte und des Stadtbilds? Ich kann mich ja täuschen, aber wenn ich mir beispielsweise die Innenstädte in Ländern mit gerechterer Einkommens- und Vermögensverteilung, wie beispielsweise Dänemark, Norwegen oder auch den Niederlanden anschaue, erkenne ich schon qualitative Unterschiede zum oft heruntergekommenen Deutschland. Und auch hier gibt es qualitative Unterschiede, wie nicht zuletzt ein Vergleich der Innenstädte des Ruhrgebiets mit den immer noch vergleichsweise intakten Innenstädten Bayerns zeigt. Kann man die Debatte am Ende also auf den Spruch “It´s the economy, stupid“ herunterbrechen?</p><p>Sie sehen, die Probleme sind vielschichtig und komplex. Die Antworten darauf können daher nicht einfach sein. Die gesamte Debatte auf eine Migrationsdebatte zusammenzustreichen, ist weder hilfreich noch zielführend. Aber das interessiert Politik und Medien natürlich nicht. Das Thema Migration bringt Klicks und Quote, das Thema Migration bringt Wählerstimmen – von beiden Seiten wohlgemerkt. Und das Schönste ist: Das Thema Migration ist ein hervorragendes Ablenkungsthema. Der abstiegsbedrohte „rechte“ Boomer fühlt sich nicht mehr ganz so bedroht, wenn er nach unten treten und die Migranten für seine Perspektivlosigkeit verantwortlich machen kann. Der prekäre „linke“ Jungakademiker, der sich dank horrender Mieten und mieser Löhne gar nicht die Perspektiven in seinem Leben aufbauen kann, die der Boomer bedroht sieht, fühlt sich gleich viel schöner ausgebeutet, wenn er zumindest moralische Überlegenheit demonstrieren kann. So gesehen hat Friedrich Merz Instinkt bewiesen. Denn eins ist sicher: Solange „wir“ uns gegenseitig die Köpfe über die Symptome einschlagen, wird sich an den Ursachen unserer Misere nichts ändern.</p><p><small>Titelbild: Christian Schwier/shutterstock.com</small><img loading="lazy" decoding="async" src="http://vg04.met.vgwort.de/na/0117b7472ae44dedbe152273623038bc" width="1" height="1" alt="" /></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141177</span> Friedrich Merz macht sich Sorgen über das Stadtbild und hat damit eine Debatte angestoßen, die nun bereits eine Woche andauert und offenbar kein Ende finden will. Das ist gut. Weniger gut ist, dass die Debatte – wie von Merz offenbar ja auch gewünscht ... Friedrich Merz macht sich Sorgen über das Stadtbild und hat damit eine Debatte angestoßen, die nun bereits eine Woche andauert und offenbar kein Ende finden will. Das ist gut. Weniger gut ist, dass die Debatte – wie von Merz offenbar ja auch gewünscht – mal wieder einzig und allein um die Migrationsthematik kreist. Insofern istWeiterlesen Redaktion NachDenkSeiten 13:55 141177 Hinweise des Tages https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174 Tue, 28 Oct 2025 07:40:44 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174 <p>Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (AT)<br /> <span id="more-141174"></span><br /> Bitte beachten Sie: Wir weisen in den Hinweisen des Tages ausschließlich auf kostenlose Artikel hin. Es kann im weiteren</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174</span> <p>Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (AT)<br /><span id="more-141174"></span><br />Bitte beachten Sie: Wir weisen in den Hinweisen des Tages ausschließlich auf kostenlose Artikel hin. Es kann im weiteren Verlauf trotzdem vorkommen, dass Sie auf Texte stoßen, die sich hinter einer Bezahlschranke befinden. Der Grund dafür: Anbieter von Artikeln haben den kostenlosen Zugang nachträglich eingeschränkt oder/und in kostenpflichtige Angebote umgewandelt.</p><p>Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:</p><ol><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h01">Mehr Waffen, weniger Soziales: Regierungskrise in Belgien</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h02">Rüstungsspenden an Abgeordnete: abgeordnetenwatch zeigt Rheinmetall-Tochter an – Staatsanwaltschaft spricht von normaler „Klimapflege“</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h03">Donbas: «Wir haben unser Mandat verraten»</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h04">Patrik Baab: «2022 konnte Deutschland endlich mal die Russen anklagen.»</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h05">Die geistige Korruption des Karl Schlögel</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h06">Europäische Union: Gruselkabinett der EU-Mumien: Mario Draghi verkündet den Abgesang Europas</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h07">Wenn er nicht selbst denken muss, kennt sogar der Spiegel die Nachfrage</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h08">Der Staat zahlt, die Aktionäre kassieren</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h09">Bürgergeld: Faktischer Wegfall von Elternzeit in der neuen Grundsicherung</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h10">Depression unter Geringverdienern steigt: Stressfaktor Armut</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h11">Manöver</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h12">Westjordanland: Siedlergewalt weitet sich aus</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h13">»Die Statue wurde uns entrissen«</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h14">Stay woke! </a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h15">Neuer US-Gesandter in Kopenhagen: Er soll für Trump Grönland sichern </a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174#h16">Zu guter Letzt: Bundeswehr wegen Funkgerät-Problemen offenbar nicht voll einsatzfähig </a></li></ol><p><em><strong>Vorbemerkung:</strong> Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Verantwortlich für die Richtigkeit der zitierten Texte sind die jeweiligen Quellen und nicht die NachDenkSeiten. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.</em></p><ol><li><a name="h01"></a><strong>Mehr Waffen, weniger Soziales: Regierungskrise in Belgien</strong><br />Erst Frankreich, nun Belgien: Die mit der Aufrüstung verbundene Sparpolitik führt auch im Kernland der EU zu einer Regierungskrise. Premier De Wever will mal eben 10 Mrd. Euro wegkürzen – und stellt ein Ultimatum.<br />De Wever setzte seiner rechtsliberalen Regierungs-Koalition eine Frist bis zum 6. November: „Sollte bis dahin keine Einigung erzielt werden, werde ich dem Staatsoberhaupt (also dem König, ebo) darüber Bericht erstatten.“<br />Den Ministern der föderalen Regierung war es zuvor nicht gelungen, eine Einigung über den Haushalt zu erzielen. De Wever fordert Einsparungen in Höhe von 10 Mrd. Euro bis 2030, um die EU-Schuldenregeln einzuhalten.<br />Gleichzeitig will die belgische Regierung massiv aufrüsten.<br />Quelle: <a href="https://lostineu.eu/regierungskrise-in-belgien-wegen-harter-sparmassnahmen/">Lost in Europe</a></p><p>dazu auch: <strong>Warum Deutschland vorsichtig sein sollte, wenn es über Wehrpflicht spricht</strong><br />Während Kanzler Merz über die Rückkehr der Wehrpflicht spricht, rüsten sich viele EU-Staaten für mögliche Konflikte. Doch was lehren uns die Erfahrungen anderer Länder – besonders die der Ukraine? […]<br />Viele Länder der Europäischen Union bereiten sich auf einen möglichen Krieg vor. Sie erhöhen ihre Militärhaushalte, steigern die Waffenproduktion und errichten auf ihrem Territorium Stützpunkte für die Stationierung ausländischer Truppen.<br />Weitsichtige Länder hingegen orientieren sich an ihren eigenen, erfolgreichen Erfahrungen – etwa Spanien, das im Zweiten Weltkrieg kaum beteiligt war und heute seinen Militärhaushalt nicht einmal erhöht.<br />Quelle: <a href="https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/warum-deutschland-vorsichtig-sein-sollte-wenn-es-ueber-wehrpflicht-spricht/">Overton Magazin</a></p><p>und: <strong>Bundeswehr stoppt Umwandlung von Liegenschaften</strong><br />Nach Jahrzehnten des Schrumpfens soll die Bundeswehr wieder wachsen. Das Verteidigungsministerium stoppt daher die Umwandlung von militärisch genutzten Liegenschaften – auch mit Folgen für Länder und Kommunen.<br />Das Verteidigungsministerium stoppt die Umwandlung militärisch genutzter Liegenschaften für zivile Zwecke. Grund ist der erhöhte Bedarf an Standorten durch die geplante Vergrößerung der Streitkräfte, teilte das Ministerium mit.<br />Der Umwandlungsstopp betrifft nach Ministeriumsangaben zunächst 187 ehemalige militärische Liegenschaften, die sich im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben befinden. Sie seien grundsätzlich für eine Nutzung durch die Bundeswehr geeignet, hieß es. Hinzu kämen weitere 13 Liegenschaften, die die Bundeswehr noch betreibt und die nun – entgegen früherer Entscheidungen – nicht aus der Nutzung genommen würden.<br />Quelle: <a href="https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundeswehr-liegenschaften-umwandlung-100.html">tagesschau</a></li><li><a name="h02"></a><strong>Rüstungsspenden an Abgeordnete: abgeordnetenwatch zeigt Rheinmetall-Tochter an – Staatsanwaltschaft spricht von normaler „Klimapflege“</strong><br />Eine Rheinmetall-Tochter hat gezielt jenen Abgeordneten Wahlkampfspenden zukommen lassen, die über milliardenschwere Rüstungsaufträge entscheiden. abgeordnetenwatch erstattete daraufhin Strafanzeige. Doch die Generalstaatsanwaltschaft Berlin sieht keinen Anfangsverdacht und spricht von einer zulässigen „Klimapflege“.<br />Quelle: <a href="https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/in-eigener-sache/abgeordnetenwatch-zeigt-rheinmetall-tochter-an-staatsanwaltschaft-spricht-von-normaler-klimapflege">abgeordnetenwatch</a></p><p>dazu: <strong>Rheinmetall-Tochter spendete vor Abstimmung an Abgeordnete – Justiz sieht normale “Klimapflege” </strong><br />Medienberichten zufolge soll Blackned, ein Tochterunternehmen des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, versucht haben, Bundestagsabgeordnete zu beeinflussen. Die Firma nahm demnach gezielt Abgeordnete ins Visier, die über milliardenschwere Rüstungsaufträge im Haushalts- und Verteidigungsausschuss entscheiden, und stellte diesen Wahlkampfspenden in Aussicht.<br />Die Organisation Abgeordnetenwatch sieht dies als möglichen Versuch der Einflussnahme und stellte Strafanzeige gegen die Rheinmetall AG und die Blackned GmbH wegen des Verdachts der Bestechung von Mandatsträgern.<br />Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin hat den Anfangsverdacht auf Bestechung nun verworfen. Grund dafür: Die Spenden hätten lediglich der “Klimapflege”, also der generellen politischen Beziehungspflege, gedient. Eine konkrete Gegenleistung sei “nicht erkennbar gewesen”, die Intention Blackneds sei auf “allgemein formulierte politische Interessen” beschränkt geblieben. Ein Anfangsverdacht auf Bestechung ergebe sich daher nicht. Abgeordnetenwatch kritisierte die Entscheidung scharf und schrieb in einer Mitteilung:<br />Quelle: <a href="https://fromrussiawithlove.rtde.world/inland/260086-rheinmetall-tochter-spendete-vor-abstimmung/">RT DE</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christian Reimann:</strong> Es heißt, Justitia sei blind. Auf die Generalstaatsanwaltschaft Berlin scheint das tatsächlich zuzutreffen. Oder mangelt es den Damen und Herren dort an Kenntnissen darüber, wie Lobbyismus bzw. die Beziehungen zwischen Politikern und Unternehmen funktionieren können? Da könnte der Eindruck entstehen, bei Korruption im “besten Deutschland” trage nicht Justitia, sondern die Staatsanwaltschaft eine Augenbinde.</em></p><p>dazu auch: <strong>Deutschland will Waffen für 377 Milliarden kaufen – diese Systeme stehen auf der Liste</strong><br />Wie aus einem Dokument, welches der Redaktion vorliegt, hervorgehen soll, will das Bundesverteidigungsministerium Waffen im Umfang von 377 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2024 bis 2034 kaufen. (…)<br />Unter den bereits feststehenden Lieferanten sind 160 deutsche Unternehmen. Auf diese Aufträge entfallen insgesamt Auftragswerte von 182 Milliarden Euro. (…)<br />Mit dem geplanten Kauf der Systeme wird auch klar, dass sich die Bundesregierung auch weiterhin auf eine enge Zusammenarbeit mit den USA verlässt. Zuletzt hatte es auch in Berlin Überlegungen gegeben, sich mehr auf europäische Systeme zu verlassen, da man eine mögliche Einflussnahme der USA auf europäische politische Entscheidungen fürchtet. Die großzügigen Planungen wischen diese Bedenken offenbar beiseite.<br />Quelle: <a href="https://www.focus.de/politik/deutschland/deutschland-will-waffen-fuer-377-milliarden-kaufen-diese-systeme-stehen-auf-der-liste_6f65ff47-5c61-4273-aa1a-497f32e03239.html">Focus Online</a></li><li><a name="h03"></a><strong>Donbas: «Wir haben unser Mandat verraten»</strong><br />Was ein OSZE-Beobachter von 2015 bis 2022 auf beiden Seiten der Frontlinien sah und seine Chefs nicht protokollierten.<br />Benoît Paré war früher französischer Offizier und Analyst im französischen Verteidigungsministerium und von 2015 bis 2022 als internationaler Beobachter der OSZE in der Ostukraine im Einsatz. Im Frühjahr 2025 veröffentlichte er das Buch «Ce que j’ai vu en Ukraine» (englisch: «What I saw in Ukraine»). […]<br />Gleich vorweg die Antwort des OSZE-Beobachters Benoît Paré auf die Frage, welche Seite für das Scheitern der Minsker Vereinbarung von 2015, das die russische Invasion von 2022 wahrscheinlich hätte verhindern können, verantwortlich sei: «Ich drücke mich ganz klar aus. Für mich liegt die Schuld bei der Ukraine – und zwar bei weitem.»<br />Paré erklärt, dass ukrainische Ultranationalisten, die sich gewaltsam und erfolgreich gegen die Minsker Vereinbarungen gewehrt hatten, auch heute noch ein grosses Hindernis für den Frieden darstellen.<br />Quelle: <a href="https://www.infosperber.ch/politik/welt/donbas-wir-haben-unser-mandat-verraten/">Infosperber</a></li><li><a name="h04"></a><strong>Patrik Baab: «2022 konnte Deutschland endlich mal die Russen anklagen.»</strong><br />Im Zentrum der russischen Hauptstadt, direkt am Fluss Moskwa und nicht weit von der Universität für Schifffahrt, liegt der Buchladen Rupor. Es ist ein kleiner Laden mit Literatur für ein kritisches, intellektuelles Publikum. Auch das Buch des deutschen Journalisten Patrik Baab „Auf beiden Seiten der Front“, das im Dezember 2024 im Moskauer Gnosis-Verlag erschienen ist, kann man hier kaufen. Eben in diesem Buchladen mit angrenzendem Café hielt Patrik Baab am 18. Oktober einen Vortrag vor jungen Russen. Unterstützt von zwei Übersetzern – Wladimir Fomenko und Oleg Nikiforow –, trug der Autor zwölf Thesen zum Krieg in der Ukraine vor. Baab war Mitte Oktober nach Moskau gereist, weil er für seinen neuen Youtube-Kanal „Gegen den Strom“ US-amerikanische Politologen interviewte, die er in Moskau treffen konnte.<br />Quelle: <a href="https://globalbridge.ch/patrik-baab-2022-konnte-deutschland-endlich-mal-die-russen-anklagen/">Globalbridge</a></li><li><a name="h05"></a><strong>Die geistige Korruption des Karl Schlögel</strong><br />Karl Schlögel war einmal Wehrdienstverweigerer zur Zeit des Vietnamkrieges. Heute fordert er die Wiedereinführung des Wehrdienstes – und erhält dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ein symbolischer Akt, der so grotesk ist, dass er schon wieder perfekt in unsere Zeit passt: Eine Epoche, in der Krieg mal wieder als Friedenspolitik und Aufrüstung als Verantwortung verkauft wird.<br />Quelle: <a href="https://www.pressenza.com/de/2025/10/die-geistige-korruption-des-karl-schloegel/">pressenza</a></p><p>dazu auch: <strong>Die Kunst des genauen Wegschauens</strong><br />Quelle: <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140937">NachDenkSeiten</a></p><p>und: <strong>Wenn Deutschlands Buchhandel weiterhin seinen sogenannten „Friedenspreis“ an Kriegstreiber verleiht, dann sollten wir ihm den Rücken kehren</strong><br />Quelle: <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140883">NachDenkSeiten</a></li><li><a name="h06"></a><strong>Europäische Union: Gruselkabinett der EU-Mumien: Mario Draghi verkündet den Abgesang Europas</strong><br />In einer Rede im spanischen Oviedo zeichnet der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi ein düsteres Bild von Europas Zukunft. Ohne radikalen Kurswechsel sei die EU zum Scheitern verurteilt. […]<br />Anstelle von Offenheit und multilateraler Zusammenarbeit, die einst die Grundlage des europäischen Wohlstands bildeten, sei der Kontinent nun mit einem Wiederaufstieg von Machtpolitik und Protektionismus konfrontiert. Doch Europa sei darauf nicht vorbereitet und handlungsunfähig, so Draghi. „Dies wirft eine kritische Frage auf: Warum können wir uns nicht ändern?“ […]<br />Besonders deutlich wandte er sich dabei gegen die deutsche Politik, die gemeinsame Investitionen und Schuldenbündelung ausbremst und damit laut Draghi die globale Konkurrenzfähigkeit Europas gefährdet.<br />Quelle: <a href="https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/mario-draghi-eu-gescheitert-li.10002764">Berliner Zeitung</a></p><p>dazu auch: <strong>Die ultrarechte Renaissance des Westens</strong><br />Im Europaparlament zeichnet sich eine weitere Intensivierung der Kooperation mit der extremen Rechten ab, während Merz die Debatte in Deutschland nach rechts treibt – und die AfD sich mit Blick auf Trump etabliert transatlantisch gibt.<br />Quelle: <a href="https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10173 ">German Foreign Policy</a></li><li><a name="h07"></a><strong>Wenn er nicht selbst denken muss, kennt sogar der Spiegel die Nachfrage</strong><br />Der Spiegel ist seit Jahrzehnten auf streng angebotspolitischem Kurs. Immer im Schlepptau des Mainstream und niemals mit einer ernsthaften Diagnose. Wenn das Blatt allerdings (wie hier am heutigen Tag) bloß Meldungen von Nachrichtenagenturen abschreibt, kann es plötzlich über Nachfrage reden und folglich eine halbwegs vernünftige Diagnose der Lage der deutschen Wirtschaft abliefern.<br />In der Industrie, so die erste Meldung von heute, bleibt der Auftragsmangel… aber ein klares Problem, es ist noch nicht gelöst. Mit den Worten „Fehlende Aufträge bleiben ein zentrales Problem für die Baubranche“, zitiert der Spiegel das ifo-Institut. Der Einzelhandel, oh Wunder, „kämpft mit der Zurückhaltung seiner Kunden“ (so wieder das ifo-Institut laut Spiegel).<br />Das ist wirklich ein klarer Befund: überall fehlt es an Nachfrage. Doch wo ist die Konsequenz?<br />Quelle: <a href="https://www.relevante-oekonomik.com/2025/10/27/wenn-er-nicht-selbst-denken-muss-kennt-sogar-der-spiegel-die-nachfrage/">Relevante Ökonomik</a></p><p>dazu auch: <strong>Konjunktur: Chipkrise könnte Deutschland drittes Rezessionsjahr bescheren</strong><br />Die Bundesregierung rechnet für das laufende Jahr nur mit einem Miniwachstum von 0,2 Prozent. Das könnte hinfällig sein, wenn die Produktion in der Autoindustrie wegen Chipmangels länger ruht.<br />Quelle: <a href="https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/konjunktur-chipkrise-koennte-deutschland-drittes-rezessionsjahr-bescheren/100167730.html">Handelsblatt</a></li><li><a name="h08"></a><strong>Der Staat zahlt, die Aktionäre kassieren</strong><br />Große Immobilienkonzerne wie etwa die Vonovia oder die LEG haben zusammen über 600.000 Wohnungen. Viele dieser Mehrparteienhäuser stehen in prekären Vierteln. Rund 18,6 Milliarden Euro zahlten die Jobcenter 2024 an Vermieter. Obwohl weniger Menschen Bürgergeld beziehen als noch vor zehn Jahren, sind die Kosten der Unterkunft um 20 Prozent gestiegen. Das heißt: Der Staat zahlt mehr für weniger Bedarfsgemeinschaften. Vonovia schüttete dieses Jahr knapp eine Milliarde Euro an die Aktionäre aus, die LEG legte mit einer Dividende von gut 200 Millionen Euro nach.<br />Quelle: <a href="https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/wohnungskonzerne-gewinne-aktionaere-100.html">tagesschau</a></li><li><a name="h09"></a><strong>Bürgergeld: Faktischer Wegfall von Elternzeit in der neuen Grundsicherung</strong><br />Die Bundesregierung plant, den Zeitpunkt, ab dem erziehenden Leistungsbeziehenden im SGB II eine Arbeit, eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme oder ein Sprach-/Integrationskurs „in der Regel“ zumutbar ist, von bisher drei Jahren auf die Vollendung des ersten Lebensjahres des Kindes vorzuziehen.<br />Diese Absenkung ist Bestandteil eines Referentenentwurfs des Bundesarbeitsministeriums für ein 13. SGB-II-Änderungsgesetz und damit Stand heute noch nicht geltendes Recht. In der Begründung heißt es ausdrücklich, die frühere Aktivierung solle die Integration in Arbeit stärken und längere Phasen der Erwerbslosigkeit von Familien vermeiden. Der Entwurf datiert vom 16. Oktober 2025.<br />Quelle: <a href="https://www.gegen-hartz.de/news/buergergeld-faktischer-wegfall-von-elternzeit-in-der-neuen-grundsicherung">gegen-hartz</a></li><li><a name="h10"></a><strong>Depression unter Geringverdienern steigt: Stressfaktor Armut</strong><br />Wer sowieso schon wenig hat, entwickelt in der Folge auch häufiger eine Depression. Der Sozialstaat muss diesen Stützen der Gesellschaft helfen. […]<br />Wer arm ist, leidet um ein Vielfaches eher an depressiven Symptomen. Auch wenn das nichts überraschend Neues ist, darf es nicht als individuelle Verantwortung abgetan werden. Die Erkrankungen entstehen nicht im luftleeren Raum, sondern sind Folge einer Politik der sozialen Härte.<br />Quelle: <a href="https://taz.de/Depression-unter-Geringverdienern-steigt/!6122378/">taz</a></li><li><a name="h11"></a><strong>Manöver</strong><br />Derzeit ist das zuletzt genannte „Ablenkungsmanöver“ en vogue. Wieso gerade das? Weil der Kanzler unseres Landes mal wieder per Sigmund Freud sein wahres Ich offenbart hat und das nicht gerade gut ankommt. Hat er doch im Rahmen einer Pressekonferenz im Osten unseres Landes gemeint, der dortigen Rechtsaußenpartei den Rang ablaufen zu müssen, indem er das „migrationshintergrundsversiffte Stadtbild“ zur Chefsache machte und, anscheinend weil er die Verantwortung für seine rassistisch grundierte Aussage nicht allein übernehmen wollte, die „Töchter unseres Landes“ (so war seine Tochteraussage wohl gemeint, zumindest zu verstehen) zur Zeugenschaft aufgerufen hatte.<br />Mit dieser, aus seiner Sicht wohl cleveren, Volte gedachte er eine allgemeine Empörung über die anerkannten und nicht anerkannten Asylbewerber in die Breite der Gesellschaft zu tragen und sich zugleich als der Richtige im Umgang mit dieser „Plage“ darzustellen.<br />Aber bei diesem Populismusvorhaben machte er die Rechnung ohne die Wirtinnen.<br />Quelle: <a href="https://www.gew-ansbach.de/2025/10/manoever/">GEW-Magazin</a></li><li><a name="h12"></a><strong>Westjordanland: Siedlergewalt weitet sich aus</strong><br />Während im Gaza-Konflikt um die Umsetzung einer Waffenruhe und des von US-Präsident Donald Trump initiierten Friedensplans gerungen wird, erreicht die Gewalt israelischer Siedler im Westjordanland gegen Palästinenser und Palästinenserinnen einen neuen Höhepunkt. Die Eskalation insbesondere während der Zeit der Olivenernte sei „wirklich alarmierend“, warnte die UNO.<br />Quelle: <a href="https://orf.at/stories/3409248/">ORF</a></li><li><a name="h13"></a><strong>»Die Statue wurde uns entrissen«</strong><br />Berlin: Mahnmal für koreanische »Trostfrauen« abgeräumt. Verband vermutet politischen Druck aus Japan. Ein Gespräch mit Nataly Jung-Hwa Han<br />Seit 2020 stand in Berlin-Moabit ein Mahnmal für koreanische Frauen, die von der japanischen Armee im Zweiten Weltkrieg systematisch vergewaltigt und versklavt worden waren. Am 17. Oktober ließ die Verwaltung »Ari« abbauen. Hat man Ihnen gesagt, wo sie aufbewahrt wird?<br />Sie behaupten das. Aber uns wurde weder eine E-Mail noch ein Schreiben geschickt. Unserem Anwalt wurde ausgerichtet: Sobald wir die Rechnung für den Abtransport begleichen, würde man uns die Statue aushändigen. Wir haben keine erhalten.<br />Warum soll der Verband zahlen?<br />Ursprünglich sollten wir für den Fall, dass wir »Ari« nicht freiwillig abräumen, 3.000 Euro Zwangsgeld zahlen. Vor Gericht konnten wir uns dagegen wehren, sollten aber die Ersatzvornahme durch das Bezirksamt, die Statue zu entfernen – was mindestens 1.500 Euro kostet – bezahlen. Dabei sind wir ständig am Limit unserer Möglichkeiten, auch um unser Museum offenhalten zu können. Da wir keinerlei staatliche Förderung bekommen und vergangenes Jahr unser größtes Bildungsprojekt von Kai Wegner persönlich torpediert wurde, können wir Spenden für unsere Aufgaben besser gebrauchen als für das Entfernen von »Ari«.<br />Quelle: <a href="https://www.jungewelt.de/artikel/511069.bek%C3%A4mpftes-gedenken-die-statue-wurde-uns-entrissen.html ">junge Welt</a></p><p><em><strong>Anmerkung unseres Lesers H.M.:</strong> Kai Wegner spielt hier eine unrühmliche Rolle….</em></li><li><a name="h14"></a><strong>Stay woke!</strong><br />Als US-Vizepräsident J. D. Vance im Februar auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit in Europa behauptete, war die Empörung groß. Derweil scheinen staatliche Stellen hierzulande regelrecht bemüht, diese Behauptung durch Taten zu unterfüttern und damit Wasser auf die Mühlen der von Vance hofierten AfD zu leiten.<br />So durchsuchten am Donnerstag Polizisten die Wohnung des konservativen Medienwissenschaftlers Norbert Bolz. Der unter anderem für die Welt tätige Publizist hatte vor rund einem Jahr den Taz-Titel »AfD-Verbot und Höcke-Petition: Deutschland erwacht« auf X ironisch mit »Gute Übersetzung von ›woke‹: Deutschland erwache!« kommentiert. Die Berliner Staatsanwaltschaft sieht darin die Verwendung einer verbotenen Naziparole.<br />Angestoßen hatte das Verfahren die Meldestelle »Hessen gegen Hetze«. Bekanntheit hatte diese Stelle im vergangenen Jahr erlangt, als es infolge ihrer Meldung zu einer Razzia bei einem fränkischen Rentner wegen »Volksverhetzung« kam. Der hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einen »Schwachkopf« genannt. Angeschlossen ist die Meldestelle an das CDU-geführte hessische Innenministerium, das bis heute weder die Rolle seines Geheimagenten »Klein Adolf« beim NSU-Mord an Halit Yozgat 2006 in Kassel noch Polizeiversäumnisse beim rassistischen Hanau-Massaker 2019 aufklären konnte. (…)<br />Im übrigen hat Friedrich Merz mit seinen jüngsten »Stadtbild«-Äußerungen die Stimmung gegen Migranten um ein Vielfaches mehr vergiftet, als es Bolz mit seinen Postings kann. Es darf bezweifelt werden, dass die staatlich finanzierten Petzstellen gegen »Hass und Hetze« bereits gegen den Kanzler tätig wurden.<br />Quelle: <a href="https://www.jungewelt.de/artikel/511102.stay-woke.html ">junge Welt</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christian Reimann:</strong> Wie viele solcher Hausdurchsuchungen finden wegen eines solchen Anlasses in Deutschland statt? Der Fall des „Welt“-Kolumnist Bolz dürfte lediglich sehr prominent sein. Bitte lesen Sie dazu auch <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141035">Schon wieder Hausdurchsuchung wegen „falscher“ Meinung: Diese Einschüchterungen müssen aufhören!</a></em></p><p>dazu auch: <strong>Ein Verbrechen findet sich schon</strong><br />Ein Berliner Richter schickt dem Philosophen Norbert Bolz die Polizei ins Haus, weil er einen ironischen Tweet nicht verstanden hat. Die Justiz, sonst überlastet, hat für eine Posse Zeit. Wer wissen will, was hier los ist, schlage bei E.T.A. Hoffmann nach.<br />Quelle: <a href="https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/justiz-macht-sich-mit-durchsuchung-bei-norbert-bolz-laecherlich-110747986.html">FAZ (Bezahlschranke)</a></li><li><a name="h15"></a><strong>Neuer US-Gesandter in Kopenhagen: Er soll für Trump Grönland sichern</strong><br />Der US-Senat hat jetzt Trumps neuen Botschafter für das dänische Grönland bestätigt: Ken Howery. Seine Mission ist klar: den Zugriff auf Grönland sichern.<br />Das klang nach diplomatischem Understatement. Er fühle sich “demütig und geehrt vom US-Senat als unser Botschafter in Dänemark bestätigt worden zu sein”, ließ Ken Howery auf der Plattform X wissen und fügte hinzu: “Ich freue mich darauf, unser Land zu vertreten und die starke Freundschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Dänemark weiter auszubauen.”<br />Die Freude ist nicht ungeteilt.<br />Quelle: <a href="https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/eu/id_100971084/neuer-us-botschafter-in-daenemark-ken-howery-soll-trump-groenland-sichern.html">t-online</a></li><li><a name="h16"></a><strong>Zu guter Letzt: Bundeswehr wegen Funkgerät-Problemen offenbar nicht voll einsatzfähig</strong><br />Die Umstellung auf digitale Funkgeräte verursacht laut einem Bericht weiter Probleme beim deutschen Militär. Das System kann demnach nicht in Gefechten verwendet werden.<br />Quelle: <a href="https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-10/bundeswehr-funkgeraete-probleme-verzoegerung">Zeit Online</a></li></ol> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141174</span> 141174 Angriff auf Kinder: Innenminister will, dass die Schulen auf Krieg vorbereiten https://www.nachdenkseiten.de/?p=141161 Mon, 27 Oct 2025 12:47:50 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141161 <p>Medien berichten: Innenminister Alexander Dobrindt will, dass <a href="https://www.spiegel.de/politik/deutschland/innenminister-alexander-dobrindt-spricht-sich-fuer-krisenvorbereitung-an-schulen-aus-a-f56a7d0b-6446-4050-9a13-285b974efb68">Kinder in der Schule auf Krisen und Krieg vorbereitet werden</a>. In der <em>WELT</em> ist von einem „Angriffsziel Deutschland?“ zu lesen, die Schlagzeile lautet: <a href="https://www.welt.de/politik/deutschland/plus68f8b35459e2e0975070813c/ex-generalinspekteur-zorn-angriffsziel-deutschland-es-koennte-2026-sein-es-koennte-heute-abend-sein.html">„Es könnte 2026 soweit sein. Es könnte heute Abend soweit sein“</a>. Und der Grüne Volker Beck schreibt auf der Plattform <em>X</em>: <a href="https://x.com/Volker_Beck/status/1981420331693756821">„Damit</a></p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141161">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141161</span> <p>Medien berichten: Innenminister Alexander Dobrindt will, dass <a href="https://www.spiegel.de/politik/deutschland/innenminister-alexander-dobrindt-spricht-sich-fuer-krisenvorbereitung-an-schulen-aus-a-f56a7d0b-6446-4050-9a13-285b974efb68">Kinder in der Schule auf Krisen und Krieg vorbereitet werden</a>. In der <em>WELT</em> ist von einem „Angriffsziel Deutschland?“ zu lesen, die Schlagzeile lautet: <a href="https://www.welt.de/politik/deutschland/plus68f8b35459e2e0975070813c/ex-generalinspekteur-zorn-angriffsziel-deutschland-es-koennte-2026-sein-es-koennte-heute-abend-sein.html">„Es könnte 2026 soweit sein. Es könnte heute Abend soweit sein“</a>. Und der Grüne Volker Beck schreibt auf der Plattform <em>X</em>: <a href="https://x.com/Volker_Beck/status/1981420331693756821">„Damit es auch der Letzte versteht: Putin will Krieg.“</a> Das sind nur drei Beispiele der letzten Tage, die verdeutlichen: Angst- und Stimmungsmache laufen auf Hochtouren. Und: Eine Politik, die Kinder auf „Krisenfälle“ vorbereiten will, übersieht: Es gibt bereits einen großen Krisenfall. Die vorherrschende Politik ist zum größten Krisenfall geworden, den die Republik je erlebt hat. Ein Kommentar von <strong>Marcus Klöckner</strong>.</p><p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /><span id="more-141161"></span><br /></p><p>Was ist von einem Politiker zu halten, der Kinder auf den Krieg vorbereiten will? So viel wie von einem Mandatsträger, der nüchtern von <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141021">über 1.000 möglichen verletzten Bundeswehr-Soldaten pro Tag im Kriegsfalle</a> spricht. Kinder auf Krieg vorbereiten? Eine Politik, die sich ein solches „Ziel“ steckt, hat längst selbst den Weg jener Destruktivität eingeschlagen, vor dem sie Kinder warnen will. Wenn es soweit ist, dass Kinder in den Schulen auf einen Kriegsfall vorbereitet werden sollen, dann wird deutlich: Diese Politik ist anachronistisch, unverantwortlich und dumm noch obendrauf. Nicht vorwärts, sondern rückwärts. Nicht nach vorne, in eine friedliche Zukunft, sondern zurück zum Geist des Kalten Krieges und dem US-Zivilverteidigungsfilm „Duck and Cover“, der Kinder beibringen wollte, wie sie sich im Falle eines Atomkriegs verhalten sollten. </p><p>Duck and Cover – sprich: Ducken und Deckung suchen! So war das damals. Und so ähnlich soll es heute also nochmal sein. Da vermochte es die Politik, von damals bis zur Wende von 1989/1990 die Gesellschaften mit dem Schreckgespenst vom „bösen Russen“ in Atem zu halten – und heute? Ziehen Politiker ihr Stahlhelmchen auf, steigen in den Panzer des politischen Wahnsinns und wollen gegen jenen Feind anfahren, der doch im Grunde genommen nicht einmal damals ein Feind war.</p><p>Längst arbeitet die Politik daran, dass Feindbild in ihrem Kopf zum Feindbild der Gesellschaft zu machen. Und nun greifen Sie auch noch die Gehirne der Kinder an. Die Schwächsten in der Gesellschaft, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, deren kindliches Gemüt, ihre Lebensfreude und ihr Leichtsinn möglichst lange von Erwachsenen gut behütet werden sollten, wollen Politiker auf „Krisen- und Kriegsfälle“ vorbereiten. Dabei übersehen sie: Einen großen Krisenfall gibt es längst. Die vorherrschende Politik ist zum größten Krisenfall geworden, den die Republik je erlebt hat. Dagegen würde helfen: Eine Schulbildung, die im besten Sinne des Grundgesetzes jenes Bewusstsein für eine fundierte Herrschaftskritik vermittelt, das für eine Demokratie unerlässlich ist. Doch weit gefehlt: So wie die Schulen die Türen für die Bundeswehr öffnen und Jugendoffiziere den Geist der politisch herbeifantasierten „Zeitenwende“ verbreiten lassen, so werden sich die „Bildungseinrichtungen“ nun aller Voraussicht nach wohl kaum den Plänen des Innenministers in den Weg stellen.</p><p>Duck and Cover – oder wie auch immer das Motto für das hirnverbrannte Vorhaben lauten mag: Die Schulen dürften willfährig zur Umsetzung bereitstehen und damit einmal mehr (von Ausnahmen abgesehen) dokumentieren, dass sie tragischerweise ihren erklärten Ansprüchen nicht gerecht werden. Politischen Wahnsinn, Manipulation und Propaganda kritisch dekonstruieren? Das bleibt den Eltern oder den Kindern selbst überlassen. Allein schon die Ankündigung Dobrindts müsste die Lehrer auf die Straße treiben. Stattdessen: Business as usual. Bloß nicht aus der Reihe fallen, bloß nicht negativ auffallen. Schließlich: Karriere, Geldverdienen und die eigene politische Naivität unangetastet lassen. </p><p>Die Institution Schule versagt in der „Zeitenwende“ – so wie sie schon in der Coronazeit und auch immer wieder davor versagt hat. Was will die Politik den Kindern in unserer Gesellschaft noch alles zumuten? Zunächst die mentalen Kriegsvorbereitungen und dann? Krieg? </p><p>Das Schlimme ist: Längst schaukeln verschiedene Teilbereiche und Institutionen unserer Gesellschaft die Kriegsgefahr wechselseitig hoch. Politik, Medien, Expertentum, Bundeswehr, Schulen usw.: Überall ist die Rede von der drohenden Gefahr aus Russland. Während Dobrindt die Schulen einspannt, übertrumpfen sich „Qualitätsmedien“ mit aberwitzigen Schlagzeilen. </p><p>„Ex-Generalinspekteur Zorn – Angriffsziel Deutschland? Es könnte 2026 sein. Es könnte heute Abend sein“, lautet eine Schlagzeile der Zeitung <em>Die Welt</em>. Das ist, soviel Fairness sollte zugestanden werden, eine hervorragende Schlagzeile – aus propagandistischer Sicht. Bei der Erzeugung von Angst spielt die Stimulation des Ungewissen eine große Rolle. Bis 2026 sind es ja noch über 2 Monate, aber: Was, wenn es „heute Abend“ schon soweit ist? Maske auf?, möchte man süffisant fragen. Deutlich wird: Angst- und Stimmungsmache sind allgegenwärtig. Das Ziel sind die Köpfe der Bürger. </p><p>Und dann ist da noch Volker Beck. Beck, der lange für die Grünen im Bundestag saß, zwitscherte auf der Plattform <em>X</em> <a href="https://x.com/Volker_Beck/status/1981420331693756821">die folgenden Zeilen</a>: <em>„Damit es auch der Letzte versteht: Putin will Krieg. Die Antwort auf diese Eskalation kann nur sein: #taurusjetzt Um es deutlich zu sagen: Entweder wir stoppen Putin in der Ukraine, in Polen und im Baltikum – oder erst am Rhein“.</em> Was Beck noch nicht begriffen hat: Wollte eine Atommacht Krieg: „Wir“ könnten sie nicht stoppen. Weder mit Tauruslieferungen noch mit irgendwelchen inhaltlich entkernten Tweets auf einer Social-Media-Plattform. Zum Glück weiß der vernünftige Teil der Gesellschaft das auch. </p><p><small>Titelbild: EUS-Nachrichten/shutterstock.com</small><br /><img loading="lazy" decoding="async" src="http://vg01.met.vgwort.de/na/1c50c5d2c90e44a8b301fa6ea0d5d6b0" width="1" height="1" alt="" /></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141161</span> Medien berichten: Innenminister Alexander Dobrindt will, dass Kinder in der Schule auf Krisen und Krieg vorbereitet werden. In der WELT ist von einem „Angriffsziel Deutschland?“ zu lesen, die Schlagzeile lautet: „Es könnte 2026 soweit sein. Medien berichten: Innenminister Alexander Dobrindt will, dass Kinder in der Schule auf Krisen und Krieg vorbereitet werden. In der WELT ist von einem „Angriffsziel Deutschland?“ zu lesen, die Schlagzeile lautet: „Es könnte 2026 soweit sein. Es könnte heute Abend soweit sein“. Und der Grüne Volker Beck schreibt auf der Plattform X: „DamitWeiterlesen Redaktion NachDenkSeiten 6:55 141161 Angepasst und ausgedruckt! Die Taz will nicht länger im Papiermüll landen https://www.nachdenkseiten.de/?p=141147 Mon, 27 Oct 2025 09:00:09 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141147 <p>Exklusiv auf der Bildfläche oder bald ganz weg von derselben? Die <em>tageszeitung</em> hat sich vor einer Woche als Printmedium verdünnisiert und taucht werktags nur noch im Internet auf. Die Macher feiern das als „Seitenwende“ und Aufbruch in eine neue Ära. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht. Ein Verriss von <strong>Ralf Wurzbacher</strong>.</p> <p><em>Dieser Beitrag ist</em></p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141147">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141147</span> <p>Exklusiv auf der Bildfläche oder bald ganz weg von derselben? Die <em>tageszeitung</em> hat sich vor einer Woche als Printmedium verdünnisiert und taucht werktags nur noch im Internet auf. Die Macher feiern das als „Seitenwende“ und Aufbruch in eine neue Ära. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht. Ein Verriss von <strong>Ralf Wurzbacher</strong>.</p><p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /><span id="more-141147"></span><br /></p><p>Schon gemerkt? Die <em>taz</em> ist weg. Also nicht ganz verschwunden, aber einfach nicht mehr zu fassen. So wie manche ihrer Beiträge, die einen argwöhnen ließen, man hielte die Hauspostille der NATO in der Hand. Aber damit ist es jetzt vorbei, also nicht mit Kriegspropaganda, aber mit dem In-der-Hand-Halten. Denn die <em>tageszeitung</em> hat sich ins Virtuelle verdrückt, erscheint seit 20. Oktober werktags nur noch in digitaler Form, auf der Webseite oder als E-Paper. Bloß noch die <em>wochentaz</em> gibt es auf Papier, der große Rest hat sich quasi in Luft aufgelöst.</p><p>Eine Woche geht das jetzt so, und vielleicht fühlen sich einige in die Pandemie zurückversetzt. Da gab es plötzlich auch kein Papier mehr, das für den Hintern. Und selbst das Lesen einer Zeitung geriet zur Ansteckungsgefahr, weshalb man sich, auch auf Anraten der <em>taz</em>, besser nicht die Finger schmutzig machen, vor allem tunlichst den Kontakt zu Corona-Leugnern, Verschwörungsideologen und Spaziergängern meiden sollte – um Bazillen zu killen und Leben zu retten. Aber irgendwie haute das nicht hin, trotz 3G-Regeln und Impfpflicht, für die sich auch die <em>taz</em> ins Zeug legte. Es gab trotzdem Tote, reichlich mehr Kollateralschäden, und die Gesellschaft ist seither tief gespalten.</p><p><strong>Einheitsbrei</strong></p><p>Vielleicht liegen ja auch hier die Gründe dafür, weshalb die Zeitung den nächsten Schritt in die Versenkung wagt. <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tageszeitung">Wikipedia</a> hält fest, die verkaufte Auflage sei von „2009 bis 2019 um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr gesunken“. Dasselbe Bild bei den Abonnentenzahlen – stetig abwärts. Klar, das ist der allgemeine Trend: Die gedruckte Zeitung steht unter Druck. Junge Menschen informieren sich lieber mit dem Smartphone oder Tablet, sofern sie sich überhaupt noch informieren oder lesen. Das Lamento der Verleger über das Ende der Gutenberg-Ära ist herzzerreißend, aber eben auch leicht dahergesagt. Weil man dann über Qualität nicht reden muss.</p><p>Die <a href="https://www.jungewelt.de/artikel/510522.zeitungskrise-rudi-der-druck-geht-weiter.html?sstr=taz"><em>junge Welt (jW)</em></a> äußerte den Verdacht, die Abkehr vom Gedruckten habe „möglicherweise (…) ein klein wenig damit zu tun, dass Medienhäuser verlässlich das Niveau absenken, der Konformität unterliegen und sie zugleich erzeugen und damit, dass ihre Zeitungen und sonstigen Formate folglich einander immer ähnlicher werden, weshalb, letzte Konsequenz, das Zeug nun auch keiner mehr lesen, geschweige denn kaufen will“. Anders <em>jW</em>, die „bleibt Printzeitung“ und titelte zur <em>taz</em>-Dämmerung: „Rudi, der Druck geht weiter.“</p><p><strong>Lechts wie rinks</strong></p><p>Hätte Dutschke das erleben müssen. Wie eine Zeitung, vor 47 Jahren als publizistisches Organ „linker Gegenöffentlichkeit“ gegründet, sich im Zuge der Jahrzehnte vom Bürgerschreck zu einem Spiegel zur Selbstvergewisserung des Gutbürgertums entwickeln konnte. Zwar immer irgendwie „alternativ“, anders und pfiffiger als der namentliche <em>Spiegel</em>, aber von der Substanz ziemlich deckungsgleich, ganz dicht dran am publizistisch erzeugten Zeitgeist, sprich der veröffentlichten Meinung. Als links geht die <em>taz</em> nur noch durch, sofern links alles andere als Nazi und irgendwas mit Öko bedeutet. Wobei es dafür genügt, am Abend ein Tofuschnitzel zu verdrücken, das man davor mit gutem grünen Gewissen und dem dicksten Hybrid-SUV bei Alnatura für teuer Geld erstanden hat. Wer die <em>taz</em> liest, hält solche Widersprüche locker aus und fühlt sich gut dabei.</p><p>Ungut wird’s erst, wenn wer das gute Lebensgefühl in der, jW-Zitat, „Echokammer eines selbstgefälligen und selbstreferentiellen Milieus“ mit unerhörten Attacken auf die rundum hehren Werte des Wertewestens stört – sprich Leute wie Putin, Trump oder Orban. Das geht dann so weit, dass man bei der <em>taz</em> schon mal mit dem <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=86057">Einsatz von NATO-Bodentruppen in der Ukraine</a> „für eine Welt von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschen- und Völkerrecht“ liebäugelt und dabei den dritten Weltkrieg als mögliche Randerscheinung mit- oder eben nicht mitdenkt.</p><p><strong>„Zu den Waffen, Genossen“</strong></p><p>Insofern hat der Marsch durch die Institutionen, den die Bündnis-Grünen mit ihrem Leib- und Magenblatt gegangen sind, in sattem Olivgrün auf Redaktion und Schreiber durchgefärbt. Von „Waffen für El Salvador“ über das Bauchgrummeln ob Joschka Fischers „Nie wieder Auschwitz“ zur Rechtfertigung des völkerrechtswidrigen NATO- und Bundeswehr-Krieges im Kosovo bis zu aktuellen Kriegsertüchtigungsbeiträgen wie <a href="https://taz.de/Kaempfen-fuer-Deutschland/!6028014/">„Zu den Waffen, Genossen!“</a> war es ein langer Lernprozess. Wo früher einmal Pazifismus die Feder geführt haben mag, herrscht heute ein ausgeprägter Hang zum Bellizismus, ganz unverkrampft und mit Biosiegel. Wohl nicht allen (ehemaligen) Lesern schmeckt das.</p><p>Aber die Macher sind originell und machen auf Selbstironie. Oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls nix da mit Auslaufmodell, sondern <a href="https://taz.de/Seitenwende/!t6074274/">„Seitenwende“</a>. So nennen sie ihren „Aufbruch“ ins Digitale. Scholz und Habeck fühlen sich bestimmt geehrt. Aber offenbar nicht alle Leser wollen mit umziehen. „57 Prozent unserer bisherigen täglichen Print-Abonnent*innen“ hätten sich bereits verpflichtet, <a href="https://taz.de/taz-Geschaeftsfuehrung-zur-Seitenwende/!vn6116230/">„bei uns zu bleiben“</a>, ließ vor elf Tagen die Geschäftsführung verlauten. Das sollte eine frohe Botschaft sein. Zuletzt waren es noch 14.000 Leser, die sich die <em>tageszeitung </em>nach Hause schicken ließen. 60 Prozent der Nutzer greifen schon heute digital auf das Produkt zu.</p><p><strong>Papier alle, Licht aus</strong></p><p>Von nicht weniger als einem <a href="https://taz.de/Letzte-werktaegliche-taz/!vn6122467/">„historischen Augenblick“</a> schrieb die <em>taz</em> am vergangenen Mittwoch. „Mit ihrem beispiellosen Schritt“ zeige man „wo die Zukunft der Medienwelt liegen dürfte“. Printmedien aus ganz Deutschland verfolgten die Vorgänge „besonders aufmerksam“. Stolz verwies man auf Beiträge der Konkurrenz. <a href="https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/medien/taz-letzte-ausgabe-berlin-zeitung-tageszeitung-e343127/?reduced=true">„Nur Klopapier ist unersetzlich“</a>, titelte die <em>Süddeutsche Zeitung</em>, und <em>Die Zeit</em> huldigte geradezu, die <em>tageszeitung</em> gehöre <a href="https://www.zeit.de/2025/44/die-taz-tageszeitung-digitalisierung-druck-journalismus-gxe">„wieder einmal zur Avantgarde“</a>.</p><p>Solche Anteilnahme macht die Verantwortlichen stolz. Man mag das wohlige Gefühl, voll mitzuschwimmen im großen Strom des Mainstream, ganz zeitgemäß halt, aber kein bisschen mehr unbequem, rebellisch oder wirklich links. Ob das ein gutes Zukunftsrezept ist? Noch einmal die Geschäftsleitung: „Wir gehen unseren Weg, weil wir den Verlust der <em>taz</em> nicht ertragen und verantworten könnten.“ Mal schauen … Vielleicht heißt es dereinst einmal: Zuerst ging das Papier aus, dann das Licht.</p><p><small>Titelbild: Hadrian/shutterstock.com</small><img loading="lazy" decoding="async" src="http://vg09.met.vgwort.de/na/94a40106e60243ff9a96794c1dfa3f1b" alt=""" tile="" height="1" width="1" /></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141147</span> Exklusiv auf der Bildfläche oder bald ganz weg von derselben? Die tageszeitung hat sich vor einer Woche als Printmedium verdünnisiert und taucht werktags nur noch im Internet auf. Die Macher feiern das als „Seitenwende“ und Aufbruch in eine neue Ära. Exklusiv auf der Bildfläche oder bald ganz weg von derselben? Die tageszeitung hat sich vor einer Woche als Printmedium verdünnisiert und taucht werktags nur noch im Internet auf. Die Macher feiern das als „Seitenwende“ und Aufbruch in eine neue Ära. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht. Ein Verriss von Ralf Wurzbacher. Dieser Beitrag istWeiterlesen Redaktion NachDenkSeiten 8:10 141147 Catherine Connolly wird mit eindeutigem Kontrastprogramm neue irische Präsidentin https://www.nachdenkseiten.de/?p=141136 Mon, 27 Oct 2025 08:05:22 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141136 <p>Am vergangenen Freitag hat Irland eine neue Präsidentin gewählt. Schon wenige Minuten nach Beginn der Auszählung am Samstagmorgen war klar, dass die von einem breiten Linksbündnis unterstützte, parteilose Kandidatin Catherine Connolly einen uneinholbaren Vorsprung vor ihrer konservativen Konkurrentin Heather Humphreys haben würde. Von <strong>Moritz Müller</strong>.</p> <p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /> <span id="more-141136"></span></p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141136">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141136</span> <p>Am vergangenen Freitag hat Irland eine neue Präsidentin gewählt. Schon wenige Minuten nach Beginn der Auszählung am Samstagmorgen war klar, dass die von einem breiten Linksbündnis unterstützte, parteilose Kandidatin Catherine Connolly einen uneinholbaren Vorsprung vor ihrer konservativen Konkurrentin Heather Humphreys haben würde. Von <strong>Moritz Müller</strong>.</p><p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /><span id="more-141136"></span><br /></p><p>Am vergangenen Donnerstag hatten die <em>NachDenkSeiten</em> vom Rennen um das irische Präsidentenamt <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140973">berichtet</a>. Das Kandidatenfeld war vor drei Wochen von drei auf zwei zusammengeschrumpft, nachdem der politisch unerfahrene Fußballtrainer und Ex-Militär Jim Gavin das Handtuch geworfen hatte.</p><p>Die beiden übrig gebliebenen Kandidatinnen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Heather Humphreys, zehn Jahre lang Mitglied konservativer Regierungen, sich selbst als pro-europäisch bezeichnend, ohne dies genau zu definieren, zielte im Wahlkampf mehr auf die Demontage Ihrer Konkurrentin als auf die Beschreibung ihrer eigenen Ziele und Vorstellungen.</p><p>Catherine Connolly, seit 2011 Mitglied im irischen Parlament, war hingegen nie an einer Regierung beteiligt. In der letzten Legislaturperiode war sie stellvertretende Parlamentspräsidentin, und selbst ihre Gegner bescheinigten ihr eine ausgeprägte Fairness.</p><p>In ihrer politischen Laufbahn hat sie nie ein Blatt vor den Mund genommen. Sie nannte den Krieg in Gaza Genozid, und sie bezichtigte die US-Regierung der Beihilfe daran. Sie kritisierte die massive militärische Aufrüstung der EU und verglich dies mit dem Deutschland der 1930er-Jahre.</p><p>Sie besuchte 2018 das vom Bürgerkrieg verwüstete Syrien. Sie kritisierte mit scharfen Worten den Mütter-Baby-Heim-Report, den die irische Regierung in Auftrag gegeben hatte. Darüber <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=70314">berichteten die <em>NachDenkSeiten</em></a> genauso wie über ihren <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=70089">Einsatz für Julian Assange</a>.</p><p>Während des Wahlkampfs stand sie trotz massiver Angriffe zu diesen Aussagen. Sie blieb dabei immer ruhig und konziliant.</p><p>Catherine Connolly erhielt dann schlussendlich am Freitag <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/2025_Irish_presidential_election">63,4 Prozent der gültigen Stimmen</a>. Dies ist der höchste Prozentsatz bei einer irischen Präsidentschaftswahl und mit 914.143 Erstpräferenzen auch absolut die höchste Zahl von Stimmen bei einer Wahl in Irland. Heather Humphreys erhielt demgegenüber 29,5 Prozent der Stimmen. Der ausgeschiedene, aber immer noch auf dem Stimmzettel stehende Jim Gavin erhielt 7,2 Prozent. Dies waren wohl teilweise Stammwähler der Partei, die ihn aufgestellt hatte, und zum anderen Teil Protestwähler.</p><p>Eine andere Form des Protests war die hohe Anzahl von ungültigen Stimmen, die bei 12,9 Prozent der abgegebenen Stimmen lag, was in dieser Quantität auch ein absolutes Novum darstellt. Die Wahlbeteiligung lag mit 45,8 Prozent leicht höher als bei der letzten Wahl 2018.</p><p>Etliche andere Bewerberinnen und Bewerber hatten die Nominierungskriterien nicht erfüllt. Man muss von mindestens 20 Parlamentariern der beiden Kammern oder von vier der 31 lokalen Parlamente nominiert werden. An diesem System war im Vorfeld der Wahl Kritik aufgekommen, die sich auch in Kommentaren, Slogans oder Namen von nicht nominierten Personen auf den Stimmzetteln niederschlug. Eigentlich sollte man auch versuchen, diese Stimmzettel irgendwie auszuwerten, um sich dann Gedanken zu machen, wie man den Anliegen zumindest einiger dieser Personen Rechnung tragen kann.</p><p>Insgesamt zeigt der Wahlausgang in diesen verschiedenen Ausformungen die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der derzeitigen konservativen Regierung.</p><p>Catherine Connolly bedankte sich nicht nur bei ihren Wählern, sondern bei allen, die zur Wahl gegangen waren. Auch an ihr liegt es nun, das in sie gelegte Vertrauen in den nächsten sieben Jahren auszufüllen. Man darf gespannt sein, ob und wie ihr das in dem ähnlich wie in Deutschland eher repräsentativen Präsidenteninnenamt gelingt.</p><p>Heather Humphreys gratulierte der designierten Präsidentin „Catherine“ und zeigte sich überzeugt, dass diese eine Präsidentin für alle Irinnen und Iren und auch sie selbst sein werde. Das klang so, als käme es von Herzen, und es war fast so, als höre man auch Erleichterung in ihrer Stimme.</p><p>Am 11. November wird Catherine Connolly ihren Amtseid ablegen. Dann wird sich auch abzeichnen, welches Personal sie zu ihrer Unterstützung mitbringt. Die <em>NachDenkSeiten</em> werden die Leserinnen und Leser weiter auf dem Laufenden halten und auch darüber berichten, wie die Reaktionen auf diesen Wahlsieg ausfallen.</p><p>Die Wahl Catherine Connollys zur irischen Präsidentin hat gezeigt, dass es sich für die Parteien des linken Spektrums lohnen kann, an einem Strang zu ziehen.</p><p><small>Titelbild: Brendain Donnelly/shutterstock.com</small></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141136</span> Am vergangenen Freitag hat Irland eine neue Präsidentin gewählt. Schon wenige Minuten nach Beginn der Auszählung am Samstagmorgen war klar, dass die von einem breiten Linksbündnis unterstützte, parteilose Kandidatin Catherine Connolly einen uneinholbar... Am vergangenen Freitag hat Irland eine neue Präsidentin gewählt. Schon wenige Minuten nach Beginn der Auszählung am Samstagmorgen war klar, dass die von einem breiten Linksbündnis unterstützte, parteilose Kandidatin Catherine Connolly einen uneinholbaren Vorsprung vor ihrer konservativen Konkurrentin Heather Humphreys haben würde. Von Moritz Müller. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Weiterlesen Redaktion NachDenkSeiten 5:59 141136 Hinweise des Tages https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140 Mon, 27 Oct 2025 07:57:57 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140 <p>Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/AT)<br /> <span id="more-141140"></span><br /> Bitte beachten Sie: Wir weisen in den Hinweisen des Tages ausschließlich auf kostenlose Artikel hin. Es kann im weiteren</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140</span> <p>Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/AT)<br /><span id="more-141140"></span><br />Bitte beachten Sie: Wir weisen in den Hinweisen des Tages ausschließlich auf kostenlose Artikel hin. Es kann im weiteren Verlauf trotzdem vorkommen, dass Sie auf Texte stoßen, die sich hinter einer Bezahlschranke befinden. Der Grund dafür: Anbieter von Artikeln haben den kostenlosen Zugang nachträglich eingeschränkt oder/und in kostenpflichtige Angebote umgewandelt.</p><p>Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:</p><ol><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h01">Nicht mehr im Frieden, schon mitten im Krieg?!</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h02">Der Gaskrieg</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h03">Den Atomkrieg üben</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h04">Putin im O-Ton über den Kurswechsel der USA</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h05">“Es braucht ukrainische Soldaten” – Union will Zuzug junger Ukrainer stoppen</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h06">Antikriegslied von Reinhard Mey: Vom SWR nicht nominiert – von den Hörern aber auf Platz 12 gewählt</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h07">Vermutliche Luftraumverletzungen: «Medial völlig übertrieben»</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h08">“Stadtbild”-Demos gehen in NRW und bundesweit weiter</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h09">Autoindustrie will Plug-in-Fahrer zum Laden zwingen</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h10">BILD: “Bürgergeld-Ausgaben knallen wieder hoch” – ein Blick in die Berechnungsgrundlagen</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h11">Mehr Platz und mehr Gemeinschaft: In Wien baut man Wohnungen speziell für Alleinerziehende</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h12">Vor Gericht: Paul-Ehrlich-Institut gesteht fehlende Überwachung der Corona-Impfstoffe ein</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h13">Mit Sicherheitsrisiken und Nebenwirkungen</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h14">„So schlimm“: Viele ahnen nicht, was bei Saugrobotern im Verborgenen passiert</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140#h15">Zu guter Letzt: Zwischenruf aus Straßburg </a></li></ol><p><em><strong>Vorbemerkung:</strong> Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Verantwortlich für die Richtigkeit der zitierten Texte sind die jeweiligen Quellen und nicht die NachDenkSeiten. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.</em></p><ol><li><a name="h01"></a><strong>Nicht mehr im Frieden, schon mitten im Krieg?!</strong><br />Was westliche Verweigerung und Bestrafung anrichten: Der Niedergang beschleunigt sich […]<br />Am Freitag ereiferte sich die Kommissionspräsidentin von der Leyen über China und dessen wirtschaftliche Sanktionsmaßnahmen. Sie drohte Vergeltung an. Das, was der EU mit der (russischen) Energie passiert sei, werde ihr nicht auch noch bei Seltenen Erden passieren. Sie kündigte an, notfalls zur handelspolitischen Keule zu greifen. […]<br />Es ist völlig eindeutig: Wer Wirtschaftssanktionen einsetzt, glaubt, das Sagen zu haben und so erzwingen zu können, was anders nicht mehr gelingt: das Aufsteigen von ernsthaften Konkurrenten zu verhindern.<br />Das aktuelle Problem mit China besteht darin, dass das Land nicht mehr kuscht, sondern inzwischen zurückschlägt.<br />So aber stellte es von der Leyen nicht dar. Sie tat so, als wäre China der wirtschaftliche Aggressor.<br />Quelle: <a href="https://petraerler.substack.com/p/nicht-mehr-im-frieden-schon-mitten">Petra Erler</a></p><p>dazu: <strong>Kein Interesse an deutschem Außenminister: Wadephul sagt China-Reise kurzfristig ab</strong><br />Außenminister Wadephul verschiebt seine für Montag und Dienstag geplante China-Reise. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte, die chinesische Seite habe außer einem Termin des Ministers bei seinem Amtskollegen keine weiteren Termine bestätigt. Zuvor hatte Peking die Haltung der Bundesregierung in der Taiwan-Frage kritisiert.<br />Quelle: <a href="https://fromrussiawithlove.rtde.world/international/259819-zuvor-kritik-aus-peking-wegen/ ">RT DE</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christan Reimann:</strong> Die NachDenkSeiten haben mehrfach auf die deutschen Kriegsschiffe in der indopazifischen Region hingewiesen – u.a. <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=99101#h04">hier</a> mit einer Anmerkung.</em></p><p>dazu auch: <strong>Am kürzeren Hebel</strong><br />Außenminister Wadephul sagt lange geplante China-Reise ab, weil er nach allerlei Attacken gegen Beijing nicht die gewünschten Gesprächstermine bekam. Die Industrie der EU ist von Mangel an Seltenen Erden und Chips aus China bedroht.<br />Quelle: <a href="https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10171 ">German Foreign Policy </a></p><p>und: <strong>Chip-Krise eskaliert: VW stoppt Golf-Produktion in Wolfsburg</strong><br />Nachdem die Niederlande auf Druck der USA die Kontrolle über den Chiphersteller Nexperia übernommen haben, hat Peking den Export von Nexperia-Halbleitern verboten. Am heutigen Morgen warnte die VW-Führung die Belegschaft in einem Brief, dass es zu einem Produktionsstopp kommen könnte. Der Lieferant könne eine Versorgung nicht mehr gewährleisten, heißt es dort. Daher könne es zu Produktionsausfällen und Kurzarbeit kommen. Quelle: <a href="https://fromrussiawithlove.rtde.world/inland/259610-handelskrieg-mit-china-vw-warnt/ ">RT DE</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christian Reimann:</strong> Dennoch berichtet z.B. die “Frankfurter Rundschau”: <a href="https://www.fr.de/wirtschaft/putin-plan-schadet-russlands-wirtschaft-branche-steht-vor-stellenabbau-und-schliessungen-zr-94000542.html">Putin-Plan schadet Russlands Wirtschaft – Hunderttausende Firmen stehen vor der Schließung</a>. Wäre es nicht angemessener, wenn sich die deutschen Medien um Unternehmen in Deutschland Sorgen machen würden?</em></li><li><a name="h02"></a><strong>Der Gaskrieg</strong><br />Nord Stream 1 und 2 sollten Deutschlands Industrie für Jahrzehnte mit planbarem, günstigem Gas versorgen. Nach den Explosionen von 2022 blieb jedoch nur Stillstand. Was folgte, war der tiefgreifendste Umbau des europäischen Energiesystems seit Jahrzehnten — technisch, wirtschaftlich und geopolitisch. Das frustrierende Ergebnis: Europa spart Emissionen teuer ein, während dieselbe Energiemenge andernorts abgefackelt wird.<br />Öl beherrscht die Seewege, Gas das Land. Öl wird in Dollar gehandelt, abgesichert durch Tankerflotten und US-Marinesicherung. Gas war regional, vertraglich gebunden, und durch Leitungen physisch kontrollierbar. Jede Pipeline verschob Macht. Nord Stream verband Russland und Deutschland direkt — ohne Transitländer, ohne Hafenlogistik, ohne Dritteinfluss.<br />Für Berlin war es ein Projekt industrieller Vernunft, für Polen und die Ukraine ein Verlust an Transitgebühren und Einfluss. Für Washington ein Risiko: Pipelinegas entzieht sich der maritimen und finanziellen Kontrolle.<br />Quelle: <a href="https://www.manova.news/artikel/der-gaskrieg">Ulrich Brunhuber auf Manova</a></p><p>dazu auch: <strong>Dummheit in Gesetz gegossen: EU verbietet den Bezug von russischem Öl und Gas</strong><br />Für die EU sind die Auswirkungen des Gesetzes ausschließlich negativ. Energie wird dadurch dauerhaft teurer. Die Volkswirtschaften der Europäischen Union haben einen wirtschaftlichen Nachteil. Sie verlieren im internationalen Wettbewerb ebenso, wie sich steigende Energiekosten negativ auf die Binnennachfrage auswirken. Verantwortungsvolle Regierungen haben den Zusammenhang zwischen günstiger Energie und Wohlstand verstanden. Sie streben daher danach, den Energiepreis zu senken. In der EU versteht man diese Beziehung offenbar nicht. Man diversifiziert nicht und schränkt das Angebot künstlich ein. Dadurch erhöht sich der Preis. Der Hass auf Russland hat den ökonomischen Verstand komplett besiegt.<br />Quelle: <a href="https://fromrussiawithlove.rtde.world/meinung/259521-dummheit-in-gesetz-gegossen-eu/ ">Gert Ewen Ungar in RT DE</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christian Reimann:</strong> Die EU-Kommission und eine Mehrheit der Regierungen der Mitgliedstaaten haben gegen die Interessen der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union und insbesondere Deutschlands entschieden und gehandelt. Der Umstand, dass offensichtlich auch die deutsche Bundesregierung diesem Vorhaben zugestimmt hat, verdeutlicht, dass sie nicht zum Wohle des deutschen Volkes agiert, sondern dabei hilft, US-Interesse durchzusetzen. Das ist ungeheuerlich.</em></li><li><a name="h03"></a><strong>Den Atomkrieg üben</strong><br />Das diesjährige Atomkriegsmanöver „Steadfast Noon“ geht heute mit deutscher Beteiligung zu Ende. Die Debatte über einen europäischen Nuklearschirm oder eine deutsche Atombombe dauert an.<br />14 NATO-Staaten, darunter Deutschland, schließen am heutigen Freitag ihr diesjähriges Atomkriegsmanöver ab. Das Manöver „Steadfast Noon“, das jedes Jahr im Oktober durchgeführt wird, exerziert einen etwaigen Angriff mit in Europa gelagerten US-Kernwaffen durch. Als Träger- bzw. Abwurfflugzeuge kommen auch Jets der deutschen Luftwaffe in Frage. Die Bereitschaft, sich an einem Atomkrieg zu beteiligen, steigt in Europa; so nahmen an Steadfast Noon in diesem Jahr erstmals die neuen NATO-Staaten Finnland und Schweden teil, während Dänemark erstmals einen Stützpunkt für die Übung zur Verfügung stellte. Die Bundesregierung lässt gegenwärtig den Fliegerhorst Büchel in der Eifel für Milliardensummen umbauen, um dort künftig US-Kampfjets vom Typ F-35 mit den neuen Atombomben vom Typ B61-12 stationieren zu können. Gleichzeitig dauert die Debatte über einen von den USA unabhängigen europäischen Nuklearschirm an. Neben einem von Frankreich gestellten Nuklearschirm ist ein deutscher, basierend auf deutschen Atomwaffen, ebenfalls in der Diskussion. Für eine Beschaffung von Kernwaffen durch die Bundeswehr spricht sich die Mehrheit der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland aus.<br />Quelle: <a href="https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10170">German-Foreign-Policy.com</a></p><p>dazu auch: <strong>Das sind die Militärbasen von Ländern in anderen Ländern – an der Spitze die USA</strong><br />Man weiss es: US-Präsident Donald Trump hat schon zu Beginn seiner Amtszeit, damals noch mit Unterstützung von Elon Musk, zahlreiche Entscheidungen gefällt, um für die USA Geld zu sparen. Allein die Beendigung der Zahlungen im Projekt USAID hat denn auch massive Folgen gezeitigt, in vielen Ländern, zumal im globalen Süden, auch dramatische: In Dutzenden von Ländern ist die Unterernährung einzelner Bevölkerungsteile angestiegen und die medizinische Versorgung ging teilweise sogar ganz verloren – mit unzähligen Todesfolgen. Es gibt aber einen Bereich, wo die USA sehr schnell sehr viel Geld einsparen könnten, so sie denn wollten: bei den Militärbasen im Ausland!<br />Quelle: <a href="https://globalbridge.ch/das-sind-die-militaerbasen-von-laendern-in-anderen-laendern-an-der-spitze-die-usa/">Globalbridge</a></p><p>und: <strong>USA kündigen Militäreinsätze in Lateinamerika auch am Boden an</strong><br />US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag eine Ausweitung der Militäraktionen gegen angebliche Drogenschmuggler in Lateinamerika angekündigt: Neben Luft- und Seeoperationen sollen nun auch Angriffe auf dem Land vorbereitet werden.<br />Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus bezeichnete Trump den Kampf gegen Drogenkartelle erneut als “Krieg”, der den Einsatz militärischer Mittel erfordere. “Ich glaube nicht, dass wir unbedingt eine Kriegserklärung brauchen, ich glaube, wir werden einfach die Leute töten, die Drogen in unser Land bringen”, so Trump. Da viele Drogen auf dem Landweg in die USA gelangten, könnten künftig auch Bodenoperationen nötig sein.<br />Quelle: <a href="https://amerika21.de/2025/10/277529/usa-angriffe-lateinamerika-trump">amerika21</a></li><li><a name="h04"></a><strong>Putin im O-Ton über den Kurswechsel der USA</strong><br />Am Mittwoch hat US-Präsident Trump überraschend das geplante Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin abgesagt und die USA haben gleichzeitig neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Hier zeige ich, wie Putin darauf reagiert hat.<br />Der Kurswechsel von US-Präsident Trump, das mit dem russischen Präsidenten Putin geplante Treffen am Mittwochabend überraschend abzusagen und gleichzeitig neue, harte Sanktionen gegen Russland zu verhängen, schlug ein wie eine Bombe. In Russland, wo man große Hoffnungen in das Treffen gesetzt hatte, waren die Analysten in den ersten Stunden ziemlich ratlos und auch auf offizielle Reaktionen der russischen Regierung musste man bis zum Donnerstagnachmittag warten.<br />Dann hat sich Präsident Putin kurz der Presse gestellt und deren Fragen zu den Ereignissen beantwortet.<br />Quelle: <a href="https://anti-spiegel.ru/2025/putin-im-o-ton-ueber-den-kurswechsel-der-usa/">Anti-Spiegel</a></li><li><a name="h05"></a><strong>“Es braucht ukrainische Soldaten” – Union will Zuzug junger Ukrainer stoppen</strong><br />CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann fordert einen Stopp des stark angestiegenen Zuzugs junger ukrainischer Männer nach Deutschland. “Es braucht ukrainische Soldaten, die ihr Land verteidigen”, sagte Linnemann dem “Stern”. “Deshalb ist es nicht richtig, dass derzeit vor allem viele junge Männer die Ukraine verlassen.”<br />Hintergrund ist ein deutlicher Anstieg der Einreisezahlen seit August. Während Mitte August lediglich 19 Ukrainer zwischen 18 und 22 Jahren pro Woche nach Deutschland einreisten, stieg diese Zahl bis Mitte September auf über 1.000 an. Im Oktober erreichte der Zuzug zwischen 1.400 und fast 1.800 junge Männer pro Woche, wie das Bundesinnenministerium gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte. (…)<br />Weiter erklärte Linnemann: “Wir unterstützen die Ukraine aus Überzeugung – aber der sprunghafte Zuzug nach Deutschland muss gestoppt werden.”<br />CSU-Chef Markus Söder hatte bereits zuvor eine ähnliche Position bezogen.<br />Quelle: <a href="https://www.gmx.net/magazine/politik/inland/ukrainische-soldaten-union-zuzug-junger-ukrainer-stoppen-41516886 ">GMX</a></p><p><em><strong>Anmerkung unseres Lesers J.M.:</strong> Wo bleibt der Anstand und die Menschlichkeit der deutschen Polikerelite? Die Forderung ist ein Missachten des Rechts auf Asyl, nur um den sinnlosen Krieg zu verlängern, statt auf diplomatische Initiativen zu setzen.</em></li><li><a name="h06"></a><strong>Antikriegslied von Reinhard Mey: Vom SWR nicht nominiert – von den Hörern aber auf Platz 12 gewählt</strong><br />Der Sender hat das Friedenslied von der Nominierungsliste genommen – die Hörer wählen „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ von Reinhard Mey bei der Hitparade trotzdem auf Platz 12.<br />Bei der SWR-1-Hitparade hat sich Reinhard Meys Klassiker im Vergleich zum Vorjahr sogar verbessert. Damals kam „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ auf Platz 13 – und steht jetzt auf Platz 12, was die Fans am Freitagabend in der Schleyerhalle gefeiert haben. Der Erfolg des Anti-Kriegsliedes ist von einer Kontroverse überschattet: Der SWR hatte das Stück nicht in die offizielle Nominierungsliste aufgenommen, was für Proteste sorgte. Hörerinnen und Hörer, die für den Song abstimmen wollten, mussten den Titel manuell in ein Freitextfeld eintragen. Normalerweise stehen die beliebtesten Songs in einer vorgegebenen Auswahl zur Verfügung.<br />Quelle: <a href="https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.antikriegslied-von-reinhard-mey-vom-swr-nicht-nominiert-von-den-hoerern-aber-auf-platz-12-gewaehlt.524a47b0-5862-4cbb-ab55-4d9e98f84760.html">Stuttgarter Zeitung</a></p><p>dazu auch: <strong>Kriegsuntüchtigkeit – ja bitte!</strong><br />Haben da im letzten Jahr etwa “russische Hacker” zugeschlagen und den Friedenssong in die Top-20 gepusht ? Und wenn nicht Putin, hat etwa der millionenstarke Verein “Vater und Mutter gegen Kanonenfutter” die Hitparade unterwandert und alle anderen Fanclubs, die ihren Hit nach oben manipulieren, aus dem Feld geschlagen ?<br />Natürlich nicht.<br />Quelle: <a href="https://www.broeckers.com/2025/10/23/kriegsuntuchtigkeit-ja-bitte/">Mathias Broeckers</a></p><p>und: <strong>Pläne des Innenministers: Dobrindt will Schüler auf den Krieg vorbereiten</strong><br />Ist Deutschland für den Ernstfall gewappnet? Innenminister Dobrindt sieht Nachholbedarf und kündigt mehrere Initiativen an: Neben Krisenvorsorge an Schulen will er mehr Befugnisse bei der Cyberabwehr diskutieren. […]<br />Auf die Frage, ob dies eine ausdrückliche Empfehlung sei, dass Schulkinder vorbereitet werden, aber auch dafür, dass jeder zu Hause einen Vorrat anlegt, sagte Dobrindt: »Es kann nicht schaden. Man muss kein Prepper sein, um zu verstehen, dass ein paar Tage Vorrat, eine Taschenlampe, Batterien oder ein Kurbelradio vernünftige Vorsorge sind. Wer das hat, sorgt nicht für Panik – er sorgt vor.«<br />Quelle: <a href="https://www.spiegel.de/politik/deutschland/innenminister-alexander-dobrindt-spricht-sich-fuer-krisenvorbereitung-an-schulen-aus-a-f56a7d0b-6446-4050-9a13-285b974efb68">DER SPIEGEL </a></p><p><em><strong>Anmerkung unseres Lesers J.A.:</strong> Dobrindt (und eine Bundesregierung, die das nicht verhindert) dreht völlig durch. Ganz offenbar geht es nicht nur darum, vor einem Krieg zu warnen, sondern ihn denkmöglich zu machen und dadurch vorzubereiten. Ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben erinnern, in der die deutsche Politik so unverantwortlich immer wieder mit dem Kriegsgedanken gespielt hat.</em></li><li><a name="h07"></a><strong>Vermutliche Luftraumverletzungen: «Medial völlig übertrieben»</strong><br />Drohneneinflüge, Drohnen über Flughäfen, Luftraumverletzungen – Militärexperte Richter stellt klar, was dran ist und was nicht. […]<br />Die EU-Kommission scheint hinter einer Reihe von Luftzwischenfällen, die weitgehend ungeklärt sind, einen Zusammenhang und einen russischen Masterplan zu vermuten. Dafür gibt es keine hinreichenden Belege. Es handelt sich vielmehr um Spekulationen, die im Kontext der gegenwärtigen Spannungen verständlich sein mögen, aber keiner nüchternen Analyse standhalten. Vielmehr bedürfen die erwähnten Vorfälle der Klärung in jedem Einzelfall, zumal sie durch unterschiedliche Akteure und technische Sachverhalte verursacht worden sein können.<br />Eine Absicht Moskaus, einen weiteren Konflikt zu provozieren, wäre aus strategischer Sicht nicht plausibel. Angesichts der Bindung der russischen Truppen in der Ukraine und der konventionellen Überlegenheit der Nato widerspräche ein solches Vorhaben dem russischen Sicherheitsinteresse. In dieser Lage den Westen zu «testen» und gegebenenfalls einen für Russland existenzgefährdenden zusätzlichen Konflikt heraufzubeschwören, wäre ein unsinniges Unterfangen. Auch die Annahme, dass Luftzwischenfälle «Europa spalten» könnten, entbehrt jeder Logik.<br />Quelle: <a href="https://www.infosperber.ch/politik/vermutliche-luftraumverletzungen-medial-voellig-uebertrieben/">Infosperber</a></li><li><a name="h08"></a><strong>“Stadtbild”-Demos gehen in NRW und bundesweit weiter</strong><br />Das ganze Wochenende über demonstrieren in NRW verschiedene Gruppierungen und Bündnisse gegen die umstrittene Äußerung von Bundeskanzler Merz. Bereits am Samstagvormittag fand in Leverkusen eine Mahnwache statt. Ein WDR-Reporter vor Ort berichtete, dass sich dort bis zum frühen Nachmittag etwa 100 Leute versammelt hatten. (…)<br />Auf einer Pressekonferenz in London am 22. Oktober wurde Merz konkreter und sagte, wen er meint: Migranten ohne Aufenthaltsrecht und Arbeit, die sich nicht an die in Deutschland geltenden Regeln halten. Er betonte außerdem: “Ja, wir brauchen auch in Zukunft Einwanderung.” Dennoch reißt die Kritik an seinen Aussagen nicht ab.<br />Quelle: <a href="https://www1.wdr.de/nachrichten/demo-nrw-stadtbild-merz-100.html ">WDR</a></p><p><em><strong>Anmerkung unseres Lesers G.R.:</strong> Wer die Berichterstattung über die “Stadtbild”-Demos liest, könnte den Eindruck gewinnen, dabei sei mindestens die halbe Republik auf den Beinen gewesen. Nur die Zahlen passen nicht ganz dazu: “mehr als 2000 Menschen” in Hamburg. Respekt, bei einer Stadt mit rund 1,9 Mio. Einwohner macht das wie viel Prozent?</em></p><p><em>300 waren es wohl in Magdeburg, das rund 250.000 Einwohner hat ein “WDR-Reporter berichtet”, in Leverkusen seien es rund 100 Leute gewesen, bei rund 170.000 Einwohner.</em></p><p><em>In Essen waren 400 dabei, die Stadt hat fast 600.000 Einwohner!</em></p><p><em>Ob wohl auch in dieser epischen Breite und mit entsprechendem “Zungenschlag” berichtet würde, wenn es sich um Friedensdemos gehandelt hätte? Eine Antwort ist nicht nötig, es handelt sich selbstverständlich um eine rhetorische Frage. Bei den Demos zum “Stadtbild” gehen schließlich “die Guten” auf die Straße, bei den Friedensdemos die “Knechte Putins”!</em></p><p>dazu auch: <strong>Deutschland, deine Städte!</strong><br />Der Bundeskanzler sprach von Problemen im Stadtbild und empört damit den lautesten Teil der Öffentlichkeit. Nicht, weil Merz unrecht hätte, sondern weil er die Realitätsverleugnung der Empörten aufs Tapet bringt.<br />Quelle: <a href="https://overton-magazin.de/kommentar/gesellschaft-kommentar/deutschland-deine-staedte/">Roberto De Lapuente auf Overton Magazin</a></li><li><a name="h09"></a><strong>Autoindustrie will Plug-in-Fahrer zum Laden zwingen</strong><br />Plug-in-Hybride stoßen in der Realität fünfmal mehr CO2 aus als auf dem Papier. Der VDA will eine radikale Lösung – notfalls mit Motorendrosselung.<br />Die deutsche Autoindustrie will Fahrer von Plug-in-Hybridfahrzeugen künftig zum regelmäßigen Aufladen verpflichten. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) schlägt vor, dass die Fahrzeuge nach einer festgelegten Strecke zwingend aufgeladen werden müssen – andernfalls droht eine automatische Drosselung der Motorleistung, wie die FAZ berichtet.<br />Hintergrund ist eine massive Diskrepanz zwischen offiziellen Messwerten und der Realität. Eine Untersuchung von Transport and Environment an 127.000 Plug-in-Hybriden zeigt: Der tatsächliche CO2-Ausstoß liegt im Durchschnitt fast fünfmal höher als die nach WLTP-Tests ermittelten Werte. Die Daten stammen von Kraftstoffmessgeräten, die europaweit in Neuwagen verbaut werden.<br />Quelle: <a href="https://www.golem.de/news/laden-oder-drossel-autoindustrie-will-plug-in-fahrer-zum-laden-zwingen-2510-201533.html">Golem</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christian Reimann:</strong> Ob die Autoindustrie tatsächlich die Plug-in-Fahrer zum Laden zwingen will, ist nicht sicher. Berichtet wird lediglich, welche Meinung die CDU-Politikerin Hildegard Müller in ihrer Funktion als VDA-Präsidentin haben soll.</em></li><li><a name="h10"></a><strong>BILD: “Bürgergeld-Ausgaben knallen wieder hoch” – ein Blick in die Berechnungsgrundlagen</strong><br />„Im ersten Halbjahr 2025: Bürgergeld-Ausgaben knallen wieder hoch”. So die BILD (21.10.2025) – und Merkur, Welt, Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau und andere berichten über dieses angebliche “Hochknallen”. Siehe dazu die BIAJ-Abbildung 1 mit den Berechnungsgrundlagen der BILD, die zum Nachdenken über das “Knallen der Ausgaben” anregen könnten – BILD vergleicht die Zahlungsansprüche im ersten Halbjahr 2025 (Q1 und Q2 2025) mit den Zahlungsansprüchen im zweiten Halbjahr 2024 (Q3 und Q4 2024) und nicht, wie üblich mit dem entsprechenden Halbjahr, dem ersten Halbjahr 2024 (Q1 und Q2 2024). In der BIAJ-Abbildung 2 ist ergänzend die vom Bundesfinanzministerium berichtete Entwicklung der Ausgaben des Bundes (bei den Haushaltsstellen mit der Zweckbestimmung “Bürgergeld” und “Beteiligung des Bundes an den Leistungen für Unterkunft und Heizung”) bis September 2025 dargestellt.<br />Quelle: <a href="https://biaj.de/archiv-kurzmitteilungen/2147-bild-buergergeld-ausgaben-knallen-wieder-hoch-ein-blick-in-die-berechnungsgrundlagen.html">BIAJ</a></p><p>dazu auch: <strong>Bittere Bürgergeld-Bilanz: Beziehende rutschen immer tiefer in Armut</strong><br />Beim Bürgergeld – dem künftigen Grundsicherungsgeld – kommt es 2026 zur zweiten Nullrunde in Folge. Bedürftige müssen damit mit dem Regelsatz von 2024 auskommen. Das hat die Bundesregierung im September entschieden, Grundlage ist die Fortschreibungsmethode. „Die Regelsätze sind viel zu niedrig“, kommentierte Joachim Rock vom Paritätischen Gesamtverband die Entscheidung.<br />„Eine zögerliche Anpassung der Regelsätze an die Inflation führt zu erheblichen Kaufkraftverlusten, die die Armut drastisch verschärfen“, hatte auch Michaela Engelmeier, Chefin des Sozialverbands Deutschland (SoVD), die Folgen bei Ippen.Media kommentiert. Die Grundsicherungsbeziehenden „wissen nicht, wie sie ihre Rechnung bezahlen sollen“.<br />Quelle: <a href="https://www.fr.de/wirtschaft/bittere-buergergeld-bilanz-beziehende-rutschen-immer-tiefer-in-armut-zr-94005391.html">FR Online</a></li><li><a name="h11"></a><strong>Mehr Platz und mehr Gemeinschaft: In Wien baut man Wohnungen speziell für Alleinerziehende</strong><br />Alleinerziehende und ihre Kinder stehen vor vielen Herausforderungen, besonders wenn es ums Wohnen geht. Die finanzielle Situation ist meist angespannt, Wohnungen aber in der Regel auf Paar-Familien oder Singles ausgerichtet. Für Alleinerziehende bedeutet das, dass sie sich eine Wohnung nehmen müssen, die klein ist, aber zu wenig Zimmer für sich und die Kinder hat. Wien will dieses Problem lösen und baut Wohnungen speziell für Alleinerziehende. […]<br />Was am Wohnungsmarkt als Standard gilt, geht an den Bedürfnissen von Alleinerziehenden und ihren Kindern vorbei. Oft bleibt aber nur die Zweizimmerwohnung, was dazu führt, dass etwa die Mutter im Wohnzimmer schlafen muss. Die notwendige Privatsphäre fehlt und das Zuhause wird schnell zu eng.<br />Ein Fünftel aller Familien in Österreich sind Ein-Eltern-Familien. Auf sie nimmt der Markt keine Rücksicht. Wien will das ändern und hat bei eigenen Projekten Alleinerziehende in den Mittelpunkt gerückt.<br />Quelle: <a href="https://kontrast.at/alleinerziehend-wohnung-wien/">Kontrast.at</a></li><li><a name="h12"></a><strong>Vor Gericht: Paul-Ehrlich-Institut gesteht fehlende Überwachung der Corona-Impfstoffe ein </strong><br />Im Rahmen eines von mir angestrengten presserechtlichen Eilverfahrens, in dem es um die vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zurückgehaltenen Daten der SafeVac2.0-App geht, äußert sich die nach dem Arzneimittelgesetz für die Überwachung der Impfstoffsicherheit zuständige Behörde erstaunlich offen zu der Tatsache, dass ein aussagekräftiges Monitoring zu den Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe noch immer fehlt.<br />In dem elf Seiten langen Schriftsatz, den das PEI dem Verwaltungsgericht Darmstadt am 1. Oktober 2025 übermittelte, beantwortet es drängende Fragen zu der von ihm selbst entwickelten SafeVac2.0-App, die als Teil der aktiven Überwachung der mRNA-Impfstoffe beworben wurde. Nun heißt es jedoch erstaunlicherweise, dass die App «gerade nicht der Erfüllung konkreter amtlicher Aufgaben diente».<br />Quelle: <a href="https://blog.bastian-barucker.de/paul-ehrlich-institut-gericht-corona-impfstoff/">Bastian Barucker</a></li><li><a name="h13"></a><strong>Mit Sicherheitsrisiken und Nebenwirkungen</strong><br />Die meisten von uns besitzen einen Haustürschlüssel. Und die meisten von uns wissen, wer sonst noch Zugang zu unserer Wohnung hat. Bei den Gesundheitsdaten, die in der elektronischen Patientenakte hinterlegt sind, ist das offenkundig nicht so klar. Das zeigen die Antworten der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion „Die Linke“.<br />Die Abgeordneten haben die Regierung unter anderem gefragt, welche Vorkehrungen verhindern sollen, dass etwa die US-Regierung an sensible Gesundheitsdaten von deutschen Versicherten gelangt. Die Antworten der Bundesregierung sind mitunter missverständlich, in Teilen unvollständig und fehlerhaft.<br />Nachfragen bei dem zuständigen Gesundheitsministerium, verschiedenen Krankenkassen und der Gematik haben nur wenig Licht ins Dunkel gebracht. Offenkundig sollen die Versicherten weitgehend bedingungslos darauf vertrauen, dass ihre sensiblen Daten in der ePA sicher sind.<br />Quelle: <a href="https://netzpolitik.org/2025/elektronische-patientenakte-mit-sicherheitsrisiken-und-nebenwirkungen/ ">netzpolitik.org</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christian Reimann:</strong> Immer noch bleibt rätselhaft, weshalb Lauterbach <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=132188">trotz belegter Sicherheitsprobleme die elektronische Patientenakte am 29. April bundesweit eingeführt hat</a>. Für einige Unternehmen ist der „gläserne Patient“ ein langer Wunsch – und mit Lobbyisten in der Politik lässt der sich leichter umsetzen. Ist das des Rätsels Lösung?</em></li><li><a name="h14"></a><strong>„So schlimm“: Viele ahnen nicht, was bei Saugrobotern im Verborgenen passiert</strong><br />„Vertraue niemals deinem Saugroboter!“, warnt die italienische KI-Ethikerin Catharina Doria, in einem Instagram-Reel, das mittlerweile über 1,6 Millionen Menschen gesehen haben (Stand 21. Oktober). „Vielleicht passiert nichts. Aber vielleicht doch. Und ich bin mir sicher, dass du nicht willst, dass von dir Bilder auf der Toilette geleakt werden!“ Sie zeigt ein angebliches Foto eines Roomba-Saugroboters von iRobot, das einen Mann aus der Froschperspektive auf dem Klo zeigt.<br />„Diese Maschinen sind keine harmlosen Geräte“, sagt sie. Sie seien mit dem Internet verbunden, hätten Kameras und Sensoren, seien im Grunde ein „Mini-Spion in deinem Zuhause“, die „heimlich mehr aufzeichnen, als du denkst – deinen Grundriss, deine Möbel, deine Routinen, sogar deine WLAN-Daten“, sagt Doria. Diese Daten landeten über Cloud-Server und Drittunternehmen im Netz, so ihre These. Stimmt das? BuzzFeed News Deutschland von Ippen.Media hat den Hersteller mit den Vorwürfen konfrontiert und bei einem Experten für mobile Robotik nachgefragt.<br />Quelle: <a href="https://www.merkur.de/verbraucher/saugrobotern-im-verborgenen-passiert-so-schlimm-viele-ahnen-nicht-was-bei-zr-93998648.html ">Merkur.de</a></p><p><em><strong>Anmerkung Christian Reimann:</strong> Das ist ja nicht das einzige technische Gerät in privaten Haushalten, das Daten sammeln kann. Wiederholt sind z.B. die Geräte von Amazon aufgefallen: <a href="https://rdl.de/beitrag/alexa-wegen-ihrer-datensammelwut-wieder-der-kritik">Alexa wegen ihrer Datensammelwut wieder in der Kritik</a>. Bekannt sein sollte, dass auch Smartphones Daten sammeln bzw. an Dritte weiterreichen können: <a href="https://www.futurezone.de/digital-life/apps/article386460/iphone-apps-daten.html">iOS 16: Wer viele Apps nutzt, sollte hier genauer hinschauen – es könnte für eine unangenehme Überraschung sorgen</a> und <a href="https://norberthaering.de/macht-kontrolle/datenkauf-durch-geheimdienste/">Was Ihr Smartphone weiß, wissen auch die US-Geheimdienste</a>.</em></p><p>dazu auch: <strong>Die EU dokumentiert ihre Überwachungsambitionen für die digitale Identität</strong><br />Eine Netzseite der EU-Kommission präsentiert die Pilotprojekte zur Nutzung der Europäischen Digitialen Indentitätsbrieftasche (EDIW). Sie umfassen Verkehr, Banking und Kommunikation. Das macht deutlich: Der Plan ist, dass Bewegungsprofile, die gesamte Kommunikation und die Finanzen der Europäer über eine eindeutige digitale Identität automatisiert zusammengeführt werden können. Der Totalüberwachung wird Tür und Tor geöffnet. Es ist absehbar, dass man sich vielen der Anwendungsfälle schon bald nicht mehr entziehen kann, auch wenn die Nutzung der EDIW formal freiwillig ist.<br />Quelle: <a href="https://norberthaering.de/macht-kontrolle/ediw-pilotprojekte/">Norbert Häring</a></li><li><a name="h15"></a><strong>Zu guter Letzt: Zwischenruf aus Straßburg </strong><br />Nachtrag: Abends, kurz nach der Aufnahme, wurde vermeldet, dass auch das Brüsseler Ratsgebäude in den kommenden Jahren für 1,1 Milliarden Geld saniert werden soll… Auch die Details des 19. Sanktionspaktes kannten wir noch nicht. Es soll umfassen: Exportverbote für Dreiräder, Toiletten, Bidets, Sanitärartikel, Plastikspielzeug mit Motor, Puzzlespiele (ab 1000 Teile?), Flechten, Moose und Blütensträucher – insbesondere Rosen, Rhododendren & Azaleen<br />Wir haben da mal Fragen:<br />1. Kann es sein, dass die EU ihren Einfluss auf die russische Wirtschaft überschätzt?<br />2. Kann es sein, dass die EU die Rückstoßwirkung der Sanktionen auf ihre eigene Wirtschaft unterschätzt?<br />3. Kann es sein, dass der EU allmählich die Sanktionsmöglichkeiten ausgehen?<br />4. Und falls nicht, wie soll es “Putins Kriegsmaschine” stoppen, wenn er Dreiräder, Bidets und Puzzlespiele (ab 1000 Teile) künftig nicht aus der EU, sondern von anderswo bezieht?<br />Quelle: <a href="https://x.com/MartinSonneborn/status/1982014716240068863">Martin Sonneborn via Twitter/X</a></li></ol> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141140</span> 141140 Leserbriefe zu “„Wir müssen offensiv gehen“ – ehemaliger ranghöchster deutscher NATO-General bei diskretem Treffen in Düsseldorf” https://www.nachdenkseiten.de/?p=141086 Sun, 26 Oct 2025 13:00:04 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141086 <p><span id="more-141086"></span><br /> <strong>Marcus Klöckner</strong> kommentiert <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140966">in seinem Beitrag</a> einen Bericht der Zeitung <em>Die WELT</em> über ein geheimes Treffen des „Mittelstand Defense Forum“ in Düsseldorf, welches in seiner Ausrichtung nicht die einzige Veranstaltung in Deutschland und Europa sein dürfte. Diverse Redner und Rednerinnen aus Politik, Wirtschaft und Militär kamen zu Wort, u.a. der ehemalige</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141086">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141086</span> <p><span id="more-141086"></span><br /><strong>Marcus Klöckner</strong> kommentiert <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140966">in seinem Beitrag</a> einen Bericht der Zeitung <em>Die WELT</em> über ein geheimes Treffen des „Mittelstand Defense Forum“ in Düsseldorf, welches in seiner Ausrichtung nicht die einzige Veranstaltung in Deutschland und Europa sein dürfte. Diverse Redner und Rednerinnen aus Politik, Wirtschaft und Militär kamen zu Wort, u.a. der ehemalige ranghöchste deutsche NATO-General Christian Badia, die grüne Landwirtschaftsministerin Mona Neubaur und der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer. Dabei wird eine zunehmend militarisierte Sichtweise auf Sicherheitspolitik erkennbar. Verteidigung und Friedenspolitik werden von aggressiverer Militärpolitik verdrängt, Wirtschaft und Politik gehen dabei Hand in Hand. Pazifismus ist laut Klöckner jedoch das Gebot der Stunde, da Rüstungswahn und Kriegstreiberei zwar der Wirtschaft dienen aber Deutschland und seiner Bevölkerung schaden. Herzlichen Dank für Ihre Zuschriften, die <strong>Ala Goldbrunner</strong> für Sie zusammengestellt hat.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>1. Leserbrief</strong></p><p>Liebes NDS-Team,</p><p>diesen Link hatte mir eine Bekannte geschickt. Er passt zu dem sehr guten Artikel von Marcus Klöckner: <a href="https://www.rtl.de/rtl-west/mittelstand-defense-forum-in-duesseldorf-so-soll-europa-verteidigungsfaehig-werden-id6817074.html">rtl.de/rtl-west/mittelstand-defense-forum-in-duesseldorf-so-soll-europa-verteidigungsfaehig-werden-id6817074.html</a></p><p>Und er zeigt auch noch ein Interview mit Herrn zu Guttenberg. Dieser meint, so wie ich ihn verstanden habe, dass noch einiges passieren müsse, um die (‘pistorischke’) “Kriegsfähigkeit” herzustellen, aber zum Glück ja jetzt “genug Geld” da sei. Auch, dass die Diskussion über die Wehrpflicht zwischen Schwarz und Rot ein Beispiel für “Demokratie” sei. Und dass dies alles (also Aufrüstung, Kriegstüchtigkeit usw) der hiesigen Wirtschaft einen Schub gäbe…(in welche Richtung blieb unerwähnt).</p><p>Grauenvoll, was hier wieder in dieser Stadt (und ja, dauernd und überall) passiert! </p><p>Dem Veranstalter dieses “Verteidigungs-Forums” (welch eine Bezeichnung, die es auch auf “D-Englisch” nicht besser macht!) stimme ich hingegen, wenngleich sicher völlig anders als ursprünglich gemeint, bei einem zu:</p><p>Er sagte: “Ich denke, wir müssen einfach in Deutschland auch zu einer Einstellung kommen, wo wir Verteidigungsausgaben nicht immer als notwendiges Übel sehen.” (Markus Federle, Veranstalter)</p><p>Ich denke, ‘wiiiiir’ (oder zumindest viele Bürger, auch ich) haben bereits die Einstellung, dass die “Verteidigungs-Ausgaben”…</p><p>[die “uns” als rein solche verkauft werden, ebenso wie die dafür aufgehobene Schuldenbremse, das “Sondervermögen” (gab es eigentlich schon einen Preis für diesen Begriff?), die 5%BIP, das ‘Sparen-Müssen’ “für UNSERE Freiheit, Demokratie usw.“, die Maßnahmen zur “Kriegsfähigkeit” etc. ]</p><p>…nicht immer (also eigentlich nie) als ‘notwendiges Übel’ angesehen werden “müssen”! </p><p>Meiner Meinung nach sind sie zwar ‘übel’, ebenso, wie solche Veranstaltungen (wieso eigentlich kein “Mittelstand Peace Forum” oder “Mittelstand Diplomatic Forum”?!…frage für einen Freund:)…), aber vor allem nicht notwendig. Schon gar nicht in diesem Maß und Wahnsinn…</p><p>Notwendig hingegen wären meines Erachtens solche “altmodischen Dinge” wie beispielsweise das ‘Wiederentdecken’ des Sozialstaats, Diplomatie, Frieden, usw., usw. …aber wem erzähl ich das.</p><p>Aber nun (‘so stickig hier’;-)…) wird erstmal kräftig gelüftet, wenn auch nur an einer anderen Stelle der Stadt. Und noch ein DANKE in den virtuellen Raum geworfen: </p><p>an das gesamte NDS-Team im Allgemeinen und Marcus Klöckner für den Beitrag im Speziellen.</p><p>Viele Grüße<br />S. Peth</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>2. Leserbrief</strong></p><p>Liebe NDS’ler, lieber Herr Klöckner,</p><p>man kann es nicht anders sagen: Deutschland wird zwischenzeitlich von einer Clique von Verfassungsfeinden regiert und infiltriert. Mehr noch – es sind potentiell Kriminelle, die da das Wort führen. Wenn die Aussage in diesem und anderen Foren Konsens ist, dass `die NATO kein defensives Verteidigungsbündnis ist´, dann ist `die Katze endlich aus dem Sack´ und  lässt nur den zwingenden Schluss zu, dass es ich dabei um ein aggressives Angriffsbündnis handelt (wie ja in der Vergangenheit bereits wiederholt bewiesen). Die Unterstützung eines solchen Bündnisses stellt das Grundgesetz in Art 26, Satz 1 eindeutig unter Strafandrohung.</p><p>Warum findet sich in diesem Land kein Jurist – besser noch eine Gruppe von Juristen, die diesem kriminellen Treiben zumindest versucht, Einhalt zu gebieten? Ist hier schon alles so `auf Linie´ gebracht, dass sich aufrechte Juristen nicht mehr trauen, ihr Veto einzulegen, oder ist unsere gesamte Medienlandschaft schon so verkommen, dass diese Stimmen, die elementarste Bestandteile unserer Verfassung schützen wollen, einfach nicht mehr zu Wort kommen. Von den Staatsanwälten dieser Republik kann ja, aufgrund ihrer politischen Verflechtung, keine Schützenhilfe erwartet werden.</p><p>Politiker und Militaristen, die derartige Äußerungen tätigen oder goutieren, sind Feinde dieses Staates und als solche zu benennen und zu bekämpfen. Es ist unerträglich und widerlich, wie diese Figuren glauben, andere für ihre kranke und schwachsinnige Argumentation vereinnahmen zu können. Was maßen sich diese Knallchargen gegenüber der Gesellschaft eigentlich an? Diesen Typen fehlt jede demokratische Legitimation, die von ihnen an anderer Stelle stets (lautstark und inflationär) postuliert wird. Wie weit wollen wir es noch kommen lassen, bis sich gegen diese irren Grenzdebilen, die sich noch dazu vom `Souverän‘ fürstlich alimentieren lassen, spürbarer Widerstand erhebt.</p><p>Als wahre Apokalypse im Geiste erweisen sich die Politiker der GRÜNEN. Diese Menschen müssen irgendein `Hassgen´ in sich tragen. Das Streben nach destruktiver Macht und Zerstörungswahn scheint zwischenzeitlich eine Grundvoraussetzung für die führenden Mitglieder dieser politischen Schlangengrube zu sein (wobei ich Schlangen in der Fauna per se nicht diskreditieren möchte – so hinterhältig, friedens- und gesellschaftsfeindlich können selbst Giftschlangen nicht sein).</p><p>So richtig kann ich zwischenzeitlich keinen Unterschied mehr zwischen der AfD und den kriegslüsternen, sog. etablierten Parteien ausmachen – Verfassungsfeindlichkeit, soziale Kälte, Lügen und Falschinformationen, hochgradiger Populismus und Demagogie, Spaltung der Gesellschaft auf allen Seiten. Der einzige Unterschied ist, dass die Altparteien sich kriegsgeil geben, als gäbe es kein morgen, während die AfD diesen Konfrontationskurs nicht mitträgt. Dass etwas `schlichtere Gemüter´ da bei der einzigen, noch halbwegs demokratischen Aktivität (der ‘demokratische’ Umgang mit dem BSW und dessen Wahlergebnis spricht Bände), der Wahl unserer ‘Volksver(t)räter in’s Grübeln kommen und ihr Kreuz dann da machen, wo sie’s eigentlich nicht machen sollten, ist leider beinahe schon nachvollziehbar – so beängstigend und gefährlich das für unsere Gesellschaft auch ist.</p><p>Ulrich Herbst<br />Reutlingen </p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>3 .Leserbrief</strong></p><p>Hallo Herr Klöckner,</p><p>Die <em>WELT</em> berichtet über das Treffen des „Mittelstand Defense Forum“ im Industrie-Club Düsseldorf. Ein Hinweis zu der Geschichte des Industrie-Clubs:</p><p>Der 1912 gegründete Industrie-Club Düsseldorf  hatte mit Adolf Hitler (26.Januar 1932) und Hermann Göring (April 1932) zwei recht prominente Redner.</p><p>Quellen:<br /><a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlers_Rede_vor_dem_Industrie-Club_D%C3%BCsseldorf">de.wikipedia.org/wiki/Hitlers_Rede_vor_dem_Industrie-Club_D%C3%BCsseldorf</a><br /><a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Industrie-Club_D%C3%BCsseldorf#cite_note-2">de.wikipedia.org/wiki/Industrie-Club_D%C3%BCsseldorf#cite_note-2</a></p><p>Beste Grüße,<br />Michael Reinhard</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>4. Leserbrief</strong></p><p>Industrie-Club Düsseldorf? Da war doch was am 26.1.1932. Es ist wieder so weit?!</p><p>Mit herzlichen solidarischen Grüßen<br />Peter Tiedke<br />Golzow</p><p>Aus der Selbstdarstellung: Der Industrieclub wurde 1912 als „Konferenzzimmer des Ruhrgebiets“ und „Erholungsstätte für Industrielle, Kaufleute, Bankiers und hohe Beamte“ gegründet</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>5. Leserbrief</strong></p><p>Jockel Fischer. Einer, dem es schon als Steinewerfer in den 68er Tagen nur auf die Selbstdarstellung ankam. Seitdem hat sich nichts geändert. Eine leere Hülle von Wichtigkeitsdarstellung. Das einzig bemerkenswerte, peinliche, dass so einer bis zum Außenminister aufsteigen konnte.</p><p>Was ist das für eine kranke Gesellschaft, die so einem zuhört? Wenn sich das Land von diesen Leuten, dem Jockel und seinem Bruder im Ungeiste, Fritze Merz, wieder ins Verderben schicken lässt, hat es das wohl verdient. Armes Deutschland.</p><p>Gruß,<br />Rolf Henze</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>6. Leserbrief</strong></p><p>Liebes NachDenkSeiten-Team,</p><p>dazu fällt mir nur noch eins ein: Was für ein verkommenes Pack solche Leute sind!</p><p>Das gilt für mich auch für solche Äußerungen: “Patrick Sensburg, Präsident des Reservistenverbands, fordert die Rückkehr zur Wehrpflicht. Im Kriegsfall rechnet er mit bis zu 1000 toten oder verletzten Soldaten täglich”.</p><p>Solche Leute planen den Tod unserer Kinder! Was für ein erbärmliches Pack!</p><p>Mit freundlichen Grüßen<br />Anke Hahn, Berlin-Pankow</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>7. Leserbrief</strong></p><p>Hallo NDS,</p><p>alle diese Leute haben keine Ahnung, was Krieg ist, einschließlich des Generals, der besonders ahnungslos ist, wenn er glaubt, man könne unterhalb der Atomschwelle agieren: Das liegt nicht in seiner Hand.</p><p>Überhaupt verstoßen diese Kriegstreiber gegen das Grundgesetz und gehören vor Gericht. Besonders maliziös und regelrecht abstoßend der ehemalige Außenminister Fischer.</p><p>Fritz Schmidt</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>8. Leserbrief</strong></p><p>Hallo,</p><p>ich bin wenig überrascht, von den Aussagen eines Christian Badia. </p><p>Ein NATO General, der in seiner 3 fach mit Stahl verstärkten NATO Blase sitzt und alles und jeden zum Feind erklärt, offenbart ein Denken weit unterhalb der Schwelle zur Menschlichkeit. Das ist sein menschenverachtender Job. Badia sollte darüber nachdenken, seinen Vornamen zu ändern.</p><p>Aber Joschka Fischer ist das allerbeste Beispiel dafür, wie Macht das Herz und Hirn von Menschen korrumpiert und auf die dunkelste Seite politischer Bösartigkeit verlagert. Er ist das allerbeste Beispiel dafür, wie Politiker sich mit Leichtigkeit vom Paulus zum Saulus wandeln, wenn sie in Verantwortung kommen.</p><p>In großen schnellen Schritten entwickelte er sich vom Volksvertreter zum Volksverräter. Er entfernte sich vollständig von einer Volksseele und dreht sich seit dem nur noch um sich selbst, um dabei dann den größtmöglichen Schaden für alle zu bewirken. Fischer hat, ohne auch nur einen Moment zu zögern ab dem Moment der Verantwortung seine Seele verkauft.</p><p>Er ist als Mensch vollkommen gescheitert.</p><p>Fischer steht damit auch für den kompletten Verfall einer grünen Partei, die für alle Zeiten unwählbar geworden ist, da diese wie er, ihre Seele verkauft hat. Allein schon dass Vertreter dieser Partei bei eine Veranstaltung wie dieser auftreten zeigt den absoluten Verfall und man sieht es an der Aussage von Mona Neubaur des „vollumfassenden Kulturwandels“.</p><p>In Wahrheit ist es die Forderung eines vollumfassenden Kulturverfalls hin zu einer vollumfassenden Unkultur des Hasses, der Zwietracht und der Spaltung.</p><p>Unter dem Strich kann man zusammenfassen : Was hier gefordert wird ist die totale Entmenschlichung.</p><p>Das, was Badia, Fischer und Baur schon für sich selbst etabliert haben. </p><p>Grüße<br />T. Rath</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>9. Leserbrief</strong></p><p>Moin,</p><p>so so, ist er vom Steinwerfer zum Raketenwerfer mutiert, der Herr Fischer? Eine Taurus gefällig, um den Krieg gegen Russland möglichst schnell eskalieren zu lassen? Null Reue in Bezug auf den ersten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Jugoslawien vonseiten Deutschlands (“Nie wieder Krieg von deutschem Boden aus!”), an dem er maßgeblich Mitverantwortung trägt. Man zeigt nur mit dem Finger auf die NATO, die sich an alles andere als an das Völkerrecht hält, um von hinten durch die Brust und wider des Grundgesetzes doch Bundeswehrsoldaten außerhalb Deutschlands einsetzen zu “dürfen”. Kein Infragestellen zur Bündniszugehörigkeit. So geht Herrschaftssicherung heute. Jemand, der aktiv an Völkerrechtsbrüchen beteiligt war, hat keine Kompetenz, die Friedfertigkeit der deutschen Bevölkerung infrage zu stellen oder sogar zu einer Kriegsbereitschaft umpolen zu wollen, denn: genau diese Friedfertigkeit hat dafür gesorgt, daß in Deutschland und im übrigen Europa, mit der Annäherung an Russland, eben keine Kriege entstanden sind — leider mit der unrühmlichen Ausnahme Jugoslawiens, und jetzt mit der (aus meiner Sicht aktiven) deutschen Beteiligung am Ukraine-Krieg. Erst kommt das Fressen, sprich: die Börsengewinne der Rüstungsindustrie, und dann die Moral. Die sauer verdienten Steuergelder deutscher wie auch europäischer Bürger nebst einer für diese massiven Schuldenlast werden Rüstungskonzernen in den Rachen geworfen, die nicht einmal annähernd dafür solidarisch etwas zurückgeben, im Gegenteil: sie verursachen nur Tod & Zerstörung. Das soll erstrebenswert sein? Gleichzeitig spart man an den Sozialsystemen, an der Errungenschaft höchsten sozialen Gütern, die ein Leben nicht nur in Frieden, sondern auch in Würde ermöglichten. Man spricht sogar mittlerweile offen davon, weitere Errungenschaften wie den Kündigungsschutz und das Betriebsverfassungsgesetz abschaffen oder kastrieren zu wollen. Wie bitte?! Mit der “Kriegstüchtigkeit” wieder volle Fahrt auf Zwangsarbeit? Die “Sanktionierungen” beim Bürgergeld wirken ebenfalls in diese Richtung — auch das paßt alles zu Kriegsvorbereitungen.</p><p>Mona Neubaur spricht mittlerweile offen aus, was interessierten Beobachtern schon lange klar ist: die NATO ist ein Angriffsbündnis, und das nicht erst seit gestern. Nicht umsonst hat wohl der Chef der NATO, das US-Verteidigungsministerium, seinen Namen in “Kriegsministerium” umbenannt. Die Kinder werden endlich beim Namen genannt, nur ein Aufschrei in den Bevölkerungen bleibt leider aus. Denn Kriegsministerien, das impliziert der Name, sind genau dafür da, um Kriege zu führen. Eine völkerrechtliche Legitimierung sehe ich keine, bräuchte es für das Führen von Kriegen ein gültiges UN-Mandat. Wird aus dem Bundesverteidiungsministerium dann bald auch ein Kriegsministerium?</p><p>Ich hoffe, daß die deutsche Bevölkerung nach wie vor standhaft in ihrer Friedfertigkeit bleibt und Kriege jeglicher Art rundherum ablehnt — schließlich ist das die schmerzhafte Lehre aus den Grausamkeiten zweier Weltkriege. Das ist die beste Waffe (ironischerweise) gegen die Kriegstreiberei. Bleiben wir standhaft!</p><p>Mit freundlichen Grüßen,<br />Michael Schauberger</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten</strong></p><p>Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.</p><p>Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:</p><ul><li><a href="mailto:leserbriefe@nachdenkseiten.de">leserbriefe(at)nachdenkseiten.de</a> für Kommentare zum Inhalt von Beiträgen.</li><li><a href="mailto:hinweise@nachdenkseiten.de">hinweise(at)nachdenkseiten.de</a> wenn Sie Links zu Beiträgen in anderen Medien haben.</li><li><a href="mailto:videohinweise@nachdenkseiten.de">videohinweise(at)nachdenkseiten.de</a> für die Verlinkung von interessanten Videos.</li><li><a href="mailto:redaktion@nachdenkseiten.de">redaktion(at)nachdenkseiten.de</a> für Organisatorisches und Fragen an die Redaktion.</li></ul><p>Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „<a href="https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=47939">Gebrauchsanleitung</a>“.</p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141086</span> 141086 Der „Friedhof der Dörfer“ oder: Wie ich für immer „kriegsuntüchtig“ wurde – Besuch der weißrussischen Gedenkstätte Chatyn, Herbst 1988 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141058 Sun, 26 Oct 2025 12:00:41 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141058 <p>Über die unfassbar grausamen Details des deutschen Vernichtungskrieges auf sowjetischem Boden wissen hierzulande die meisten Menschen nach wie vor so gut wie nichts. In Belarus haben SS-Einheiten, nicht selten mit Unterstützung der Wehrmacht, <a href="https://reference.org/facts/German_occupation_of_Byelorussia_during_World_War_II/Doq8Y74s">Tausende Dörfer</a> zerstört oder abgefackelt – Hunderte davon mitsamt den Einwohnern. Die Gedenkstätte Chatyn, wo am 22. März 1943 das SS-Sonderkommando</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141058">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141058</span> <p>Über die unfassbar grausamen Details des deutschen Vernichtungskrieges auf sowjetischem Boden wissen hierzulande die meisten Menschen nach wie vor so gut wie nichts. In Belarus haben SS-Einheiten, nicht selten mit Unterstützung der Wehrmacht, <a href="https://reference.org/facts/German_occupation_of_Byelorussia_during_World_War_II/Doq8Y74s">Tausende Dörfer</a> zerstört oder abgefackelt – Hunderte davon mitsamt den Einwohnern. Die Gedenkstätte Chatyn, wo am 22. März 1943 das SS-Sonderkommando Dirlewanger ein schreckliches Massaker anrichtete, soll daran erinnern und mahnen. – Unser Autor hat den „Friedhof der Dörfer“ vor 37 Jahren besucht und dabei ergreifende Szenen der Versöhnung erlebt, die ihn – allerspätestens damals – für den Rest seines Lebens „kriegsuntüchtig“ gemacht haben. Von <strong>Leo Ensel</strong>.<br /><span id="more-141058"></span><br /><em>Vor über dreieinhalb Jahrzehnten, zu Zeiten der Perestroika, nahm ich im Herbst 1988 an einer vom Friedensnetz des CVJM organisierten Friedens- und Versöhnungsreise in die Sowjetunion teil, die uns unter anderem nach Minsk, Moskau und Leningrad führte. Wir wollten mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Ohren hören, welche Verbrechen Deutsche während des Zweiten Weltkrieges den Menschen in der Sowjetunion angetan hatten. In Weißrussland besuchten wir am 13. Oktober 1988 die Gedenkstätte Chatyn.[<a href="#foot_1" name="note_1">1</a>] Hier auf der Strecke zwischen Minsk und Witebsk gibt es einen Friedhof, der auf der Welt wohl einmalig ist: den <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Gedenkst%C3%A4tte_der_Republik_Belarus">„Friedhof der Dörfer“</a>. Ein Friedhof für 186 belarussische Dörfer, die während des Antipartisanenkampfes 1943 von den Deutschen abgefackelt und später nie wieder aufgebaut wurden. – Nach diesem Besuch, der mich tief beeindruckte, schrieb ich einige Monate später den folgenden Text.</em></p><p>Chatyn, die Gedenkstätte für Hunderte von zerstörten weißrussischen Dörfern, für 260 Lager auf dem Gebiet von Belarus und für fast zweieinhalb Millionen Menschen aus Weißrussland, die während des Zweiten Weltkrieges von den Deutschen ermordet wurden.</p><p>Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen – das waren Orte, die schon immer für mich mit den Gräueltaten der Nazis verbunden waren. Aber von Chatyn hatte ich bis kurz vor unserer Reise in die Sowjetunion noch nie etwas gehört. Auch dass es so viele Lager in der UdSSR gegeben hatte, war mir neu. Ja, dass die russische Bevölkerung 20 Millionen Opfer im Zweiten Weltkrieg zu beklagen hatte[<a href="#foot_2" name="note_2">2</a>], das hatte ich schon gewusst. Aber was sind schon Zahlen! Erst konkrete Beispiele von Menschen aus Fleisch und Blut helfen der trägen Phantasie auf die Sprünge.</p><p><strong>Chatyn</strong></p><p>Chatyn ist so ein Beispiel. Am 22. März 1943 wurden hier alle 150 Einwohner des Dorfes vom SS-Sonderkommando Dirlewanger aus ihren Häusern in die Dorfscheune getrieben. Kurze Zeit später brannte bereits die Scheune lichterloh, wie auch alle übrigen Häuser des Dorfes. Bis auf den Schmied Josef Kaminski verbrannten alle Einwohner lebendigen Leibes, darunter 75 Kinder. Chatyn ist nur eines von 186 belarussischen Dörfern, die von den Deutschen zerstört und niemals wieder aufgebaut wurden. Damit aber nicht genug. 628 Dörfer Weißrusslands wurden mit allen Einwohnern vernichtet, zudem 4.667 Dörfer mit einem Teil ihrer Einwohner.</p><p>Man sieht unserer Minsker Reiseleiterin Ludmila an, dass auch für sie der Gang durch Chatyn jedes Mal wieder zu einer Belastung wird. Zeitweise muss sie sich sehr zusammennehmen. Wir gehen an der Statue vorbei, die Josef Kaminski zeigt. Mit weit aufgerissenen Augen und wallendem Haar trägt er die Leiche seines Sohnes dem Betrachter entgegen. Dahinter die Schornsteine und Grundmauern der 26 Höfe von Chatyn. Das ist alles, was von den Häusern übrig geblieben ist. In Beton gegossen stehen sie noch heute. In jedem Schornstein hängt eine Glocke und jede halbe Minute weht ein Läuten über das Gelände. In jedem Schornstein sind auf einer Tafel die Namen der Bewohner des Hauses und das Alter der Kinder angegeben. Auf dem Grab der Menschen von Chatyn, eingemeißelt in eine weiße Marmorplatte, stehen die Worte:</p><blockquote><p>„<em>Ihr lieben Mitmenschen, denkt daran: Wir haben das Leben, unsere Heimat und Euch geliebt. Lebendigen Leibes sind wir verbrannt. Wir bitten Euch alle: Mögen Euch Eure Trauer und Leid Kraft und Mut geben, damit ihr für immer Frieden auf Erden stiftet. Damit nie und nimmer das Leben im Sturm des Feuers stirbt.“</em></p></blockquote><p>Dann der Friedhof der Dörfer. 186 Gräber, für jedes Dorf ein Grab. Auf den Gräbern Urnen, in denen sich Erde aus dem jeweiligen Dorf befindet. 260 Lager[<a href="#foot_3" name="note_3">3</a>] gab es allein in Weißrussland. In den Nischen der langen Gedenkmauer stehen auf Tafeln Namen und Zahlen. 40.000 Tote, 80.000 Tote, 200.000 Tote. Insgesamt verloren im Zweiten Weltkrieg 2.300.000 Belarussen ihr Leben. Jeder vierte Weißrusse fehlt. An dem abschließenden Mahnmal stehen im Karree drei Birken. Wo die vierte stehen sollte, brennt zur Erinnerung ein ewiges Feuer.</p><p>Bei dem Gang entlang der Gedenkmauer von Nische zu Nische, dann von Grab zu Grab über den Friedhof der Dörfer fühle ich mich sehr alleine. Nie ist mir so deutlich geworden, wie wenig wir von den deutschen Verbrechen an den Völkern der Sowjetunion wissen, nie war mir so bewusst, dass wir uns aus unserer historischen Schuld nicht hinausstehlen können. Jede Zahl, jeder Ort, jeder Name ein Schrei. Was werden die vielen russischen Menschen empfinden, die ebenfalls durch diese Gedenkstätte gehen?</p><p>„<strong>Wir bitten das russische Volk um Verzeihung“</strong></p><p>An der Stelle, wo die drei Birken stehen und das ewige Feuer brennt, legen wir frische Blumen und eine Friedenstaube nieder, die eine Frau aus unserer Gruppe extra für diese Reise getöpfert hat. Und dann geschieht etwas – fast hätte ich geschrieben: dürfen wir etwas erleben –, auf das wohl unsere ganze Reise hingezielt hatte. Neben uns, ebenfalls am ewigen Feuer, hält sich eine Reisegruppe aus Sibirien auf. Es sind vielleicht 20 bis 30 Frauen und Männer, die meisten von ihnen wohl vierzig bis fünfzig Jahre alt. Ludmila hat eine Idee: „Wollt ihr diesen Menschen nicht etwas sagen?“ Und dann übersetzt sie, was der Sprecher unserer Gruppe den Menschen aus Sibirien mitteilt: „Wir sind eine Reisegruppe des westdeutschen CVJM. Wir sind gekommen, um mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren zu hören, welche Verbrechen unsere Väter und Großväter am russischen Volk begangen haben. Wir bekennen uns zu dieser historischen Schuld und bitten das russische Volk um Verzeihung.“</p><p>Ich weiß nicht, wann ich zuletzt solch aufmerksame Gesichter gesehen habe wie die der Menschen aus Sibirien hier. Als Ludmila fertig ist mit Übersetzen, da hat sich für uns alle etwas verändert: Da weinen die russischen Männer und Frauen herzzerreißend wie Kinder, und wir, wir müssen mitweinen. Auf einmal ist der Damm gebrochen. Nie zuvor habe ich so stark erlebt, wie gemeinsames Trauern tatsächlich verbinden und befreien kann. Die Leiterin der sibirischen Reisegruppe antwortet uns und Ludmila übersetzt wieder: „In Russland gibt es ein Sprichwort: ‚Die Kinder können nichts für das, was ihre Eltern getan haben.‘ Wir sollen nach vorne schauen, die Erde gehört uns allen, so, wie die Sonne für alle Menschen scheint.“</p><p>So, wie die Sonne für alle Menschen scheint. Ich weiß auch nicht, warum dieser Satz mich im Innersten so getroffen hat und warum ich auch jetzt, Monate später, beim Schreiben dieser Zeilen mit den Tränen kämpfen muss. Ich weiß es nicht, es war nur ein Gefühl, das man in dieser Stärke sonst fast nie erlebt. Ein Gefühl, dass wir, alle Menschen auf dieser Welt zusammengehören, dass das, was geschehen ist, sich niemals wiederholen darf und dass ich allen Menschen in Ost und West wünsche, eine solche Begegnung erleben zu dürfen. Ich glaube, dann wären Kriege nicht mehr möglich.</p><p>Wir verteilen unsere Blätter mit der russischen Übersetzung des Schuldbekenntnisses der evangelischen Kirchen aus beiden deutschen Staaten. Sie werden aufmerksam von den russischen Menschen gelesen. Das gemeinsame Weinen hat uns frei und glücklich gemacht, wir können uns in die Augen sehen, als wären wir schon seit ewigen Zeiten gute Freunde.</p><p>Als wir zurück zu unserem Reisebus gehen, stellen wir fest, dass der Bus der sibirischen Gruppe direkt neben uns geparkt ist. Aus dem russischen Bus winken viele freundlich, und dann kommen sie nochmals herausgeeilt, unsere Blätter mit dem Schuldbekenntnis in der Hand. Wir sollen ihnen etwas darauf schreiben, geben sie uns zu verstehen. Etwas hilflos male ich das einzige russische Wort, das ich auf kyrillisch schreiben kann – МИР – und seine deutsche Übersetzung: Frieden. Aber was wir schreiben, ist auch gar nicht so wichtig. Am liebsten würden wir uns alle noch gegenseitig zur Erinnerung etwas schenken.</p><p>Was bleibt? Nie zuvor habe ich so stark erfahren, wie viel Trauer, aber auch wie viel Bereitschaft zu Vergebung und herzlicher Freundschaft in den Menschen der Sowjetunion liegt und wie wichtig es ist, dass wir als Deutsche den ersten Schritt tun. Es ist, als hätten alle Menschen in Russland seit ewigen Zeiten auf diesen Schritt gewartet! Schuld, Trauer und Vergebung – diese Worte sind dann keine Phrasen mehr, wenn sie sich mit Begegnungen zwischen Menschen aus Ost und West verbinden. Dann können aus der gemeinsamen Trauer der Wunsch und die Kraft für eine gemeinsame Zukunft ohne Krieg und Gewalt wachsen.</p><p>So, wie die Sonne für alle Menschen scheint.</p><p>PS: Wer Näheres über die Massaker von Wehrmacht und Einsatzgruppen in den belarussischen Dörfern wissen will – und es ertragen kann –, der sollte sich unbedingt den Film <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Komm_und_sieh">„Komm und sieh/ Иди и смотри“</a> von Elen Klimow aus dem Jahre 1985 ansehen.</p><p><small>Titelbild: Botschaft der Republik Belarus in der Bundesrepublik Deutschland</small></p><div class="hr_wrap"><hr /></div><div class="footnote"><p>[<a href="#note_1" name="foot_1">«1</a>] Die belarussische Gedenkstätte Chatyn ist nicht zu verwechseln mit der Gedenkstätte Katyn bei Smolensk, wo Tausende polnische Offiziere ruhen, die der sowjetische NKWD im Mai 1940 per Genickschuss ermordete.</p><p>[<a href="#note_2" name="foot_2">«2</a>] Auch ich verwendete damals das Wort „russisch“ noch weitgehend synonym für „sowjetisch“. Dass die tatsächliche Zahl der sowjetischen Opfer mit 26,6 Millionen noch wesentlich höher lag, wurde erst in den Neunzigerjahren bekannt.</p><p>[<a href="#note_3" name="foot_3">«3</a>] Die meisten von ihnen waren Lager für sowjetische Kriegsgefangene.</p></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141058</span> 141058 Bonsai Deutsche Bahn https://www.nachdenkseiten.de/?p=141043 Sun, 26 Oct 2025 11:00:37 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141043 <p>Warum die Sanierung der Bahn weit mehr als nur eine technische Angelegenheit ist – und wie sie zum emotionalen Wendepunkt inmitten der sogenannten Zeitenwende werden kann. Von <strong>Laurent Stein</strong>.<br /> <span id="more-141043"></span><br /> Bonsai-Bäume sind hochsensible Gebilde. Damit ein „Baum in der Schale“ – so die wörtliche Übersetzung aus dem Japanischen – wirklich gedeihen kann,</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141043">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141043</span> <p>Warum die Sanierung der Bahn weit mehr als nur eine technische Angelegenheit ist – und wie sie zum emotionalen Wendepunkt inmitten der sogenannten Zeitenwende werden kann. Von <strong>Laurent Stein</strong>.<br /><span id="more-141043"></span><br />Bonsai-Bäume sind hochsensible Gebilde. Damit ein „Baum in der Schale“ – so die wörtliche Übersetzung aus dem Japanischen – wirklich gedeihen kann, bedarf es einer ausgetüftelten Pflege, die in Fernost längst zur Kunstform erhoben wurde. Jede Wurzel, jeder Ast und jedes Blatt sind Ausdruck von Achtsamkeit – eines gelingenden Balanceakts zwischen Know-how, Geduld und Sorgfalt. Dabei kann im Grunde genommen jeder beliebige Baum zu einem Bonsai geformt werden. Wichtig ist nur, das eigentliche Ziel der Bonsai-Kunst nicht aus den Augen zu verlieren: die Schaffung eines kleinen Baums, der die typischen Merkmale der ausgewachsenen Form in sich vereint – in idealisierter Gestalt.</p><p>Das Herstellen von Parallelen zwischen dieser hohen botanischen Kunst und der krisengebeutelten Deutsche Bahn erscheint auf den ersten Blick an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht einmal abgesehen von der Tatsache, dass die Pflege eines Bonsais viel Geduld erfordert – also jener Tugend, die beim Warten auf die zuverlässig verspäteten Züge der Bahn durchaus von Vorteil ist. Doch um sich in Sarkasmus zu ergehen, braucht es dieser Tage keine weiteren Texte. Wir leben in Zeiten, in denen so manches Medienhaus aus dem Nähren des nationalen Pessimismus ein lukratives Geschäft gemacht hat. Dieser Text will anderes: Er ist ein Appell, die Bahn gleich einem Bonsai zu betrachten und ihre Sanierung im Geiste der Bonsai-Kunst anzugehen.</p><p>Warum? Nun, weil die Bahn einen Verdichtungspunkt identitätsbildender Elemente in Deutschland darstellt. Gemeint sind hier beispielsweise Tugenden wie Pünktlichkeit, Akribie und Qualität, die im Verbund dafür gesorgt haben, dass das Label „Made in Germany“ auf der ganzen Welt zum Inbegriff für Zuverlässigkeit werden konnte. Gerade weil diese Tugenden hierzulande seit Jahrzehnten so hoch gewichtet werden, wiegt der Niedergang der Bahn, der sinnbildlich für den wirtschaftlichen Zerfall im gesamten Land steht, besonders schwer. Die Bahn gleicht hier einem Spiegel, der der Bevölkerung auf täglicher Basis die immer größer werdende Lücke zwischen mentalem Selbstbild und Realität vor Augen hält.</p><p>In vielen Ländern dieser Welt würden verspätete Züge keine kollektive Hysterie auslösen. Doch hierzulande ist die Bahn mehr als einfach nur ein Transportunternehmen, mehr als bloß Eisenbahn. Sie ist eng verwoben mit dem nationalen Selbstbild, ja dem Selbstwertgefühl einer ganzen Nation. Das zeigt sich schon daran, dass sie von der Bevölkerung, unabhängig von politischer Couleur, als Projektionsfläche eines allgemeinen Unbehagens genutzt wird. Ihre prominente Stellung im öffentlichen Diskurs, ihre Rolle als Sündenbock – eines der wenigen verbleibenden Dinge, auf die sich selbst AfD- und Grünen-Wähler informell verständigen können – zeigt das enorme Potenzial der Bahn: im Guten wie im Schlechten. Ein Potenzial, das sich heute noch auf völlig destruktive Weise entlädt, von einer klugen politischen Führung jedoch in eine produktive, gemeinschaftsstiftende Kraft transformiert werden könnte.</p><p>Die Zukunft Deutschlands entscheidet sich auf der Schiene. Und dies nicht, weil ein Land ohne pünktliche Züge nicht irgendwie funktionieren kann, sondern weil kein anderes Großprojekt – keine Olympia-Bewerbung und auch keine Heim-EM – in sich jene Kräfte zu bündeln vermag, die notwendig sind, um das Land aus seiner Negativspirale zu führen.</p><p>Eine funktionierende Bahn würde der kollektiven Jammer-, Selbstmitleid- und Untergangsstimmung den Boden entziehen. Sie wäre ein dringend benötigtes Zeichen des Aufbruchs – jenseits intransparenter Sondervermögen und einer Zukunft, die am Horizont nicht viel mehr als Altersarmut, Umweltkatastrophen, Schuldenberge sowie Wehrpflicht und Krieg erkennen lässt. Es wäre ein Aufbruch zu neuem Selbstvertrauen, ein erstes Sich-Lösen aus der Angst vor dem Ende des Verbrennerzeitalters und ein erster Schritt für Deutschland, sich im 21. Jahrhundert auf produktive Weise neu zu erfinden. Denn wenn es „selbst bei der Bahn (!)“, diesem halbtoten Zombie-Unternehmen, wieder bergauf ginge, welche Ausreden blieben da noch für all die anderen Bereiche unserer Gesellschaft?</p><p>Die Bahn als Bonsai zu betrachten, hieße, sie zu pflegen. Also konkret: zu schützen, was sie heute schon ist, und sie zu düngen – mit Investitionen in Infrastruktur und Personal. Wie bei einem Baum wäre auch ein regelmäßiger Schnitt vonnöten, der sinnbildlich für den Abbau ineffizienter Strukturen, überbordender Bürokratie und maroder Altlasten steht. Zu guter Letzt wäre es ein Vorhaben, das Geduld und Einigkeit erfordert und somit die herkömmliche Logik des Politischen durchbrechen könnte: das Denken in Legislaturperioden statt in Generationen, in Lagern statt in Gemeinschaften. In einem solchen Projekt könnte sich das Land – wie ein Bonsai – in idealisierter Form selbst erkennen; und, vielleicht, neu erblühen.</p><p><small>Titelbild: Maria Sbytova/shutterstock.com</small></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141043</span> 141043 Hinweise der Woche https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078 Sun, 26 Oct 2025 08:00:10 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078 <p>Am Wochenende präsentieren wir Ihnen einen Überblick über die lohnenswertesten Beiträge, die wir im Laufe der vergangenen Woche in unseren Hinweisen des Tages für Sie gesammelt haben. Nehmen Sie sich ruhig auch die Zeit, unsere werktägliche Auswahl der <a href="http://www.nachdenkseiten.de/?cat=19">Hinweise des Tages</a> anzuschauen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078</span> <p>Am Wochenende präsentieren wir Ihnen einen Überblick über die lohnenswertesten Beiträge, die wir im Laufe der vergangenen Woche in unseren Hinweisen des Tages für Sie gesammelt haben. Nehmen Sie sich ruhig auch die Zeit, unsere werktägliche Auswahl der <a href="http://www.nachdenkseiten.de/?cat=19">Hinweise des Tages</a> anzuschauen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JB)<br /><span id="more-141078"></span><br />Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:</p><ol><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h01">„Im Kriegsfall werden pro Tag 1000 Soldaten an der Front sterben oder schwer verwundet sein“</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h02">China lässt Friedrich Merz eiskalt auflaufen</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h03">Polen: Premier Tusk blockiert Auslieferung der Nordstream-Attentäter an Deutschland</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h04">Staatskunst statt Raketen</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h05">Wer kontrolliert die Trümmer?</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h06">EBU-Studie: 45 Prozent der KI-Nachrichteninhalte sind fehlerhaft</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h07">Transparenz: So viel verdienten die ARD-Intendanten</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h08">Friedrich Merz über Russland: «Wir werden uns wieder verteidigen müssen» – man beachte: «wieder!» verteidigen!</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h09">Wenn die 4. Gewalt versagt</a></li><li><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078#h10">Westliche Verdrängungskünstler</a></li></ol><p><em><strong>Vorbemerkung:</strong> Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.</em></p><ol><li><a name="h01"></a><strong>„Im Kriegsfall werden pro Tag 1000 Soldaten an der Front sterben oder schwer verwundet sein“</strong><br />Patrick Sensburg, Präsident des Reservistenverbands, fordert die Rückkehr zur Wehrpflicht. Im Kriegsfall rechnet er mit bis zu 1000 toten oder verletzten Soldaten täglich. Ohne Pflichtdienst, sagt er, werde Deutschland dann nicht verteidigungsfähig sein. […]<br />Reservisten würden unter anderem für die Sicherung der militärischen Infrastruktur im eigenen Land und für zahlreiche weitere Aufgaben und den sogenannten Feldersatz benötigt, fügte Sensburg hinzu. Denn „nach Berechnungen der Bundeswehr werden im Kriegsfall pro Tag 1000 Soldaten an der Front sterben oder so schwer verwundet sein, dass sie nicht mehr kämpfen können.“ Die müssten ersetzt werden.<br />Quelle: <a href="https://www.welt.de/politik/deutschland/article68f8777759e2e09750707cec/reservistenverband-im-kriegsfall-werden-pro-tag-1000-soldaten-an-der-front-sterben-oder-schwer-verwundet-sein.html?fbclid=IwY2xjawNlbTtleHRuA2FlbQIxMQBicmlkETFWdXRIQXZMd3JQNnFocU1nAR5ywB1OM_jcczMoP8X_g8GuzCu1-OvWUTPYANt6Z-HAb6uBzhUisarPcFYDjw_aem_Jw8s8BJmD5i9LpwrE_RrGg">WELT</a></p><p><em><strong>Anmerkung Jens Berger:</strong> Diese schonungslose Ehrlichkeit ist ja erfrischend. Ähnlich äußerte sich ja auch vor einigen Monaten der Kriegspropagandist Carlo Masala, als er im Podcast von Anne Will die Notwendigkeit der Einführung einer Wehrpflicht damit erklärte, dass „nach einigen Monaten an der Front ein Drittel [der Soldaten] tot oder verletzt sei und die Lücken aufgefüllt“ werden müssten.</em></p><p><em>Lesen Sie dazu auch <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141021">„1.000 getötete oder verwundete deutsche Soldaten im Kriegsfall müssten „ersetzt“ werden – die Sprache ist verräterisch“</a> von Markus Klöckner</em></li><li><a name="h02"></a><strong>China lässt Friedrich Merz eiskalt auflaufen</strong><br />Im Handelskrieg schimpfen die EU und Friedrich Merz auf China, müssen jedoch auf ihrem aktuellen Gipfel feststellen: Peking sitzt am längeren Hebel. […]<br />Peking protestierte sofort scharf gegen die Maßnahmen und ließ Brüssel wissen, dass China den Ukrainekrieg weder begonnen habe noch darin verwickelt sei. In der staatlichen Global Times ist eine harsche Abrechnung mit dem Vorgehen der Europäer zu lesen: Die Sanktionen spiegelten wider, „dass die EU in ihrer China-Politik vordergründig ‚strategische Autonomie‘ proklamiert, in Wirklichkeit aber über echte Unabhängigkeit und proaktive Initiative verfügt und blind den USA folgt“, sagte Zhao Junjie, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europastudien der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, der Global Times. […]<br />Peking fand auch offizielle harte Worte und forderte die EU auf, die Sanktionen gegen chinesische Unternehmen unverzüglich einzustellen und warnte sie davor, den falschen Weg weiter zu beschreiten. China werde die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen sowie die Energiesicherheit und wirtschaftliche Entwicklung Chinas entschlossen zu schützen, so ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums laut der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. […]<br />Bundeskanzler Friedrich Merz drohte China am Donnerstag am Rande des EU-Gipfels in Brüssel: „Die chinesische Staatsführung muss wissen, dass wir das nicht akzeptieren, was da gerade passiert“, sagte Merz. Nach Angaben aus Regierungskreisen setzt sich eine Reihe anderer EU-Länder dafür ein, einen Gegenschlag zu erwägen. Die EU könnte etwa den Zugang chinesischer Firmen zu öffentlichen Ausschreibungen in der EU einschränken oder Zölle erheben. Merz räumte jedoch kleinlaut ein, dass man bemüht sei, „eine gemeinsame Lösung“ zu finden „keine Eskalation des Konflikts“ wolle.<br />Quelle: <a href="https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/china-laesst-friedrich-merz-eiskalt-auflaufen-li.10002288">Berliner Zeitung</a></li><li><a name="h03"></a><strong>Polen: Premier Tusk blockiert Auslieferung der Nordstream-Attentäter an Deutschland</strong><br />Nach EU-Recht muss die polnische Justiz dem Auslieferungbegehren stattgeben, doch das scheint politisch alles andere als erwünscht zu sein. Warschau und Berlin steuern auf den nächsten Konflikt zu […]<br />Beschließt die polnische Justiz gemäß der Einlassung Donald Tusks, Wolodymyr Z. nicht auszuliefern, kein Verfahren gegen ihn einzuleiten und ihn mit guten Wünschen und einem aufmunternden „Slava Ukraini!“ aus der Untersuchungshaft zu entlassen, so wäre das nicht nur ein eklatanter Verstoß gegen geltendes EU-Recht, sondern auch das Eingeständnis, dass die Nord-Stream-Attentäter staatliche Auftraggeber und Unterstützer hatten. Das wiederum brächte die Staats- und Militärführung der Ukraine in die Bredouille, die stets abgestritten hat, in irgendeiner Weise für den Sabotageakt verantwortlich zu sein.<br />Das juristische Tauziehen und die Spekulationen werden daher weitergehen. So ist immer noch ungeklärt, ob die Tauchercrew auf der „Andromeda“ den Anschlag tatsächlich ausgeführt hat oder ob ihr auffälliges Herumschippern auf der Ostsee zwischen Deutschland, Dänemark, Schweden und Polen nur ein Ablenkungsmanöver für einen ganz anderen Täter war.<br />Quelle: <a href="https://www.freitag.de/autoren/wolfgang-michal/polen-warschau-blockiert-eine-auslieferung-der-nordstream-taeter-an-deutschland/ea346f0c-a4de-42b2-8d6c-93620f2bc39f">Wolfgang Michal in der Freitag</a></p><p>dazu: <strong>“Die Angelegenheit aus der Welt schaffen” – Geheime Absprachen zur Nord-Stream-Ermittlung aufgedeckt</strong><br />Nach Informationen der polnischen Zeitung Wiadomosci hat Deutschland die polnische Staatsanwaltschaft gebeten, die gegen in Polen festgenommenen mutmaßlichen Nord-Stream-Saboteur gesammelten Beweise nicht öffentlich bekannt zu geben. “Alle wollen diese Angelegenheit offensichtlich so schnell wie möglich aus der Welt schaffen”, sagte der Zeitung eine Person, die mit den Hintergründen der ganzen Geschichte vertraut ist.<br />Nach weiteren Informationen aus der polnischen Staatsanwaltschaft werden die bei der Durchsuchung in der Wohnung des Verdächtigten Wladimir Schurawlew beschlagnahmten Materialien wahrscheinlich nicht im gemäß Europäischem Haftbefehl (EMA) geführten Verfahren verwendet werden.<br />Quelle: <a href="https://fromrussiawithlove.rtde.world/inland/259138-die-angelegenheit-aus-der-welt-schaffen-geheime-absprachen-zu-nord-stream-ermittlung/">RT DE</a></p><p><em>Lesen Sie dazu auch <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140908">„Nord-Stream: Polen verteidigt Terror gegen Deutschland (und rettet damit die deutsche Ukraine-Hilfe?)“</a> von Tobias Riegel</em></li><li><a name="h04"></a><strong>Staatskunst statt Raketen</strong><br />Die mögliche Lieferung von Tomahawks erhöht das Eskalationsrisiko, wird den Krieg aber nicht entscheiden. Europa fehlt weiterhin eine Strategie. […]<br />Die alte Frage in diesem Krieg ist die nach der Eskalationsdominanz. Russland glaubt, dass sie auf seiner Seite liege; die Ukraine denkt, sie könne diese mit westlicher Unterstützung erreichen. Die Eskalationsspirale dreht sich dabei munter weiter. Viele, die über Jahre hinweg falsche Ratschläge gegeben und schlechte Politik betrieben haben, reden nun das Scheitern ihres eigenen Kurses schön oder verbreiten weiter Durchhalteparolen – und fordern gleichzeitig, auf genau diesem Weg weiterzumachen. Das ist Strategielosigkeit im schlechtesten Sinne. Für eine wirksame Unterstützung der Ukraine bräuchte es jedoch Bewegung auf diplomatischer Ebene.<br />Quelle: <a href="https://www.ipg-journal.de/rubriken/aussen-und-sicherheitspolitik/artikel/staatskunst-statt-raketen-8621">Johannes Varwick auf IPG Journal</a></li><li><a name="h05"></a><strong>Wer kontrolliert die Trümmer?</strong><br />Im Gazastreifen versuchen bewaffnete Gruppen, der Hamas die Kontrolle abzuringen. Manche werden von Israel unterstützt – eine fragwürdige Strategie. […]<br />Wie viele Kämpfer in diesen Anti-Hamas-Milizen organisiert sind, ist unklar. Das Long War Journal geht von 500 bis 700 Kräften in der Abu-Shabab-Miliz aus, bei der CST von etwa 40 Mitgliedern.<br />So sieht Gaza mittlerweile aus: ein Flickenteppich aus konkurrierenden Milizen und kriminellen Banden, die zu „Sicherheitskräften“ geworden sind. Diese Fragmentierung dient Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. Um diese Haltung der israelischen Regierung gegenüber den in Gaza operierenden Milizen zu verstehen, muss man in die Vergangenheit zurückblicken. […]<br />Die Bewaffnung dieser Milizen durch israelische Streitkräfte begann Berichten zufolge im Mai 2024 mit dem Beginn der israelischen Offensive auf die Stadt Rafah, angefangen mit den „Volkskräften“ in Ost-Rafah unter der Führung von Yasser Abu Shabab.<br />Diese Milizen untergraben die Hamas – so das Argument, das Netanjahu auch für seine Unterstützung der Hamas verwendete: „die Untergrabung der Palästinensischen Autonomiebehörde, um einen palästinensischen Staat zu verhindern“.<br />Quelle 1: <a href="https://taz.de/Hamas-in-Gaza/!6117968/">Middle East Uncovered via taz</a><br />Quelle 2: <a href="https://www.themiddleeastuncovered.com/p/gazas-competing-militias-guarantee">Middle East Uncovered</a></li><li><a name="h06"></a><strong>EBU-Studie: 45 Prozent der KI-Nachrichteninhalte sind fehlerhaft</strong><br />ARD und ZDF sind an der heute präsentierten Studie „News Integrity in AI Assistants“ beteiligt, die unter Federführung der BBC erstellt wurde. Die Antworten von KI-Assistenten zu nachrichtlichen Inhalten sind der Studie zufolge sehr anfällig für Fehler. Die Sender suchen den Dialog mit den Plattformen. […]<br />Laut der Studie wiesen 45 Prozent aller KI-Antworten einen erheblichen Fehler auf. 31 Prozent der Antworten zeigten gravierende Probleme bei den Quellenangaben. 20 Prozent enthielten deutliche Ungenauigkeiten, Halluzinationen oder veraltete Informationen. […]<br />Das Forschungsteam hat in einem weiteren Schritt ein „Toolkit zur Genauigkeit bei KI-Assistenten“ veröffentlicht. Es enthält Vorschläge an die KI-Anbieter zur Verbesserung der KI-Antworten und zur Förderung der Medienkompetenz bei Nutzerinnen und Nutzern. […]<br />In der Studie wurden über 3.000 KI-Antworten der KI-Assistenten ChatGPT, Copilot, Gemini und Perplexity von Journalistinnen und Journalisten anhand von Kriterien wie Genauigkeit, Quellenangaben, Unterscheidung zwischen Meinung und Fakten sowie Bereitstellung von Kontext, geprüft.<br />Quelle: <a href="https://www.blickpunktfilm.de/tv/22-sender-aus-18-laendern-ebu-studie-45-prozent-der-ki-nachrichteninhalte-sind-fehlerhaft-844dcd59cfc4cfc36a47a8f2f033bd0a">Blickpunkt Film</a></li><li><a name="h07"></a><strong>Transparenz: So viel verdienten die ARD-Intendanten</strong><br />Der Spitzenreiter 2024 ist inzwischen nicht mehr im Amt. Wer vorne liegt und wer Schlusslicht ist.<br />Schon seit einiger Zeit legt die ARD transparent die Gehälter der ARD-Intendantinnen und -Intendanten offen. Die neueste Liste für das Jahr 2024 liegt nun vor, „epd“ berichtete zuerst darüber. Wie schon zuletzt wird sie vom inzwischen ausgeschiedenen WDR-Intendanten Tom Buhrow angeführt, der im vergangenen Jahr demnach auf 427.900 Euro kam. Hinzu kamen 3.700 Euro als Aufwandsentschädigung und 21.900 Euro Sachbezüge. Buhrow schied Ende 2024 als Intendant des WDR aus, Katrin Vernau übernahm. Platz zwei und drei in der Gehaltsliste der ARD-Intendanz gingen an Kai Gniffke (SWR, 392.530 Euro an Jahresbezügen), Rang drei an Joachim Knuth vom NDR mit 360.371 Euro.<br />Schlusslicht in der Liste ist derweil RBB-Intendantin Ulrike Demmer, die auf 220.000 Euro an Jahresbezügen kam – knapp 14.000 Euro an Sachbezügen kamen hinzu.<br />Quelle: <a href="https://www.digitalfernsehen.de/news/inhalte/fernsehen/transparenz-so-viel-verdienten-die-ard-intendanten-1161580/">Digital Fernsehen</a></li><li><a name="h08"></a><strong>Friedrich Merz über Russland: «Wir werden uns wieder verteidigen müssen» – man beachte: «wieder!» verteidigen!</strong><br />[…] Man höre genau hin und lasse sich diesen Satz auf der Zunge zergehen: «Wir werden uns wieder verteidigen müssen!». Wieder! Wann, Herr Bundeskanzler Merz, hat sich Deutschland schon einmal gegen Russland verteidigen müssen? Wann hat Russland Deutschland schon einmal angegriffen? Es war Deutschland, Herr Merz, das Russland – es war damals die Sowjetunion – 1941 angegriffen hat, und es war Russland, die Rote Armee, Herr Merz, das sich gegen Deutschland verteidigen musste! Dies jetzt einfach ins Gegenteil umzudrehen, ist eine Geschichtsverfälschung der allergröbsten Sorte!<br />Quelle: <a href="https://globalbridge.ch/friedrich-merz-ueber-russland-wir-muessen-uns-erneut-verteidigen-man-beachte-erneut-verteidigen/">Globalbridge</a></li><li><a name="h09"></a><strong>Wenn die 4. Gewalt versagt</strong><br />Wer heute die Nachrichten schaut, sieht die immergleichen AkteurInnen mit den immergleichen Meinungen. Was passiert, wenn ein Land auf Kriegskurs gebracht werden soll und die vierte Gewalt versagt, erklärt der Propagandaforscher Jonas Tögel. […]<br />Die Europäer wollen den Ukraine-Krieg nicht beenden, sie wollen den dritten Weltkrieg anfangen. Die Europäer? Wer sind DIE? „Nicht die Menschen in Europa wollen den Krieg, sondern die Mächtigen. Die Wirtschaftselite, Rüstungskonzerne, Investmentgesellschaften wie Blackrock“, sagt Jonas Tögel. Er ist Wissenschaftler, genauer gesagt Propagandaforscher. Seine Bücher „Kognitive Kriegsführung“ (2023) und „Kriegsspiele“ (2025) sind profunde Analysen über die Propaganda-Strategien der NATO. Es sind keine Geheimnisse, die der Forscher enthüllt. Es sind offizielle Strategie-Paper und Dokumente der letzten 100 Jahre, die Tögel sich angeschaut hat. Hinzu kommt seine Analyse der Leitmedien. Sein Fazit: „Wir hatten in der Geschichte noch nie so viel hochprofessionelle Propaganda wie heute.“<br />Quelle: <a href="https://www.emma.de/artikel/wenn-die-4-gewalt-versagt-342011">Emma</a></li><li><a name="h10"></a><strong>Westliche Verdrängungskünstler</strong><br />Die USA und Europa sind gut darin, in der Welt großen Schaden anzurichten, und schlecht darin, ihre Verbrechen einzugestehen. Exklusivauszug aus „Hegemonie oder Untergang“.<br />„Sorry seems to be the hardest word“, sang Elton John. Die Politik der NATO-Länder hat in vielen Ländern der Welt enorme Verwüstungen angerichtet — durch imperiale Kriege etwa oder durch Sanktionen, die in den betroffenen Ländern Hungersnöte auslösten. Spricht man westliche Entscheidungsträger darauf an, weichen sie stets auf bestimmte Strategien der Leugnung und Verdrängung aus. Zuerst versuchen sie den Eindruck zu erwecken, das Furchtbare sei gar nicht geschehen. Dann greifen Rechtfertigungsstrategien: „Der andere hat mich dazu gezwungen“, „Ich tat es nur im Interesse des Friedens und der Freiheit“, „Andere machen schließlich auch Fehler“, „Ihr reitet immer auf dem Negativen herum, ich tue doch auch viel Gutes“ … So sind westliche Offizielle. Einsicht und Selbstkritik sind nicht so ihr Ding. Auf diese Weise gehen das Sterben und die Ausplünderung vielerorts ungebremst weiter. Der Autor, der quasi Experte in der Aufdeckung westlicher Heuchelei ist, lässt das nicht durchgehen.<br />Quelle: <a href="https://www.manova.news/artikel/westliche-verdrangungskunstler">Rainer Mausfeld auf Manova</a></li></ol> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141078</span> 141078 Termine und Veranstaltungen der Gesprächskreise https://www.nachdenkseiten.de/?p=141075 Sat, 25 Oct 2025 14:00:26 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141075 <p>An jedem Samstag informieren wir Sie über die Termine für Veranstaltungen von Gesprächskreisen der NachDenkSeiten. Heute liegen Informationen für Termine in <strong>Speyer</strong>, <strong>Hamburg</strong>, <strong>Frankfurt am Main</strong>, <strong>Freiburg</strong>, <strong>Wiesbaden</strong>, <strong>Rostock</strong>, <strong>Limburg an der Lahn</strong>, <strong>Würzburg</strong> und <strong>Düsseldorf</strong> vor. Wenn Sie auch in der weiteren Zeit auf dem Laufenden bleiben wollen, dann schauen Sie <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=102992">hier</a>. Da werden</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141075">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141075</span> <p>An jedem Samstag informieren wir Sie über die Termine für Veranstaltungen von Gesprächskreisen der NachDenkSeiten. Heute liegen Informationen für Termine in <strong>Speyer</strong>, <strong>Hamburg</strong>, <strong>Frankfurt am Main</strong>, <strong>Freiburg</strong>, <strong>Wiesbaden</strong>, <strong>Rostock</strong>, <strong>Limburg an der Lahn</strong>, <strong>Würzburg</strong> und <strong>Düsseldorf</strong> vor. Wenn Sie auch in der weiteren Zeit auf dem Laufenden bleiben wollen, dann schauen Sie <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=102992">hier</a>. Da werden mögliche neue Termine ergänzt. Außerdem bitten wir hiermit auch auf diesem Wege die Verantwortlichen in den Gesprächskreisen, uns rechtzeitig Termine zu melden.<br /><span id="more-141075"></span></p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Speyer</strong></p><p>Am Mittwoch, 29. Oktober 2025, um 19:30 Uhr<br />Thema: <strong>Wege zur Völkerverständigung</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Prof. Dr. Reinhard Hesse</strong></p><p>Ort: Restaurant Delphi-Nebenzimmer<br />Tullastr. 50<br />67346 Speyer</p><p>Völkerverständigung beinhaltet gegenseitigen Respekt, Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Ländern, um Frieden zu fördern und Konflikte zu lösen, und sie ist durch das Grundgesetz geschützt. In Artikel 26 GG werden Handlungen unter Strafe gestellt, die geeignet sind, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören. Insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, ist verfassungswidrig. Und Artikel 9 GG verbietet Vereinigungen, deren Zwecke oder Tätigkeit sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten.</p><p>Ein Weg zur Völkerverständigung ist die Bürgerdiplomatie. Die Freundeskreise von Städtepartnerschaften z.B. fördern Toleranz und Respekt zwischen Ländern durch Dialog und kulturellen Austausch.</p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?gastautor=reinhard-hesse">Reinhard Hesse</a> vertritt die Meinung, dass gerade in Krisenzeiten die Kommunikation mit Freunden in Russland enorm wichtig ist. Er wird zum Thema „Wege zur Völkerverständigung“ vortragen.</p><p>Die Mitglieder des Freundeskreises Speyer-Kursk werden zu diesem Abend eingeladen, um über ihre jeweiligen Aktivitäten bezüglich Völkerfreundschaft zu berichten.</p><p>Reinhard Hesse – Geboren 1945 in Warstein/Westfalen. Promotion in Philosophie, Habilitation in Politikwissenschaft. Bis zur Pensionierung Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie und Ethik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Vorher und zwischendurch Gastprofessuren in Europa, Asien und in Übersee, insbesondere in Brasilien. Seit mehreren Semestern Lehrbeauftragter an der Universität Rostock. Nebentätigkeiten als OSZE-Wahlbeobachter.</p><p>Bücher: „Geschichtswissenschaft in praktischer Absicht“, „Die Einheit der Vernunft als Überlebensbedingung der pluralistischen Welt“, „Worum geht es in der Philosophie? Philosophische Grundfragen zwischen Wahrheit und Macht“, „Ich schrieb mich selbst auf Schindlers Liste. Die Lebensgeschichten von Hilde und Rose Berger“, „Karl-Otto Apel. Auf der Suche nach dem letzten Grund“</p><p>Im Anschluss wird Gelegenheit sein zum Austausch und zur Diskussion.</p><p>Die Veranstaltung ist kostenfrei; über eine Spende zur Deckung von Kosten freuen wir uns.</p><p>Aufgrund der begrenzten Sitzplätze bitten wir für den Fall einer Teilnahme um eine kurze Anmeldung per Mail an <a href="mailto:rowak@gmx.de"><strong>rowak@gmx.de</strong></a>.</p><p>Auf Ihren Besuch freuen wir uns.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Hamburg | <a href="https://www.nachdenken-in-hamburg.de/">nachdenken-in-hamburg.de</a> / Mut zu Zwischentönen, Hamburg</strong></p><p>Am Dienstag, 4. November 2025, um 19:00 Uhr<br />Thema: <strong>Was lief bei ARD und ZDF in der Corona-Zeit falsch?</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Dr. Wolfgang Herles / Alexander Teske</strong></p><p>Ort: Rudolf-Steiner-Haus<br />Mittelweg 11-12<br />20148 Hamburg</p><p>Gespräch und Diskussion mit Dr. Wolfgang Herles und Alexander Teske</p><ul><li>Was führte dazu, daß in der Corona-Maßnahmenkrise kritische Stimmen so selten zu Wort kamen?</li><li>Welche Chancen gibt es, dass der ÖRR die Fehler in der Coronazeit aufarbeitet?</li><li>Warum gibt es in den aktuellen Sendungen von <em>ARD</em> und <em>ZDF</em> so selten noch die Trennung zwischen Nachricht und Kommentierung?</li><li>Sind <em>ARD</em> und <em>ZDF</em> reformierbar?</li><li>Wie kann gewährleistet werden, dass der ÖRR „regierungsferner“ berichtet?</li><li>Was können wir Zuschauer tun?</li></ul><p>Anmeldung und Tickets: <a href="https://eventfuchs.org/event/ard/">eventfuchs.org/event/ard/</a></p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis <a href="https://nachdenken-in-frankfurt.de/">Frankfurt am Main</a> in Kooperation mit dem <a href="https://www.freidenker-hessen.de/">Freidenker-Verband e.V.</a></strong></p><p>Am Dienstag, 4. November 2025, um 19:00 Uhr<br />Thema: <strong>Corona, Klima, Kriegstüchtigkeit: Die Große Abzocke</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Rainer Rupp</strong></p><p>Ort: Saalbau Bornheim<br />Arnsburger Straße 24<br />60385 Frankfurt am Main</p><p><a href="https://www.freidenker-hessen.de/rainer-rupp-die-grosse-abzocke/">Zur Webseite der Veranstaltung</a></p><p>Vortrag und Diskussion mit Rainer Rupp</p><p>Was haben das Corona-Manöver, die Klima-Hysterie und das Ziel einer neuen Kriegstüchtigkeit miteinander zu tun?</p><ul><li>Auf den ersten Blick erkennbar: Einschränkung von Freiheiten und demokratischen Rechten durch Ausnahmezustände.</li><li>Besonders gravierend sind jedoch die ökonomischen und sozialen Folgen eines großen Raubzuges gegen die eigene Bevölkerung.</li></ul><p>Der vom US-Imperialismus angeführte „Kollektive Westen“ verliert immer mehr seine Hegemonie in den internationalen Beziehungen. Die Staatsverschuldung der USA beträgt aktuell fast 37 Billionen US-Dollar, also rund elf Billionen mehr als das BIP des Landes. Nur durch die Ausgabe von Staatsanleihen ist die Finanzierung des US-Haushalts möglich, die USA lassen sich auf Kredit von anderen Ländern finanzieren. Der Höhenflug des Goldpreises ist Ausdruck eines schwindenden Vertrauens in den Dollar und wertloses „bedrucktes Papier“ allgemein.</p><p>Infos zur Veranstaltung: <a href="https://www.freidenker-hessen.de/rainer-rupp-die-grosse-abzocke/">Corona, Klima, Kriegstüchtigkeit: Die Große Abzocke</a></p><p>Der Eintritt ist frei, um Spenden zur Kostendeckung wird gebeten.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Freiburg</strong></p><p>Am Donnerstag, 6. November 2025, um 18:00 Uhr<br />Thema: <strong>Us/Them – Vortrag des Fotokünstlers und Journalisten Peter Riedlinger zum Thema Israel/Palästina auf der Grundlage eigener Fotoprojekte von 1999 bis 2018</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Peter Riedlinger</strong></p><p>Ort: Haus des Engagements (HdE)<br />Vorderhaus / großer Tagungsraum.<br />Rehlingstr. 9<br />79100 Freiburg/Brsg.</p><p>Auf der Grundlage von eigenen Erfahrungen und Fotoprojekten beschreibt und analysiert Peter Riedlinger die Strukturen des Konflikts zu Israel/Palästina: Die militärische Besatzung – Kontrolle und Dominanz –, die sich insbesondere im Siedlungsbau manifestiert. Eine Architektur der Herrschaft und segregierter Zonen.<br />Der Schwerpunkt seiner eigenen Palästina-Arbeit als Fotograf lag stets auf der Dokumentation der Situation in den besetzten Gebieten Ost-Jerusalem und Westbank. Den Gazastreifen hat Riedlinger im Zuge eines Auftrags für das Magazin der <em>Süddeutschen Zeitung</em> bereist, zu Beginn der 2. Intifada (Januar 2001). Die eigenen Fotoprojekte entstanden im Zeitraum von 1999 bis 2018, was einen vertieften visuellen Einblick in die Okkupationspolitik, die systematische Landnahme und den Siedlungsbau, die Kontrolle von palästinensischer Bevölkerung und deren Ressourcen, kurz, die Analyse der Struktur des Apartheidregimes zulässt.</p><p>Peter Riedlinger wird das Konvolut an Fotografien zunächst dazu nutzen, um über die politischen Hintergründe aufzuklären, die hochaktuell und brisant sind, wenn an die forcierte Siedlungspolitik der Regierung (E1 Projekt) gedacht wird, die von Netanjahu und Finanzminister Smotrich – quasi ohne Widerstand von innen oder außen – mit aller Gewalt durchgesetzt wird. </p><p>Die Fotos und deren Analyse zu Gaza zielen insbesondere darauf, die aktuelle politische Situation mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung zu diskutieren und die Frage nach der Zukunftsperspektive in den Blick zu nehmen.</p><p>Der Eintritt des Vortrags (mit Diskussion) ist frei. Um Spenden wird gebeten.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Wiesbaden</strong></p><p>Am Freitag, 7. November 2025, um 18:30 Uhr<br />Thema: <strong>Hochrüstung und Sozialabbau</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Ralf Krämer</strong></p><p>Ort: Ratskeller Wiesbaden<br />Schlossplatz 6<br />65183 Wiesbaden</p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/wp-content/uploads/2025/09/NachDenkSeiten-Gepraechskreis-Wiesbaden.pdf">Informationen zur Veranstaltung</a></p><p>Thema an diesem Abend mit anschließender Diskussion: Hochrüstung und Sozialabbau</p><p>Trotz immenser Neuverschuldung spitzen sich die Finanzprobleme des Staates immer weiter zu. Finanzminister Klingbeil nennt Einsparbedarfe für den Bundeshaushalt von über 170 Milliarden Euro bis 2029. Bundeskanzler Merz nennt den „Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, (…) nicht mehr finanzierbar“. Die Kapitalverbände schießen Trommelfeuer gegen die angeblich zu hohen Lohnkosten und Sozialleistungen, gegen Arbeitnehmerrechte und Streiks. Doch tatsächlich sind es die massive Hochrüstung und Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland, die den Sozialstaat ruinieren und die Wirtschaft belasten. Nur wenn die Gewerkschaften und soziale Kräfte aktiv werden und gemeinsam mit der Friedensbewegung dagegen ankämpfen, werden wir Kriegsvorbereitung, die Zerstörung des Sozialstaats und den Klassenkampf von oben stoppen können.</p><p>Ralf Krämer, Berlin, arbeitet als Gewerkschaftssekretär im Bereich Wirtschaftspolitik und ist aktiv in den Initiativen <a href="https://nie-wieder-krieg.org/">„Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder!“</a> und <a href="https://gewerkschaften-gegen-aufruestung.de/">„Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg“</a>.<br />Website: <a href="https://www.ralfkraemer.de/">ralfkraemer.de</a></p><p>Wir freuen uns, NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser und kritisch denkende Mitmenschen aus dem Raum Wiesbaden zum Gedankenaustausch kennenzulernen.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis <a href="https://nachdenken-in-rostock.de/">Rostock</a></strong></p><p>Am Samstag, 8. November 2025, um 10:00 Uhr<br />Thema: <strong>Das Ende des US-Dollars als Weltleitwährung und die Auswirkungen auf Deutschland</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Sven Tonn (Wirtschaftsprüfer & Steuerberater)</strong></p><p>Ort: Druckerei Blaudruck Reinhard Haase<br />Bei der Petrikirche 7<br />18055 Rostock</p><p>Herr Tonn beginnt mit einer kurzen Einführung in das FIAT-Geldsystem. Dabei erläutert er, wie dieses System auf Vertrauen basiert und nicht durch reale Werte wie Gold gedeckt ist. Er erklärt, dass die Stabilität des US-Dollars als Weltleitwährung lange Zeit auf der wirtschaftlichen und politischen Dominanz der Vereinigten Staaten beruhte.</p><p>Gäste sind wie immer herzlich willkommen! Wir freuen uns auf einen spannenden Vormittag und einen offenen Dialog mit Ihnen.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Diez – Limburg – Bad Camberg</strong></p><p>Am Freitag, 14. November 2025, um 19:00 Uhr<br />Thema: <strong>Seit mehr als 100 Jahren – Akteure und ihre Interessen im Krieg um Palästina</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Karin Leukefeld</strong></p><p>Ort: Restaurant „Zur Turnhalle“<br />65549 Limburg an der Lahn<br />Ste.-Foy-Str. 16<br />(Veranstaltungsraum nur über eine Treppe erreichbar)</p><p>Zum Thema: Das Gebiet zwischen dem östlichen Mittelmeer und dem Persischen Golf ist geographisch gesehen „Westasien“. Die Region erlebt einen der gefährlichsten Konflikte, der zu einem Weltkrieg führen könnte. Auch Deutschland hat hier Interessen und ist in die Entwicklung involviert. Gibt es einen Ausweg aus dem Krieg? Wer kann vermitteln? Ist eine „Zweistaatenlösung“ noch realistisch? Wie werden die anderen Staaten der Region sich verhalten? Wie kann die beschämende Komplizenschaft der deutschen Regierung im israelischen Krieg an sieben Fronten überwunden werden? Welche Rolle hat die UNO?</p><p>Die Referentin: Karin Leukefeld ist freiberufliche Korrespondentin im Nahen und Mittleren Osten und berichtet seit mehr als 20 Jahren für deutschsprachige Medien in Deutschland, Luxemburg, Schweiz und Österreich. Ihr Schwerpunkt ist es, über „Das Leben hinter den Schlagzeilen“ im geopolitischen Zusammenhang internationaler Konflikte zu berichten.</p><p>Der Eintritt ist frei – wir bitten um Spenden.</p><p>Einlass 18 Uhr</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Schweinfurt/Würzburg & Deutscher Freidenker-Verband Schweinfurt/Würzburg</strong></p><p>Am Freitag, 14. November 2025, um 19:30 Uhr<br />Thema: <strong>Autorenlesung: „Beduinenmilch”</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Nirit Sommerfeld</strong></p><p>Ort: Buchladen Neuer Weg<br />Sanderstr. 23-25<br />97070 Würzburg</p><p><a href="https://www.neuer-weg.com/node/17565">Zur Webseite der Veranstaltung</a></p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/wp-content/uploads/2025/10/2025-11-14_Beduinenmilch-Sommerfeld_Plakat_komprimiert.jpg">Informationen zur Veranstaltung</a></p><p>Nirit Sommerfeld liest aus ihrem neuen Buch „Beduinenmilch”</p><p>Sommer 2014: Talia, fast 18, hat sich fest vorgenommen, ihren Militärdienst zu leisten – in Israel. Dem Land, dem sie sich tief verbunden fühlt, obwohl sie mit ihren Eltern in Berlin lebt.</p><p>Endlich will sie in ihrem Geburtsland allein über ihre Zukunft bestimmen, will dazugehören zu ihrer großen Familie, eine sinnvolle Aufgabe übernehmen und Teil der israelischen Gesellschaft und Verteidigung werden. Vor Ort in Tel Aviv trifft die junge Deutsch-Israelin auf eine völlig andere Welt und erlebt Dinge, die sie verwirren und die sich nicht mit ihrer bisherigen Sicht auf die Lage in ihrer Heimat vereinbaren lassen. Sie sieht, wie nah der Krieg in Gaza ist, lernt Aktivisten der Friedensbewegung kennen und trifft den Palästinenser Haytham.</p><p>„Dieses Hebräisch mit arabischem Akzent irritiert mich, weil es mich einerseits erschreckt und mir andererseits so vertraut vorkommt. Erschreckend, weil einfach alles, was arabisch ist, irgendwie erschreckend ist. Was mich irritiert, ist, dass es auch etwas Vertrautes hat.”<br />Nach und nach zweifelt Talia an ihren Überzeugungen und gerät nicht nur in einen Gewissenskonflikt, sondern auch in Lebensgefahr. Trotzdem weiß sie, dass Israel das Land ist, in dem sie leben möchte. Am Ende trifft die junge Frau eine mutige Entscheidung, die für sie weitreichende Folgen hat.</p><p>Nirit Sommerfeld, 1961 in Eilat geboren, ist eine deutsch-israelische Schauspielerin und Sängerin.</p><ul><li>Sie ist Mitbegründerin des „Bündnisses für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern” und betreibt das Café „Julius im Schocken” im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz.</li><li>Beduinenmilch ist ihr Debütroman.</li><li>Nirit Sommerfeld engagiert sich seit vielen Jahren für die israelisch-palästinensische Freundschaft und schreibt mit der Erfahrung vieler Israel-Aufenthalte.</li></ul><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Darmstadt in Kooperation mit dem Deutschen Freidenker-Verband e.V.</strong></p><p>Am Samstag, 15. November 2025, um 19:00 Uhr<br />Thema: <strong>Buch-Neuvorstellung: „Geopolitik im Überblick – Deutschland – USA – EU – Russland”</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Dr. Wolfgang Bittner</strong></p><p>Ort: SAALBAU Gallus<br />Frankenallee 111<br />60326 Frankfurt am Main</p><p>Eine Lesung mit dem Autor Dr. Wolgang Bittner mit anschließender Diskussion und Signierstunde.</p><p>Deutschland soll „kriegstüchtig” werden, und die Berliner Regierung hat astronomische Ausgaben für die Aufrüstung bereitgestellt. Denn angeblich will Russland nach der Ukraine Westeuropa erobern, obwohl es dafür keinerlei Belege gibt und Putin solche Absichten niemals geäußert hat. Trotzdem wird in einem Maße hochgerüstet, dass inzwischen ein dritter Weltkrieg nicht mehr auszuschließen ist. Was aber zur gegenwärtigen prekären Lage geführt hat, scheint weder die Politik noch die meisten Medien zu interessieren. Hat Russland durch den Einmarsch in die Ukraine tatsächlich die „friedliche europäische Sicherheitsarchitektur” zerstört? Gab es nicht eine Vorgeschichte, die schlicht verschwiegen wird?</p><p>Während Deutschland auf den wirtschaftlichen Ruin zusteuert, will Kanzler Friedrich Merz die Führung in der Russland herausfordernden NATO übernehmen. Es gibt kaum Widerstand gegen diese destruktive Politik, ebenso wenig gegen die übermäßige Reglementierung, Digitalisierung und Überwachung, den Weg nicht nur Deutschlands in den Totalitarismus. Wie aber steht es um die deutsche Souveränität? Und welche Folgen wird die sich global abzeichnende Verschiebung der Machtverhältnisse haben, nachdem sich viele Staaten der Dominanz der USA entziehen? Fragen, die auf den Nägeln brennen und die es zu beantworten gilt.</p><p>Der Eintritt ist frei, um Spenden zur Kostendeckung wird gebeten.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>NachDenkSeiten-Gesprächskreis Düsseldorf</strong></p><p>Am Dienstag, 25. November 2025, um 18:30 Uhr<br />Thema: <strong>Impfnebenwirkungen als Folge der Corona-Impfungen</strong><br />Redner/Diskussionspartner: <strong>Dr. Ralph Tillenburg</strong></p><p>Ort: Düsseldorf-Innenstadt<br />Adersstraße 44</p><p>Gespräch und Diskussion mit Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin, Dr. Ralph Tillenburg (Düsseldorf)</p><p>Seit 2022 ist ein Schwerpunkt seiner Praxis die Behandlung von Impfschäden der Corona-Impfungen. Er bezeichnet seine Praxis als „ohne Einfluss der Pharmaindustrie“.</p><p>Dr. Tillenburg wird in seinem Vortrag darauf eingehen, welche Impfnebenwirkungen auftreten können und wie man sie diagnostisch und therapeutisch angehen kann. Besprochen werden dabei neuartige Erkrankungen und Diagnosen, Entzündungen in den Blutgefäßen, Entzündungen des Nervengewebes, V-AIDS, Mitochondriale Dysfunktion und mehr. Der Vortrag ist für Laien und Fachleute gleichermaßen geeignet.</p><p>Dr. Ralph Tillenburg, geboren 1955, Mathematik- und Medizinstudium, chirurgisch und internistisch tätig, mit eigener Praxis in Düsseldorf, Schwerpunkt Impfnebenwirkungen der Corona-Impfungen, derzeit ca. 120 Patienten mit schweren Impfnebenwirkungen. Inzwischen beschäftigt er sich zu 50 Prozent seiner Tätigkeit damit, denjenigen zu helfen, die als Folge der Impfung schwere Gesundheitsschäden davongetragen haben.</p><p>Im Anschluss wird Gelegenheit sein zu Austausch und Diskussion. Die Veranstaltung ist kostenlos, allerdings bitten wir um eine Spende zur Deckung der Kosten.</p><p>Aufgrund der begrenzten Sitzplätze bitten wir um Anmeldung per Mail an <a href="mailto:anettebenner2@gmail.com">anettebenner2@gmail.com</a>.</p><p>Wir freuen uns auf Ihren Besuch.</p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141075</span> 141075 Das Wörterbuch der Kriegstüchtigkeit (XIII) – Heute: „Kaltstart-Akte“, „Ladehemmung“, „Leben“ und „meinem Herzen folgen“ https://www.nachdenkseiten.de/?p=141069 Sat, 25 Oct 2025 13:00:51 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141069 <p>Vokabelkritik ist zu Kriegszeiten das Gebot der Stunde. Ich veröffentliche in unregelmäßigen Abständen eine Sammlung teils verharmlosender, teils lügenhafter Wörter oder Formulierungen, deren Sinn und Funktion es ist, unsere Gesellschaft – uns alle – an das Undenkbare zu gewöhnen und möglichst geräuschlos in Richtung „Kriegstüchtigkeit“ umzukrempeln. Von <strong>Leo Ensel</strong>.</p> <p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast</em></p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141069">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141069</span> <p>Vokabelkritik ist zu Kriegszeiten das Gebot der Stunde. Ich veröffentliche in unregelmäßigen Abständen eine Sammlung teils verharmlosender, teils lügenhafter Wörter oder Formulierungen, deren Sinn und Funktion es ist, unsere Gesellschaft – uns alle – an das Undenkbare zu gewöhnen und möglichst geräuschlos in Richtung „Kriegstüchtigkeit“ umzukrempeln. Von <strong>Leo Ensel</strong>.</p><p><em>Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.</em><br /><span id="more-141069"></span><br /></p><p><a href="https://www.morgenpost.de/politik/article408526901/bundeswehr-raet-zu-testament-soldaten-sollen-fuer-kriegsfall-planen.html"><strong>Kaltstart-Akte</strong></a><br />„Versetzen Sie sich in folgende Lage“, bittet die Bundeswehr ihre Soldatinnen und Soldaten: Der berühmte „Ernstfall“ –Tag X – steht bevor. Ein Angriff droht, binnen 48 Stunden muss man im 600 Kilometer entfernten „Bereitstellungsraum“ sein. Was tun mit Kindern, Pflegebedürftigen, Hund, Bankkonten, Instagram-Passwort und Alarmanlagen-Code? Und was, wenn es ein „Trip with no return“ wird? – Die zeitgemäße Lösung: die <em>„Kaltstart-Akte“</em>. Laut Wehrbeauftragter Eva Högl „eine gute Grundlage, um frühzeitig Regelungen für den Ernstfall zu treffen“. Testament, Patientenverfügung, Sorgerechtsfragen – all inclusive! (Passwörter zu Social-Media-Profilen und E-Mailfächern, Zugänge zu Bankkonten und Versicherungen oder Codes für Alarmanlagen an Haus oder Wohnung nicht zu vergessen.) Über den eigenen Tod nachzudenken, falle zwar schwer. „Jedoch ist eine gewisse Vorbereitung unabdingbar, um Familie und Freunde in schweren Zeiten zu entlasten.“ – Der Haken an der Sache: Wer „kalt“ ist, kann schlecht nochmal „starten“. „Body bag“ für alle Fälle schon mal mitnehmen! (By the way: Herzlichen Dank für dieses Juwel, lieber Herr Blenz!)</p><p><a href="https://www.deutschlandfunk.de/nato-eu-ukraine-gespraeche-interview-mit-stefanie-babst-sicherheitsexpertin-100.html"><strong>kleptokratisches Mafiaregime</strong></a><br />Ist aus Sicht von Stefanie Babst natürlich Russland. Am 14. August 2025 deklamierte sie im „DLF-Morgenmagazin”: „Unser europäisches Ziel kann nur sein, dieses kleptokratische Mafiaregime in Moskau in die Schranken zu verweisen, die Ukraine wirklich in ihrer territorialen Integrität und staatlichen Souveränität mit <em>allen</em> Mitteln, die wir haben, zu unterstützen und zu stärken.“ (vgl. „blutrünstiges Regime“, „brutaler Mafiaboss“)</p><p><strong>Kollateralschaden</strong><br />Nennt man bei „militärischen Spezialoperationen“ – pardon: „Militäreinsätzen“ – der eigenen Seite versehentlich getötete Zivilisten des Gegners. Im umgekehrten Falle sind das selbstverständlich <a href="https://nie-wieder-krieg.org/2023/12/05/rede-von-gabriele-krone-schmalz/">„Kriegsverbrechen“</a>!</p><p><strong>Kreml-Chef</strong><br />„Vor dem Treffen zwischen White House-Chef Trump und Präsident Putin beraten heute mehrere europäische Staaten mit den USA über eine gemeinsame Linie in der Ukraine-Politik“, meldete der <em>Deutschlandfunk</em> in seinen Nachrichten am 13. August 2025 um 6:00 Uhr morgens. – Oh, sorry, da ist mir ein Fehler unterlaufen: Es muss natürlich „Vor dem Treffen zwischen <em>US-Präsident</em> Trump und <em>Kreml-Chef </em>Putin“ heißen! (Ganz bestimmt!!) (vgl. „Machthaber“)</p><p><strong>Krieg</strong><br />Heißt: Töten! Andere Menschen.</p><p><a href="https://www.ostsee-zeitung.de/mecklenburg-vorpommern/krankenhaeuser-in-mv-kaum-auf-krisen-wie-kriege-vorbereitet-was-sich-aendern-soll-5MTJ4MAUEZHLFPGENZP6MRVBYY.html"><strong>kriegstauglich</strong></a><br />„Zeitenwende in der Medizin: Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern sollen ‚kriegstauglich‘ werden“, titelte die unlängst die Ostssee-Zeitung. Motto: Tüchtig die Männer – pardon: Menschen –, tauglich das Gerät, untauglich (besser: unnötig; noch besser: störend) dagegen zivile Patienten! Was allerdings noch einer gewaltigen organisatorischen, finanziellen und mentalen Kraftanstrengung unserer gesamten Gesellschaft bedarf. Denn, wie das bereits mehrfach erwähnte „Grünbuch“ moniert: Die Zivilbevölkerung ist leider noch nicht nicht ausreichend darauf vorbereitet, im Kriegsfall den Nachrang hinter Soldatinnen und Soldaten haben zu müssen. Und genau dafür braucht es nun eine entsprechende „Kommunikationsstrategie“! (vgl. „Drehscheibe Deutschland“, „Größenordnung“, „Mentalitätswechsel“, „strategische Kommunikation“, „Zivil-Militärische Zusammenarbeit“)</p><p><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=136040"><strong>Kultur der militärischen Zurückhaltung</strong></a><br />„Er betonte, dass deutsche Truppen, die jahrelang eine Kultur der militärischen Zurückhaltung als Reaktion auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs pflegten, bereit wären, im Falle eines Angriffs Moskaus auf einen Nato-Mitgliedstaat russische Soldaten zu töten.“ Die Rede ist vom Interview, das Boris Pistorius der <em>Financial Times</em> am 13. Juli 2025 gewährte. Offenbar ist nun die von deutschen Truppen (!) jahrzehntelang aus guten Gründen gepflegte „Kultur der militärischen Zurückhaltung“ – mit voller Billigung des Kriegstüchtigkeitsministers, der hier verbal mit gutem Beispiel vorangeht – endgültig ad acta gelegt. Mit anderen Worten: Kultur weicht Einsatz-, nein: Tötungsbereitschaft. Und deutsche Truppen verlieren endgültig (und mit höchsten Segen) ihre allerletzten Beiß- und Ladehemmungen… </p><p><a href="https://taz.de/Sprache-in-Zeiten-des-Kriegs-/!6101575/"><strong>Kulturwandel</strong></a><br />Freunde, Kamerad:innen, Genoss*innen: Die geforderte „kulturelle Umprogrammierung“ schreitet in atemberaubendem Tempo voran! Mittlerweile hat sie, was allerdings keinen mehr wundert, endlich auch die sich immer noch als „links“ – was immer das heutzutage bedeuten mag – verstehende <em>taz </em>erreicht: „Es war Boris Pistorius, der aktuelle Verteidigungsminister (SPD), der ‚kriegstüchtig‘ erstmals offensiv benutzt hat und damit einen Kulturwandel der Deutschen semantisch voranbringen will, der ihm angesichts des russischen Angriffskrieges und des unsicher gewordenen Schutzes durch die USA notwendig erscheint.“ Lobt, nicht gerade Frieden stiftend, Chefreporter Peter Unfried. Der vom Kriegstüchtigkeitsminister „semantisch vorangebrachte Kulturwandel“ – das scheint der avantgardistische Unfried nicht ganz verstanden zu haben – ist allerdings ein Wandel zur blutigen Unkultur, sprich: zur Barbarei! (Wie das Sloterdijk‘sche „Glück“, endlich wieder „echte Feinde“ zu haben…)</p><p><a href="https://www.welt.de/politik/deutschland/plus240288949/SPD-und-Russland-Der-Kanzler-hat-an-dieser-Stelle-Ladehemmung.html"><strong>Ladehemmung</strong></a><br />Hatte laut Rüstungslobbyistin Agnes Strack-Zimmermann (Cum)-Ex-Kanzler Scholz. Weil er nicht auf Kommando Panzer in die Ukraine liefern und statt dessen erstmal über die möglichen Folgen nachdenken wollte. (Später wurde er dann, wie fast immer, – lobenswerte Ausnahme: Taurus – doch hemmungsloser und lieferte nicht nur eine Ladung Panzer!)</p><p><a href="https://weltwoche.de/daily/es-gibt-keinen-grund-mehr-zu-klagen-verteidigungsminister-pistorius-erhoeht-druck-auf-ruestungsindustrie/"><strong>langfristig stabiles Beschaffungsmodell</strong></a><br />„Verteidigungsminister Boris Pistorius verlangt von der deutschen Rüstungsindustrie mehr Tempo und Einsatz. ‚Es gibt keinen Grund mehr zu klagen‘, sagte er im <a href="https://www.ft.com/content/a9c8d754-bea4-4f5a-887c-b2898b5d0dd3">Interview</a> mit der <em>Financial Times</em>. ‚Die Industrie weiss ganz genau, dass sie jetzt für die Umsetzung verantwortlich ist.‘ Nach milliardenschweren Zusagen der Regierung müsse die Branche jetzt liefern – bei Munition, Drohnen, Panzern und mehr. Ziel sei ein langfristig stabiles Beschaffungsmodell, um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr auf konstant hohem Niveau zu halten.“ – Aufrüstung mit Excel-Charme. Was nach solider Etatplanung im Behördenjargon klingt, ist in Wirklichkeit die Institutionalisierung permanenter Rüstungsproduktion. Kein Ausnahmezustand, kein Sondervermögen, keine Ad-hoc-Maßnahmen mehr, sondern – „whatever it takes“ – kontinuierlicher Rüstungsfluss als Normalzustand. Verteidigungsfähigkeit, nein: Kriegstüchtigkeit als Dauerauftrag. Und schleichender Übergang von „nicht mehr Frieden“ zu „noch nicht (?) Krieg“!</p><p><a href="https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-endlich-kommt-leben-in-die-bundeswehr-02/100139962.html"><strong>Leben</strong></a><br />„Endlich kommt Leben in die Bundeswehr“, jubelt das <em>Handelsblatt.</em> „Investoren geben Rekordsummen für Start-ups in der Verteidigung.“ – Dialektisch formuliert: Leben fürs Töten! Und durchs Töten.</p><p><strong>lehrreiches Testgebiet</strong><br />„Die Ukraine ist für die Vertreter deutscher Rüstungsunternehmen – Hersteller von Luftabwehrsystemen, Artillerie, Drohnen – zu einem lukrativen Geschäfts- und lehrreichen Testgebiet geworden.“ Plauderte <em>Deutschlandfunk</em>-Journalist Stefan Detjen am 1. Juli 2025 angesichts des Besuchs von Außenminister Wadephul und namhafter deutscher Rüstungsvertreter in Kiew dankenswerterweise aus dem Nähkästchen. „Ich glaub, man ist am Puls der Zeit“, lässt Detjen <a href="https://quantum-systems.com/about-us/">Sven Kruck</a> (Motto: „Sei authentisch, arbeite hart und tu es“) von <a href="https://quantum-systems.com/">Quantum Systems</a> ins Mikrophon sprechen. Der bayerische Drohnenentwickler verfügt bereits über drei Produktionsplätze in der Ukraine. Ein weiterer soll bald hinzukommen. „Das ist der Wandel, der jetzt vollzogen wird: Die Rüstungsindustrie“, jubiliert Kruck, „wird erst jetzt wieder zu einer richtigen Industriesparte!“ Am Ende, so Kruck, würden auch Deutschland und Europa von den Erfahrungen profitieren, die Rüstungsunternehmen wie Quantum Systems, <a href="https://helsing.ai/de/company">Helsing</a>, <a href="https://www.diehl.com/defence/de/">Diehl</a> oder <a href="https://www.mbda-systems.com/">MDBA</a> in der Ukraine sammeln. – Und noch einmal zum Mitschreiben: Die Ukraine ist jetzt für die deutsche Rüstungsindustrie ein „lukratives Geschäfts- und lehrreiches Testgebiet“. Womit die klassische Frage Udo Lindenbergs „Wozu sind Kriege da?“ ein für allemal beantwortet wäre! (Anmerkung: Drei Stunden, nachdem ich diese Zeilen geschrieben hatte, musste ich bei den <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=135373"><em>NachDenkSeiten</em></a> zur Kenntnis nehmen, dass nun auch Panik-Udo der totalen Panik verfallen ist und den deutschen Aufrüstungswahn in Merkel-Manier für „alternativlos“ hält. R.i.p.)</p><p><strong>liquidieren</strong><br />Bedeutet bekanntlich: verflüssigen. Jemanden, der einmal gelebt hat. Wer allerdings das Glück haben sollte, von modernen HIMARS-Raketen oder gar Atomsprengköpfen getroffen zu werden, wird noch nicht mal mehr „liquidiert“: Er verdampft! (vgl. „ausschalten“, „neutralisieren“)</p><p><strong>lukratives Geschäftsgebiet</strong><br />Und nicht nur ein „lehrreiches Testgebiet“. Ein solches ist – siehe oben – laut Deutschlandfunk-Journalist Stefan Detjen seit dem 24. Februar 2022 die Ukraine für die Vertreter deutscher Rüstungsunternehmen.</p><p><a href="https://www.sueddeutsche.de/politik/verteidigung-cdu-fordert-mehr-sichtbarkeit-der-bundeswehr-an-schulen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-250727-930-844017"><strong>mehr Sichtbarkeit</strong></a><br />Will nicht nur die Bremer LGBTQIA*-Community im <a href="https://weltwoche.de/daily/bremen-gruene-fordern-ampelmaennchen-mit-lesbischen-und-schwulen-paaren/">hanseatischen Alltag</a>, sondern fordert auch die CDU der Hamburger Bürgerschaft für die Bundeswehr in den Schulen des Stadtstaats. Warum auch nicht? „Täuschen und Tarnen im Unterricht“ war seit jeher die effektivste Methode, das Abitur erfolgreich zu absolvieren! (vgl. „in der Gesellschaft ankommen“)</p><p><a href="https://www.rnd.de/politik/deutsche-freiwillige-im-ukraine-krieg-warum-hanz-und-wizard-ihr-altes-leben-hinter-sich-liessen-T7PCCG4EHZB6FDRJRKHEK2TYSA.html"><strong>meinem Herzen folgen</strong></a><br />Wem geht da nicht das Herz auf bei diesen herzzerreißenden Worten! Geht es hier um Romeo und Julia? Ist das ein Zitat aus dem „Hohen Lied“ oder wenigstens eine Zeile aus Brechts Gedicht „Ich will mit dem gehen, den ich liebe/ Ich will nicht ausrechnen, was es kostet/ Ich will nicht nachdenken, ob es gut ist/ Ich will nicht wissen, ob er mich liebt“? – Weit gefehlt! Schauen wir nach in einem Artikel des <em>RedaktionsNetzwerk Deutschland</em> vom 23. Mai 2025: „Seine Eltern seien besorgt gewesen, sagt Hanz. ‚Aber sie haben gesagt, wenn das mein Wunsch ist, dann soll ich meinem Herzen folgen.‘“ Und dann folgte der 20-jährige Hanz (Name von der Redaktion geändert), ein „eher schmächtiger junger Mann mit flaumigem Bart“, seinem Herzen: Er brach seine Ausbildung zum Verkäufer ab – und schloss sich als <a href="https://ildu.mil.gov.ua/de">„internationaler Legionär“</a> den ukrainischen Streitkräften an, wo er inzwischen im Raum Charkiw an der Front als Drohnenpilot kämpft. Und herzerreißende neue Erfahrungen sammelt: „Wie es sich anfühlt, einen Menschen zu töten? ‚Das ist ein neues Gefühl‘, sagt Hanz. ‚Die Russen versuchen, mich zu töten. Anscheinend mache ich einen besseren Job.‘“ Sagt der „bescheiden auftretende, eher schmächtige junge Mann mit dem flaumigen Bart“. (vgl. „Sinnsuche“) </p><p><a href="https://www.infosperber.ch/politik/wie-sich-deutschland-auf-einen-krieg-vorbereitet/"><strong>Mentalitätswechsel</strong></a><br />„Neben der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft geht es auch um den nötigen Mentalitätswechsel, dem wir uns unterziehen müssen.“ Forderte als mentaler Avantgardist eigner Art bereits im Februar 2024 der Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer im <em>Spiegel</em>. – Akademisch klingendes Substitut für „Gedankenwende“, „kulturelle Umprogrammierung“ und „Mindset“.</p><p><strong>militärische Spezialoperation</strong><br />Russische Bezeichnung für die westliche „Responsibility to Protect“ („R2P“). Oder für „Engagement“. Oder „Stabilisierungseinsatz“.</p><p><em>(wird fortgesetzt)</em></p><p><em>Mit freundlicher Genehmigung von <a href="https://globalbridge.ch/das-woerterbuch-der-kriegstuechtigkeit-xiii-heute-kaltstart-akte-ladehemmung-leben-und-meinem-herzen-folgen/">Globalbridge</a>.</em></p><p><em>Alle bisher erschienenen Folgen der Serie „Wörterbuch der Kriegstüchtigkeit“ von Leo Ensel können Sie <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?tag=woerterbuch-der-kriegstuechtigkeit">in dieser Übersicht finden</a> und diese auch einzeln darüber aufrufen.</em></p><p><small>Titelbild: arvitalyaart/shutterstock.com</small></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141069</span> Vokabelkritik ist zu Kriegszeiten das Gebot der Stunde. Ich veröffentliche in unregelmäßigen Abständen eine Sammlung teils verharmlosender, teils lügenhafter Wörter oder Formulierungen, deren Sinn und Funktion es ist, Vokabelkritik ist zu Kriegszeiten das Gebot der Stunde. Ich veröffentliche in unregelmäßigen Abständen eine Sammlung teils verharmlosender, teils lügenhafter Wörter oder Formulierungen, deren Sinn und Funktion es ist, unsere Gesellschaft – uns alle – an das Undenkbare zu gewöhnen und möglichst geräuschlos in Richtung „Kriegstüchtigkeit“ umzukrempeln. Von Leo Ensel. Dieser Beitrag ist auch als Audio-PodcastWeiterlesen Redaktion NachDenkSeiten 14:02 141069 Europas Sicherheitsarchitektur – gesamteuropäisch oder begrenzt europäisch? https://www.nachdenkseiten.de/?p=141064 Sat, 25 Oct 2025 12:00:42 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141064 <p>In Zeiten des gesteigerten Propagandakrieges – auf allen Seiten – ist es wichtig, auch häufig verwendete Begrifflichkeiten und Redewendungen auf ihren Gehalt und ihre Richtigkeit zu überprüfen. Zu diesen Begriffen gehören zweifellos die „Europäische Friedensordnung“ und die „Europäische Sicherheitsarchitektur“ – alternativ auch: „unsere Europäische Friedensordnung“ oder „unsere Europäische Sicherheitsarchitektur“, was der Wirklichkeit bei genauerer Betrachtung</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141064">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141064</span> <p>In Zeiten des gesteigerten Propagandakrieges – auf allen Seiten – ist es wichtig, auch häufig verwendete Begrifflichkeiten und Redewendungen auf ihren Gehalt und ihre Richtigkeit zu überprüfen. Zu diesen Begriffen gehören zweifellos die „Europäische Friedensordnung“ und die „Europäische Sicherheitsarchitektur“ – alternativ auch: „unsere Europäische Friedensordnung“ oder „unsere Europäische Sicherheitsarchitektur“, was der Wirklichkeit bei genauerer Betrachtung – unbeabsichtigt von seinen Wortschöpfern – näherkommt. Von <strong>Alexander Neu</strong>.<br /><span id="more-141064"></span><br />Und diese „Friedensordnung“ oder „Sicherheitsarchitektur“ sei von Russland mit seinem Angriffskrieg zerstört worden. Ja, Russland hat tatsächlich „die“ oder „unsere europäische Friedensordnung“ und „unsere europäische Sicherheitsarchitektur“ zerstört, da sie nicht gesamteuropäisch ist. Sie ist nur teil-europäisch und hat somit eine geteilte, nur eine fiktive Sicherheit in Europa geschaffen, die uns dahin gebracht hat, wo wir nun stehen: Am Rande eines großen europäischen Krieges. Was ist also Europa? Und warum wurde keine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur nach dem Kalten Krieg geschaffen, obschon man genau dies in der „Charta von Paris“ 1990 vereinbart hatte? Was bekamen wir stattdessen? Welche Szenarien für die weitere Entwicklung sind realistisch? Und wie müsste eine europäische Sicherheitsordnung, die diesen Namen auch verdient, ausschauen?</p><p><strong>Was ist Europa – eine geographische Einordnung oder politischer Kampfbegriff?</strong></p><p>Wenn man von Europa spricht, so sollte der gesunde Menschenverstand davon ausgehen, dass der gesamte Kontinent damit gemeint ist.</p><p>Schaut man indessen nach Brüssel, so sind Europa und die EU dasselbe. Wer nicht in der EU ist, ist nicht Europa – mit Ausnahme des Ex-EU-Landes Großbritannien. Europa ist also nach Brüssler Interpretation die EU und der europäische Pfeiler der NATO. Alles andere ist irgendwas, aber nicht Europa, so das ideologisierte Denken, welches bei nahezu jeder Äußerung aus Politik und Medien deutlich wird.</p><p>Geographisch indessen reicht Europa viel weiter. Es erstreckt sich von Portugal bis in den russischen Ural, von Island und dem norwegischen Nordkap bis nach Malta und Zypern. Grönland selbst liegt auf der nordamerikanischen Kontinentalplatte, gehört aber zu Dänemark und somit politisch im weitesten Sinne zu Europa. Heikel wird es, wenn es um die Türkei geht: Trennt der Bosporus Europa von West-Asien, oder ist diese Vorstellung überholt? Und östlich der Türkei beginnt der Kaukasus. Der Kaukasus wird ebenso wie das Kaspische Meer als Grenzregion zwischen Europa und Asien verstanden, wobei die genauen geographischen Grenzlinien nicht eindeutig sind und kulturelle sowie politische Kategorien bei der Bestimmung der Grenzen im Südosten Europas auch eine Rolle spielen.</p><p>Angesichts der Fragestellung ist aber die interessante Frage: Wo endet Europa im Osten? Europa endet am Ural-Gebirge in Russland, und der größte Berg Europas heißt Elbrus; er liegt im russischen Teil des Kaukasus-Gebirges. Und in diesem europäischen Teil Russlands, der bedeutend kleiner als der asiatische Teil Russlands ist, leben nach unterschiedlichen Quellen rund 75 bis 85 Prozent der Menschen. Bei rund 144 Millionen Einwohnern der Russischen Föderation leben 110 bis 122 Millionen Menschen also in Europa. Auch liegen die beiden größten Städte Russlands – Moskau und St. Petersburg – im europäischen Teil des Riesenlandes. Moskau selbst ist die größte Stadt Europas mit rund 13 Millionen Einwohnern – zählt man Istanbul (rund 15 Millionen Einwohner) nicht dazu. Berücksichtigt man hingegen nur den europäischen Teil Istanbuls (rund zehn Millionen Einwohner), dann wäre das europäische Istanbul die zweitgrößte Stadt Europas. Kommen London mit etwa neun Millionen und St. Petersburg mit etwa fünf Millionen Einwohnern hinzu, dann liegen die vier größten Städte Europas nicht in EU-Europa. Auch kulturell und ethnisch ist die Mehrheit der russischen Bevölkerung europäisch.</p><p>Mehr noch: Der europäische Teil Russlands umfasst etwa vier Millionen Quadratkilometer (23 Prozent der Gesamtstaatsfläche der Russischen Föderation) und nimmt sodann etwa 40 Prozent des europäischen Kontinents (rund 10,5 Millionen Quadratkilometer) ein. Angesichts dieser Zahlen verwundert es schon, dass Europa so unwidersprochen auf die EU reduziert wird.</p><p><strong>Was bekamen wir nach 1990? „Unsere europäische Friedensordnung“ oder „unsere europäische Sicherheitsarchitektur“</strong></p><p>Wenden wir uns zunächst der Nominalkomposition der europäischen „Sicherheitsarchitektur“ zu. Diese Komposition besteht aus zwei Substantiven: Die „Sicherheit“ und die „Architektur“.</p><p>Eine Architektur besteht aus Säulen. Die vertikalen Säulen sind „tragend“, andere, die horizontalen oder diagonalen, sind „verbindend“. Aber alle Säulen tragen zur Gesamtarchitektur bei – besonders jedoch die tragenden. Die größten und stärksten Säulen sollten naturgemäß tragend sein. Wie kann man also eine Architektur für eine Sicherheit bauen, bei der eine der größten vorhandenen Säulen nicht nur unachtsam außen vor belassen, sondern gezielt außen vor belassen bzw. daran gehindert wird, Teil des Ganzen zu werden? Daher auch die richtigen Aussagen von den noch klugen Strategen der 1970er-Jahre wie beispielsweise „ohne Russland oder gar gegen Russland sei Sicherheit nicht möglich in Europa“. Banal, aber richtig, wie die Gegenwart uns gerade lehrt.</p><p>Weiter zur Nominalkomposition „Friedensordnung“: Auch diese Komposition besteht aus zwei Substantiven: „Frieden“ und „Ordnung“. Beide Begriffe sind positiv besetzt, assoziiert man doch mit beiden Begriffen Stabilität, Sicherheit und Leben. Nur, wie kann eine „Ordnung“ „Frieden“ bringen, wenn ein wesentlicher Akteur außen vor belassen wird oder gar in seinen Augen dessen vitale Sicherheitsinteressen unberücksichtigt bleiben? Auch hier gilt: Echter Frieden ohne oder gegen Russland ist nicht möglich.</p><p>Und nun setzen wir das Possessivpronomen „unser“ noch davor: „Unsere europäische Friedensordnung“ (so beispielsweise Die Grünen: <a href="https://www.gruene-bundestag.de/unsere-politik/unsere-ziele/sicherheit-frieden-abruestung/">„Wir müssen in der Lage sein, unsere Friedensordnung (…) gegen ihre Feinde zu schützen.“</a>) und „unsere europäische Sicherheitsarchitektur“.</p><p>Nur, was ist mit „unsere“ gemeint? Zumindest nicht das geographische Europa oder das fast deckungsgleiche politische Europa der <a href="https://www.bundestag.de/resource/blob/189558/21543d1184c1f627412a3426e86a97cd/charta-data.pdf">„Charta von Paris“</a> aus dem Jahre 1990: Ein Europa, das gemeinsame Sicherheit versprach statt geteilter Sicherheit und somit Unsicherheit schaffen sollte. Ein Europa, das zusammen wachsen sollte von Lissabon bis Wladiwostok (weil Russland geographisch betrachtet ein eurasisches Land ist). Auch die USA und Kanada (von „Vancouver bis Wladiwostok“) sollten Bestandteil dieses neuen, auf Zusammenarbeit in Sicherheits- und anderen Fragenkomplexen angelegten Projektes sein. Sie alle unterzeichneten die Erklärung.</p><p>Was bekamen wir faktisch? Statt umfassender, ehrlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe in einem Gesamteuropa bildete sich erneut ein künstlich verknapptes Rumpf-Europa heraus, dessen Grenzen im Osten in der Ukraine statt im Ural bzw. in Wladiwostok endet.</p><p>Ein „Rumpf-Europa“, das bislang auf zwei Säulen steht: der NATO und der EU. Die oder „unsere europäische Sicherheitsarchitektur“ besteht sodann ausschließlich aus den beiden Säulen NATO und EU. Die OSZE, die gesamteuropäische „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“, ein durchaus vielversprechendes Projekt für ungeteilte und somit gemeinsame Sicherheit im gesamteuropäischen Raum, wurde zum Wahlbeobachterverein degradiert.</p><p>Beide Säulen – NATO und EU – wurden und werden nach Osten erweitert und somit die geopolitische Einflusssphäre einseitig nach Osten ausgedehnt. Die Grenze ist Russland. Das größte europäische Land soll nicht Europa sein, soll nicht eine Säule der europäischen Sicherheitsarchitektur, der europäischen Friedensordnung sein. Damit ist diese europäische Sicherheitsarchitektur eben auch nur eine Sicherheitsarchitektur für einen Teil Europas, womit eine Gesamteuropa umfassende europäische Friedensordnung schlichtweg nicht gegeben ist – eigentlich logisch, oder?</p><p>Es hätte so nicht sein müssen. Die Umsetzung der „Charta von Paris“ sowie die Angebote des russischen Präsidenten Putin im Deutschen Bundestag 2001 hätten für Europa einen anderen, einen friedlichen und stabilen Weg aufzeigen können. Diese Rede wurde übrigens mit sehr viel Applaus aller Bundestagsfraktionen quittiert.</p><p>Mehr noch: Deutschland und Russland verweigerten sich sogar gemeinsam mit Frankreich der Teilnahme an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA gegen den Irak 2003. Damals im Zeitraum 2001 bis 2005 schien unter Kanzler Schröder, den französischen und russischen Präsidenten Chirac und Putin alles möglich – nur nicht das, was wir jetzt haben: am Rande eines großen europäischen Krieges zu stehen.</p><p>Noch im Sommer 2010 trafen sich auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der deutschen Bundesregierung, der russische Präsident Medwedew und die deutsche Bundeskanzlerin Merkel und verabschiedeten das sogenannte „Meseberg-Memorandum“. In diesem Dokument stellten beide fest, dass <a href="https://www.bundesregierung.de/resource/blob/2065474/452948/0b04ce5fa0040474fa108a904db361e4/2010-06-07-meseberg-memorandum-deutsch-data.pdf?download=1">die „<em>Sicherheit aller Staaten in der euro-atlantischen Gemeinschaft unteilbar</em>“ sei</a>.</p><p>Sie schlugen den Aufbau eines gemeinsamen Forums, des „Europäisch-Russischen Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees“ auf Ministerebene vor. Als erstes Testfeld dieser neuen Sicherheitskooperation strebten beide Seiten an, den Transnistrien-Konflikt in der Republik Moldau einvernehmlich zu lösen.</p><p>Jedoch wurde das Projekt bereits torpediert, bevor es auch nur den ersten Schritt seiner Konkretisierung nahm. Das Projekt laufe „an der NATO und den USA vorbei“ oder es ziele auf eine „Spaltung der NATO“ ab, so die transatlantischen Kritiker des Projekts, die die außen- und sicherheitspolitische Selbstständigkeit EU-Europas von den USA erfolgreich untergruben und sodann die europäischen Sicherheitsinteressen den US-amerikanischen Hegemonialinteressen wieder einmal unterordneten.</p><p>2013/14 kam es zur „bunten Revolution“ und nachfolgend zum Staatsstreich gegen die gewählte Regierung in Kiew mit westlicher Unterstützung – angefangen von Solidaritätsbesuchen westlicher Politiker auf dem Maidan bis hin zur Bestimmung der personellen Zusammensetzung der „neuen Regierung“ („Fuck the EU“ – Victoria Nuland im Streit mit der EU, wer welches Amt in der neuen Regierung übernehmen möge).</p><p>Dem Staatsstreich im Februar 2014 in Kiew liegt eben auch und besonders eine geopolitische Motivation zugrunde: die Integration der Ukraine in die westliche Einflusszone (NATO und EU). Und somit ist dieser Krieg eben auch eine besonders grausame Ausdrucksform der gegenwärtigen geopolitischen Neuvermessung der Welt.</p><p>Die weitere Geschichte hin zur russischen Invasion 2022 in die Ukraine und der gegenwärtigen Zuspitzung der Eskalation bis hin zum möglichen großen europäischen Krieg ist bekannt.</p><p>Das Kind ist nun im Brunnen. Ein echter gesamteuropäischer und ungeteilter Sicherheitsraum ist auf absehbare Zeit nicht mehr realistisch. Unsere Entscheidungseliten in Deutschland und EU-Europa unter wohlwollender Führung des großen Bruders jenseits des Atlantiks entschieden sich „zum Wohle ihrer Bürger“ für den anderen Weg – nämlich, den Sieg im Kalten Krieg auch für geopolitische Machtzugewinne zu nutzen.</p><p>Wir haben den Kalten Krieg gewonnen, und damit bestimmen wir die Spielregeln (Stichwort: regelbasierte internationale Ordnung).</p><p>Zu den unilateralen Spielregeln gehört auch die Kompetenz, zu bestimmen, wer Anspruch auf legitime Sicherheitsinteressen und Souveränität formulieren darf und wer nicht: nur westliche und pro-westliche Länder. Somit wurden die Warnungen und Forderungen aus Russland bestenfalls ignoriert und schlimmstenfalls als anmaßende Großmachtpolitik abgetan – zuletzt in den beiden <a href="https://elpais.com/infografias/2022/02/respuesta_otan/respuesta_otan_eeuu.pdf">Antwortbriefen Brüssels und Washingtons</a> und im <a href="https://english.elpais.com/usa/2022-02-02/us-offers-disarmament-measures-to-russia-in-exchange-for-a-deescalation-of-military-threat-in-ukraine.html">Artikel von <em>El Pais</em></a> auf die beiden Briefe Moskaus (<a href="https://augengeradeaus.net/wp-content/uploads/2021/12/20211217_Draft_Russia_NATO_security_guarantees.pdf">hier</a> und <a href="https://augengeradeaus.net/wp-content/uploads/2021/12/20211217_Draft_RUS_USA_security_guarantees.pdf">hier</a>), in denen Zugeständnisse an die russischen Sicherheitsinteressen ultimativ eingefordert wurden. Mit den negativen Antworten aus Brüssel und Washington startete der Countdown für den Einmarsch der Russen am 24. Februar 2022.</p><p>Der Krieg verläuft entgegen anderweitiger Erwartungen Moskaus indessen länger als gedacht und geplant: Weder sind ukrainische Truppenteile übergelaufen noch wurde die Ukraine in einem „Blitzkrieg“ unterworfen. Hiermit beweist sich die Weisheit des preußischen Kriegsphilosophen von Clausewitz einmal mehr: „<em>So stimmt sich im Kriege durch den Einfluß unzähliger kleiner Umstände, die auf dem Papier nie gehörig in Betrachtung kommen können, alles herab, und man bleibt weit hinter dem Ziel.“ </em>Oder einfacher ausgedrückt: Man beginnt schneller einen Krieg, als man ihn wieder zu beenden vermag.</p><p>Sodann ist bis dato kein Ende des Krieges erkennbar, zumal die NATO und EU-Europa sich zunehmend in dem Krieg auf der Seite der Ukraine „engagieren“ – mit Rüstungslieferungen, Finanzspritzen, logistische Unterstützung, Ausbildung und Aufklärung von Zieldaten. Westliche Söldner kämpfen in der Ukraine und möglicherweise auch verdeckte Spezialeinheiten aus NATO-Staaten.</p><p>Das zunehmende „Engagement“ des Westens indiziert unstreitig auf den doppelten Charakter des Krieges: ein vordergründig russisch-ukrainischer Krieg und auf der Metaebene der wahre Krieg, der Stellvertreterkrieg, bei dem es um die Neubestimmung der Weltordnung geht. Und Europa ist, wie auch Südostasien (Taiwan-Konflikt), ein zentraler Schauplatz dieses Weltneuordnungskrieges. Vieles, vielleicht auch alles hängt von dem Ausgang des vordergründigen wie auch des wahren Krieges ab. Besonders für Europa, denn die USA werden selbst bei einer Niederlage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zwar einen Machtverlust, eine Degradierung weg von der alleinigen Supermacht, der „einzigen Weltmacht“ (Zbigniew Brzezinski), hin zu einer Großmacht erleiden. EU-Europa jedoch spielt bereits jetzt in der internationalen Politik keine gestaltende Rolle mehr. Was steht uns sodann bevor?</p><p><strong>Was kommt nach dem Krieg – Ende NATO oder EU?</strong></p><p>Hierzu ein paar Szenarien, die in der Natur liegend sehr holzschnittartig sind, jedoch Vorstellungen davon bieten, wohin die Reise nach jetzigem Stand der Dinge gehen könnte.</p><p>Im Folgenden werden die Szenarien in Anlehnung an meine Analyse <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=130968">„Weltgeschichte im Zeitraffer: Wo bleibt EU-Europa? – Sechs Szenarien“</a> vom März 2025 angesichts der weiteren Entwicklung aktualisiert. Die reale operative Entwicklung auf dem ukrainischen Schlachtfeld gestaltet sich zunehmend aussichtsloser für die ukrainische Armee. Langsam, jedoch stetig werden Territorien – unter Inkaufnahme eines hohen russischen Blutzolls – erobert. Ukrainische Rüstungsschmieden und Lagerstätten werden zunehmend gezielt zerstört, Transport- und Logistikwege über Schienen, Flug- und Seehäfen sowie die Energieinfrastruktur werden ausgeschaltet. Und am bedeutsamsten: Die ukrainische Armee wird personell durch die Methode des Abnutzungskriegs ausgeblutet. Die Methode ist so einfach, wie sie grausam ist: Waffensysteme sind mitunter rasch ersetzbar, insbesondere durch westliche Lieferungen. Wehrfähige Männer sind für ein bis zwei Generationen nicht so einfach ersetzbar, sie sind schlichtweg nicht in ausreichender Menge existent. Die Friedhöfe in der Ukraine, die auf Widerstand stoßenden gewaltsamen Rekrutierungsmaßnahmen und die Flucht in den Westen sprechen Bände über die personelle Situation. Hinzu kommt: Nach dem Krieg fehlen die Generationen auch für den erfolgreichen Wiederaufbau des Landes. Russlands materielle, finanzielle und personelle Ressourcen hingegen scheinen auf absehbare Zeit kein kritisches Niveau zu erreichen.</p><p>Diese Entwicklungen lassen mit hoher Wahrscheinlichkeit nur zwei grobe Szenarien zu:</p><p>Erstens: Der Sieg der Russischen Föderation über die Ukraine im vordergründigen Krieg. Dieser Sieg hätte unmittelbare Konsequenzen für die „europäische Sicherheitsarchitektur“, insbesondere auch mit Blick auf die künftige Qualität der EU und der NATO als die beiden Säulen dieser Sicherheitsarchitektur.</p><p>Oder zweitens: Der Eintritt des Westens, insbesondere der Europäer, in den bisherigen Stellvertreterkrieg, womit der wirkliche Konfliktcharakter, der wahre Krieg um die Neubestimmung der Weltordnung, die Metaebene verlässt und zur realen Schlacht würde. Das erste Grobszenario schließt an die Szenarien 4 und 5 in meinem Beitrag „<em>Weltgeschichte im Zeitraffer – Sechs Szenarien</em>“ an, das zweite Grobszenario an das 6. Szenario in dem damaligen Beitrag.</p><p><strong>Zu Szenario 1 – Sieg der Russischen Föderation über die Ukraine</strong></p><p>Die NATO und die EU sowie ihre Mitgliedsstaaten haben den Sieg der Ukraine über den russischen Angriffskrieg zu einer europäischen/westlichen Schicksalsfrage erklärt. Unendlich viele materielle, finanzielle und politische Ressourcen sind vergeblich in die Ukraine investiert worden. Das Vertrauen in die beiden – bis dahin – tragenden Säulen (NATO und EU) der sogenannten „europäischen Sicherheitsarchitektur“, geht – nachdem der russische Angriff diese Architektur ohnehin beschädigt hat – nach innen und außen endgültig verloren.</p><p>Nach außen heißt: Der globale Nicht-Westen sieht den Westen als gebrochen an. Ein Staat, Russland, hat dem Westen mit dem weltweit größten Militärbudget das Rückgrat gebrochen. Der globale Neuordnungsprozess beschleunigt sich hierdurch um ein weiteres Mal, da der Westen nur noch als ein fraktionierter und begrenzt handlungsfähiger Akteur in der Weltpolitik wahrgenommen würde.</p><p>Nach innen würde dies das Ende EU-Europas und der NATO, so wie wir die beiden Akteure kennen, bedeuten. Weder NATO noch EU würden sich offiziell auflösen. Faktisch aber würden sich Zentrifugalkräfte herausbilden und NATO- sowie EU-Brüssel würden zunehmend an Handlungskompetenzen einbüßen, da die Niederlage offenbart, dass beide Organisationen keine ernst zu nehmenden Sicherheitsgarantien leisten können. Eine Rückbesinnung auf nationale Souveränität und bilaterale Absicherungsbestrebungen würde um sich greifen: Die ersten EU- und europäischen NATO-Mitgliedsstaaten würden sich in der Hoffnung auf einen bilateralen US-Schutzschirm zunächst verdeckt, dann immer offener auf die Trump-Administration orientieren. Es begänne ein Wettlauf europäischer Staaten um die Gunst der USA.</p><p>Andere, insbesondere osteuropäische Staaten könnten auf Annäherung und Ausgleich mit Russland setzen in der Hoffnung, dass dies angesichts der neuen Realitäten ihrer eigenen Sicherheit zuträglicher wäre als ein Konfrontationskurs.</p><p>Der EU-europäischen Öffentlichkeit würde dies zunächst als Rückkehr zum Leitbild des „Europas der Vaterländer“ verkauft, bis die Differenzen unübersehbar würden<em>.</em> Die europäische Öffentlichkeit könnte angesichts dieser Vielfachkrisen des Desintegrationsprozesses, der wachsenden Wirtschaftskrise, des forcierten Sozialabbaus zu Gunsten der weiteren Aufrüstung sowie wachsender Kriminalität ihre Unzufriedenheit mit der strategischen Führungsfähigkeit ihrer Eliten Ausdruck verleihen. Ein Austausch der liberalen Führungs- und Entscheidungseliten in EU-Europa könnte sich zu Gunsten konservativer und rechter Eliten abzeichnen – <a href="https://www.bild.de/politik/inland/rekordprognose-fuer-die-afd-umfrage-knaller-in-sachsen-anhalt-68f08cad672b2f7280fac0f8">in Deutschland die AfD</a>. Bereits jetzt sind erste massenmediale Anzeichen für ein Bröckeln in das Vertrauen der uneingeschränkten Hegemonie des liberalen Politikverständnisse <a href="https://www.focus.de/politik/deutschland/trump-holt-putin-nach-europa-blamage-fuer-merz-und-co-mit-einem-brisanten-detail_eb5993cf-70b4-4f98-aa72-f409652b3a84.html">zu erkennen</a>. In diesem Zusammenhang ist auch wieder das verstärkte Erscheinen des BSW (Partei von Sahra Wagenknecht) in den Mainstreammedien mit der Forderung nach Neuauszählung <a href="https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/hoersaal/das-bsw-und-die-bundestagswahl-der-wahlkrimi-ist-noch-nicht-aus-accg-110665709.html">zu beobachten</a>. All das sind keine Zufälle: Würde eine Neuauszählung erfolgen, so wäre ein nachträglicher Einzug der Partei in den Bundestag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Fall. Dies würde eine Schockwelle im politischen Berlin bedeuten, da die Merz-Klingbeil-Regierungskoalition über keine eigenen Mehrheiten mehr verfügen würde.</p><p>Um die Gefahr einer umfassenden gesellschaftspolitischen Eruption abzuwenden oder zumindest einzudämmen, könnten sich die liberalen Eliten entschließen, temporär oder auch auf unbestimmte Zeit restriktive Maßnahmen zu ergreifen. Die politische Konfrontation mit Russland könnte genutzt werden, auch den Spannungsfall zu verkünden, damit Grundrechte auszusetzen und sogar Bundestagswahlen (Art. 80a in Verbindung mit Art. 115h Grundgesetz) zu verschieben. All dies würde die Gefahr der Aushöhlung des politischen Liberalismus erhöhen und die Republik auf den Kopf stellen.</p><p>Und genau dieses gesellschaftspolitische Niedergangszenario vor den Augen des politischen Mainstreams ist die Triebfeder für den verzweifelten Versuch EU-Europas, den Krieg der Ukraine gegen die russische Invasion in der Hoffnung fortzusetzen, dass den Russen eher die Puste ausgeht als der Ukraine und Europa – wären da nicht die ständigen Sonderwege Trumps mit Putin, die die Marginalisierung EU-Europas manifestieren.</p><p><strong>Zu Szenario 2 – Der Eintritt der Europäer in den Krieg</strong></p><p>Ob die europäischen Entscheidungseliten unter Führung Londons, Paris, Berlins und EU-Brüssels in den Krieg mit Absicht (Seeblockade in der Ostsee, Entsendung eigener Truppen in die Ukraine, Einrichtung einer Flugverbotszone in der Ukraine oder andere Maßnahmen) eintreten oder durch Fahrlässigkeit und Fehleinschätzungen (Lieferung von weitreichenden Waffensystemen wie Taurus oder von den USA gekauften Tomahawks) in den Krieg schlafwandeln, sei dahingestellt.</p><p>Das Ergebnis wäre eine räumliche Entgrenzung der Kampfhandlungen über den ukrainischen Raum hinweg nach Resteuropa, d.h. sowohl in den EU- und NATO-Raum als auch nach Russland.</p><p>Die neuen hochkomplexen Hyperschallwaffen Russlands – mit konventionellen Sprengköpfen ausgestattet – würden nicht ausreichen, um die europäische militärische Infrastruktur nachhaltig auszuschalten. Die quantitative <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=129641">Überlegenheit in Personal und Waffensystemen der europäischen Armeen</a> würde zu einer Niederlage Russlands führen. Luftschläge mit konventionellen Waffensystemen und gegebenenfalls Kämpfe auf kernrussischem Gebiet (auch in der Exklave Kaliningrad) würden die Kriterien der <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=125274">russischen Nukleardoktrin</a> erfüllen. Ein Verzicht Russlands auf nukleare Gegenschläge wäre nur zum Preis der Akzeptanz der eigenen Niederlage mit unabsehbaren Folgen für die Staatlichkeit Russlands zu haben – für die russische Entscheidungselite ein unannehmbarer Preis. Eine mit Unwägbarkeiten behaftete, jedoch angesichts der ausweglosen Lage denkbare Option wäre, „nur“ auf taktische Atomwaffen zur Zurückdrängung der europäischen Streitkräfte, zur Ausschaltung der militärischen und gegebenenfalls auch zivilen Infrastruktur Westeuropas zurückzugreifen und dabei den USA zu ermöglichen, die Beistandsklausel des zwischenzeitlich berühmten <a href="https://www.nato.int/cps/en/natohq/official_texts_17120.htm?selectedLocale=de">Artikel 5 des NATO-Statuts</a> nicht-militärisch zu lesen (was übrigens durchaus im Rahmen der Formulierung der Beistandsklausel möglich ist und somit ein militärischer Beistandsautomatismus ausgeschlossen wäre). Auf diese Weise würde zwar Europa massiv zerstört werden, ein dritter, umfassender Weltkrieg wäre hingegen nicht zwingend, so die Kalkulation. Die USA könnten, insbesondere unter Präsident Trump, mit dieser Option durchaus leben. Allein die Tatsache, dass die Europäer US-amerikanische Waffensysteme (ggf. auch Tomahawk) für die Ukraine kaufen sollen, hat nicht nur einen geschäftlichen Hintergrund, sondern auch einen strategischen: Die USA verkaufen scheinbar „nur“. Die Europäer liefern und bedienen die hochkomplexen Waffensysteme und werden damit zu Mitverantwortlichen. Die Eskalationsverantwortung kann Trump aus seiner Perspektive auf die Europäer abwälzen.</p><p>Jedenfalls wäre das Kriegsszenario mit taktisch atomarer Dimension das Ende für Europa. Über eine „europäische Sicherheitsarchitektur“ oder „Friedensordnung“ muss dann nicht mehr diskutiert werden. Das gleiche Ergebnis gilt für das Szenario, dass die USA doch in den Krieg eingriffen, womit jedoch dann das globale nukleare Armageddon anstünde.</p><div class="imagewrap"><a href="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-Sicherheitsarchitektur.jpg"><img decoding="async" src="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-Sicherheitsarchitektur.jpg" alt="" title="" /></a></div><p><small>Schaubild der Szenarien – Alexander Neu</small></p><p><strong>Wie müsste eine europäische Sicherheitsarchitektur / Friedensordnung aussehen?</strong></p><p>Die Voraussetzung zur Überlegung einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur/Friedensordnung ist, dass der Krieg nicht über den ukrainischen Raum ausgreifen darf – also weder einen intendierten Kriegseintritt der Europäer noch unbeabsichtigte Zwischenfälle mit eskalierender Eigendynamik. Nach gegenwärtiger Entwicklung auf dem Schlachtfeld würde dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bedeuten, dass Russland das Kriegsende im Wesentlichen zu seinen Bedingungen diktieren würde. EU-Europa und die europäischen NATO-Staaten, außen- und innenpolitisch geschwächt, wären den Vorstellungen Russlands in gewissem Ausmaß ausgeliefert. Ein Diktatfrieden durch eine Niederlage der Ukraine wäre auch eine Art Diktatfrieden für Resteuropa, da EU-Europa und NATO, wie bereits oben ausgeführt, ihr Schicksal ohne Nöte mit der Ukraine angeblich alternativlos verbunden haben.</p><p>Ob Russland gegenüber einem massiv geschwächten EU-Europa oder gegenüber den einzelnen Mitgliedsstaaten auf kooperative Strukturen oder Dominanzstrukturen setzen würde, bewegt sich im Reich der Spekulation. Jedenfalls wäre eine unilateral – nun von Russland – aufgedrückte, sozusagen „russische Sicherheitsarchitektur/Friedensordnung“ für Europa alles andere als wünschenswert und zukunftsträchtig. Die Flucht in eine EU-Aufrüstungsorgie, um als EU-Militärmacht auftreten zu können, ist aus vielfältigen Gründen keine Lösung. Das wichtigste Argument lautet: Man kann die größte Atommacht der Welt nicht mit konventionellen Waffensystemen auf dem Schlachtfeld besiegen. Da kann man noch so viel aufrüsten. Wer das glaubt, sollte nochmals tief in sich gehen.</p><p>Nur eine gemeinsam konzipierte und vertraglich geregelte gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur/Friedensordnung hätte eine Zukunft. Das Mindeste, was indes herauskommen müsste, wäre die Akzeptanz einer nachhaltigen friedlichen Koexistenz in Europa.</p><p>Die Chancen für eine positive gesamteuropäische Sicherheitsordnung von Europa für Europa sinken jedoch mit jedem weiteren Kriegstag. Je eher in EU-Brüssel und vor allem in Berlin, Paris und London die Aussichtslosigkeit eines Sieges der Ukraine erkannt wird und diplomatische Bemühungen mit Moskau gesucht werden, desto größer die Chancen auf einen europäischen Reset, vergleichbar mit der Chance 1989/91.</p><p><small>Titelbild: NicoElNino/shutterstock.com</small><img loading="lazy" decoding="async" src="https://vg09.met.vgwort.de/na/29a22430399040aca9f86dd22f978b6d" width="1" height="1" alt="" /></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141064</span> 141064 Alltag in der russischen Provinz – eine Deutsche mit familiären Verbindungen in die russische Provinz Udmurtien berichtet https://www.nachdenkseiten.de/?p=141053 Sat, 25 Oct 2025 11:00:03 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141053 <p><strong>Tamara Helck</strong> kommt aus Düsseldorf. Sie ist Deutsche, aber sie gehört zu den Menschen, die familiäre Beziehungen nach Russland haben. Ihr Vater ist Russe, ihre Mutter Ukrainerin. In folgendem Interview berichtet sie über die Integration ihrer Eltern in Westdeutschland nach 1945 und ihre Reise in die russische Provinz im August dieses Jahres. In Udmurtien an</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141053">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141053</span> <p><strong>Tamara Helck</strong> kommt aus Düsseldorf. Sie ist Deutsche, aber sie gehört zu den Menschen, die familiäre Beziehungen nach Russland haben. Ihr Vater ist Russe, ihre Mutter Ukrainerin. In folgendem Interview berichtet sie über die Integration ihrer Eltern in Westdeutschland nach 1945 und ihre Reise in die russische Provinz im August dieses Jahres. In Udmurtien an der Wolga, 1.200 Kilometer östlich von Moskau, besuchte sie im 900-Seelen-Dorf Babino Verwandte und im südrussischen Orenburg Freunde. Der Bericht von Tamara Helck kann Wissenslücken füllen, denn die deutschen Mainstream-Medien berichten kaum über den Alltag in der russischen Provinz. Das Interview führte <strong>Ulrich Heyden</strong> (Moskau).<br /><span id="more-141053"></span><br /><strong>Ulrich Heyden: Wie fühlten Sie sich, als Ihr Flugzeug über russisches Territorium flog? Welche Erinnerungen und welche Erwartungen hatten Sie?</strong></p><p><strong>Tamara Helck</strong>: Ich bin jedes Mal positiv aufgeregt, wenn ich nach Russland fahre, wo ich meine Wurzeln habe. Ich bin das erste Mal als zwölfjähriges Mädchen – Mitte der 1960er-Jahre – in der Sowjetunion bei meiner Großmutter nebst großer Verwandtschaft mütterlicherseits gewesen und von da an regelmäßig immer wieder hingefahren.</p><div class="imagewrap"><a href="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-03.jpg"><img decoding="async" src="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-03.jpg" alt="" title="" /><span></span></a></div><p><small>Tamara Helck mit ihren Halbschwestern – © Tamara Helck</small></p><p>Meine Mutter stammt aus der Gegend von Saporoschje (Ukraine). Dort habe ich mehrfach meine Sommerferien verbracht. Als 16-Jährige habe ich in dem Pionierlager „Molodaja Gwardia“ (Junge Garde) in Odessa meine Ferien verbracht.</p><p>Jeder Reporter aus dem Westen wäre vermutlich vor Neid erblasst, wenn er mitbekommen hätte, wie ich bei meinen Besuchen später in Russland beim Melken der Kühe in einer Kolchose zugeschaut habe oder in einem Kombinat durch die Waschkaue gelaufen bin.</p><p>Ich habe mit großem Interesse den Prozess in Russland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verfolgt. Ich hatte große Hoffnung, dass es keine Feindschaft mehr zwischen dem Westen und Osten gibt. Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht.</p><p>Aber zurück zu eingangs gestellter Frage: Jede meiner fast jährlich stattfindenden Reisen nach Russland ist völlig unterschiedlich. Ich entdecke jedes Mal Neues und Unerwartetes, obwohl ich der Meinung bin, das Land bereits gut zu kennen. Ich erlebe durchweg freundliche und wohlmeinende Menschen, deren Leben in Bezug auf ihr Familienleben, ihre Wünsche und Hoffnungen sich nicht viel von dem in Deutschland unterscheidet. Ich wünsche mir deshalb von Herzen, dass die Deutschen und Russen nach dieser aktuell stattfindenden Phase der Feindschaft doch wieder zueinanderfinden. Wir sollten doch ein Volk der guten Nachbarn sein. Ich glaube, dass hatte Willy Brandt so gesagt.</p><p><strong>Warum haben Sie dieses Mal Russland besucht?</strong></p><p>Ich habe mit meiner Tochter, die mich dieses Jahr begleitet hat, in Moskau Freunde besucht. Danach sind wir in der Gegend von Ischewsk in der Nähe des Ural gewesen, um unsere Verwandten zu besuchen. Sie leben in einem 900-Seelen-Dorf namens Babino. Von dort stammt mein Vater, der im Zweiten Weltkrieg als Politkommissar der Sowjetarmee in Kriegsgefangenschaft geraten ist und deshalb in Deutschland bleiben musste.</p><p>Von Babino sind wir in vierstündiger Fahrt weiter mit dem Auto nach Ufa gefahren und nach drei Tagen dann weiter nach Orenburg. Dort leben ebenfalls gute Freunde von mir. Von Orenburg ging es dann zurück über Antalya (Türkei) nach Deutschland.</p><p><strong>Wann waren Sie das letzte Mal in Russland? Wie oft fahren Sie?</strong></p><p>Vor der diesjährigen Reise bin ich im letzten Jahr in Russland gewesen. Ich hatte mich auf das Abenteuer eingelassen, mit dem Auto nach Kaliningrad zu fahren. Das würde ich nicht wieder tun, weil es an der polnisch-russischen Grenze zu langen Wartezeiten kam und offenbar auch weiterhin kommt, was an der extrem schleppenden Abfertigung der polnischen Grenzbeamten liegt. Auf der Hinreise hat es 14 Stunden gedauert, bis man nach Russland einreisen konnte, und zurück haben wir sogar 25 Stunden auf eine Abfertigung seitens der Polen warten müssen.</p><p><strong>Sie waren in Moskau, Ischewsk am Ural, in Ufa und Orenburg. Das ist in Südrussland. Wie unterscheiden sich diese Regionen, wenn man sie als Tourist bereist? Wie unterscheiden sich Stadt und Land?</strong></p><p>Es ist ein großer Unterschied, ob man in Russland in einer Großstadt wie Moskau oder St. Petersburg lebt oder in einer Kleinstadt bzw. sogar einem Dorf. Ich nenne ein Beispiel: Auf der Fahrt vom Moskauer Flughafen zur Wohnung meiner Freunde spätabends haben diese aus dem Taxi heraus noch warmes Essen bestellt. Dieses wurde pünktlich zu unserer Ankunft geliefert. Die Lieferung erfolgt häufig per Roboter, die man in Moskau wie selbstverständlich herumfahren sieht. Auch bestellte Ware soll so rasch und pünktlich beim Besteller ankommen.</p><p>Ganz anders leben die Menschen im Dorf, wie ich es z.B. bei meinen Cousinen in dem 900-Seelen-Dorf Babino erleben konnte. Sie sind noch größtenteils Selbstversorger. Fast jeder hält Hühner, zieht eigenes Obst und Gemüse. Angeln ist in Russland offenbar Volkssport, genauso wie das Sammeln von Beeren und Pilzen.</p><p>Während in Moskau Roboter auf den Bürgersteigen herumfahren und Waren oder Essen ausliefern, sich die Menschen in Diskotheken, Theatern oder Restaurants vergnügen, lebt man in den Dörfern eher beschaulich. Die Hühner müssen versorgt werden, Obst und Gemüse gewässert oder geerntet und eingemacht werden. In der Freizeit geht man mit der Familie und Freunden Pilze sammeln, angeln oder auf eine Wanderung in der schier grenzenlosen Weite des Landes.</p><p><strong>Was überraschte Sie auf dieser Reise?</strong></p><p>Mich hat überrascht, dass man im öffentlichen Leben fast nichts vom Krieg in der Ukraine mitbekommt. Die Restaurants sind voller Menschen, die Märkte und Geschäfte haben eine riesige Warenvielfalt wie eh und je. Nur die großen Plakate, die zum Dienst in der Armee einladen, deuten darauf hin, dass Russland sich im Krieg befindet.</p><p><strong>Hatten Sie das Gefühl, dass sich Russland entwickelt oder dass die Wirtschaft aufgrund von Sanktionen und Krieg stagniert?</strong></p><p>Ich denke, dass es der Wahrheit entspricht, dass die Sanktionen in Russland zu einem Innovationsschub geführt haben. Und: Trotz des Krieges in der Ukraine geht die Regierung in diesem Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent aus. Das ist alles andere als Stagnation. Russland hat seine weggefallenen Handelspartner ersetzt durch Staaten wie China, Staaten der arabischen Welt und das, was man den Globalen Süden nennt. Das ist die rein volkswirtschaftliche Betrachtung.</p><p>Wenn man als Tourist mit offenen Augen durch das Land fährt, so fallen die Sauberkeit auf und der Wunsch, die Umgebung zu schmücken. Die vielen blühenden Blumenrabatten auf den Straßen und in gepflegten Parkanlagen sind eine Augenweide.</p><div class="imagewrap"><a href="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-01.jpg"><img decoding="async" src="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-01.jpg" alt="" title="" /><span></span></a></div><p><small>Tamara Helck mit Freunden – © Tamara Helck</small></p><p><strong>Wie beurteilen Sie die soziale Lage der Russen, die Einkommen, die Preise für den täglichen Bedarf, die Infrastruktur und die Dienstleistungen?</strong></p><p>Ich habe für eine gründliche Beantwortung dieser Frage keine aktuellen Zahlen für das Land. Deshalb kann ich nur die Eindrücke von meiner Reise wiedergeben. Es gibt sicherlich große Unterschiede zwischen Städten und dem weiten Land. Die „soziale Lage“ kann ich nur danach beurteilen, wie die Menschen gekleidet sind und wie meine Freunde in den großen Städten leben und meine Verwandten in ihrem Dorf. Nach meiner Beurteilung hungert niemand.</p><p>Die Löhne und Gehälter unterliegen ebenfalls großen Schwankungen zwischen Stadt und Land. Der Mann meiner Cousine verdient ungefähr 800 Euro im Monat. Er ist Traktorist in einem landwirtschaftlichen Betrieb, der sich früher Kolchose nannte. Das ist nicht viel, dafür kostet ein Liter Benzin vergleichsweise nur ca. 50 Cent, ein Kilogramm Kartoffeln habe ich im Supermarkt für 30 Cent gesehen, Für Strom und Gas zahlt mein Cousin umgerechnet um die 10 Euro im Monat. Die Zugfahrt zwischen Orenburg und Moskau kostet ca. 50 Euro. Das ist eine Strecke von ca. 1.500 Kilometer und dauert 21 Stunden.</p><p>Zur Infrastruktur kann ich sagen, dass ich ein intaktes Straßen- und Autobahnnetz zwischen den großen Städten erlebt habe, neue und elektrifizierte Bahntrassen über Hunderte von Kilometern. In den alten Mietshäusern aus der Sowjetzeit, Chruschtschowkas genannt, möchten die Menschen zunehmend nicht mehr leben. Am Beispiel Orenburg kann ich sagen, dass völlig neue Wohnviertel entstehen, mit einer funktionierenden Infrastruktur. In dem 900-Seelen-Dorf meiner Verwandten ist kürzlich eine moderne Krankenstation errichtet worden, und in der mittelgroßen Stadt Wotkinsk, im Landkreis Ishewsk mit ca. 90.000 Einwohnern, gibt es eine moderne neue Mehrzwecksporthalle.</p><p><strong>Wo und wie begegnete Ihnen der Krieg in der Ukraine? Sprachen Sie mit Soldaten auf Heimaturlaub, Verletzten, Angehörigen von Soldaten?</strong></p><p>Wie ich schon eingangs gesagt habe, merkt man den Krieg nicht tatsächlich. Ich habe ein normales Leben erlebt, wie immer. Lediglich auf den großen Plakaten, die man immer wieder sieht, werden Männer aufgefordert, sich freiwillig für den Kriegsdienst zu melden. Ich hatte keine Gelegenheit, mit Soldaten zu sprechen. Allerdings habe ich bei einer Gelegenheit auf dem Friedhof in „meinem“ Dorf am Grab eines gefallenen Soldaten erzählt bekommen, dass der Bruder der Gefallenen sich nunmehr ebenfalls freiwillig gemeldet hat, er wolle ihn rächen. Die armen Eltern, habe ich gedacht, hoffentlich kommt er gesund nach Hause zurück.</p><p><strong>Ist die Stimmung so, dass man noch Jahre weiter Krieg führen kann, oder ist die Stimmung so, dass der Krieg so schnell wie möglich aufhören muss?</strong></p><p>Natürlich habe ich auch vereinzelt mit Menschen gesprochen, die diesen Krieg als einen Fehler seitens Russlands sehen. Aber die überwiegende Mehrheit wünscht sich ein rasches Kriegsende, zumal der Tod junger Soldaten großes Mitleid hervorruft. Gleichzeitig habe ich Stimmen gehört, die sinngemäß sagen, dass der Krieg zu Ende geführt werden müsse, weil es sonst kein Russland mehr geben würde. Sie sprechen von den Begehrlichkeiten des Westens nach den riesigen Bodenschätzen des Landes.</p><p><strong>Gab es neue Anschaffungen, welche aufgrund des Solds möglich waren?</strong></p><p>Diese Frage kann ich nur vom Hörensagen beantworten. Die Antwort lautete, dass es etliche Soldaten gibt, die der Meinung sind, dass der hohe Sold ihnen ermöglicht, größere Anschaffungen zu finanzieren, z.B. eine Eigentumswohnung.</p><div class="imagewrap"><a href="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-04.jpg"><img decoding="async" src="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-04.jpg" alt="" title="" /><span></span></a></div><p><small>Tamara Helck mit ihren Verwandten – © Tamara Helck</small></p><p><strong>Wie wirkt sich der Krieg auf Kinder und Jugendliche aus?</strong></p><p>Die Kinder und Jugendlichen, die ich kenne, interessieren sich nicht für den Krieg. Er findet für sie nur im Fernsehen statt. Ich denke, dass die Eltern ihre Sorgen von den Kindern fernhalten. Was anderes ist es natürlich, wenn im nahen Freundes- und Verwandtenkreis jemand umgekommen oder verletzt worden ist. Glücklicherweise ist in meiner Umgebung so ein Fall noch nicht aufgetreten.</p><p><strong>Spürten Sie, dass sich in Russland ein neues Nationalgefühl entwickelt, dass sich das Land politisch konsolidiert und dass der Staatsführer Hoffnung spendet?</strong></p><p>Ich habe den Eindruck, dass man in Russland ein, sagen wir mal, gesundes Nationalbewusstsein hat. Es richtet sich nicht gegen andere Nationalitäten. Natürlich sieht man, dass die Staatsführung bestrebt ist, ein noch stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern. Dies gelingt ihr nach meinem Eindruck. Die Menschen sind überwiegend zufrieden mit ihrem Land, ihrem Leben und ihrer Regierung.</p><p><strong>Was hält die sehr unterschiedlichen Regionen zusammen in einem Staat? Wie reden die Menschen über Moskau, wo es alles gibt, und den „reichen“ Westen?</strong></p><p>Die Moskauer sind nach meiner Beobachtung froh, dass sie dort leben, weil die Stadt ihnen viel bietet. Die Menschen in der Provinz sehen diesen Vorteil auch, sagen aber, dass ihnen Moskau zu laut und zu stressig ist, dass sie froh sind, wenn sie nach einem Besuch dort wieder in ihre Provinz zurückkehren können. Was den Westen angeht, so würden sie diesen schon gerne wieder bereisen – so, wie sie es vor dem Krieg getan haben. Es bleibt zu hoffen, dass die Beschränkungen bald wieder aufgehoben werden, der Krieg beendet wird.</p><p><strong>Ich habe als Journalist seit 2022 das Problem, offene Gespräche über den Krieg und Alltagsprobleme zu führen. Es gibt eine bestimmte Angst, dass man missverstanden oder verpetzt wird.</strong></p><p>Mein Glück ist, dass ich meine Freunde schon viele Jahre kenne. Es hat sich ein Vertrauensverhältnis gebildet. Deshalb sprechen sie mir gegenüber offen ihre Meinung aus. Das gilt natürlich insbesondere für meine Verwandten. Es ist mehr als verständlich, dass gegenüber einem Journalisten aus dem inzwischen feindlichen Ausland das Herz nicht auf der Zunge liegt.</p><div class="imagewrap"><a href="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-02.jpg"><img decoding="async" src="https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/251025-interview-Helck-02.jpg" alt="" title="" /><span></span></a></div><p><small>Tamara Helck mit ihrer Cousine Mascha in udmurtischer Tracht – © Tamara Helck</small></p><p><strong>Wenn Sie Menschen in Deutschland von Ihren Eindrücken und Erlebnissen erzählen, stoßen sie auf Interesse, Desinteresse, Ablehnung oder Unglauben?</strong></p><p>Es ist unterschiedlich. Ich wurde gelegentlich gefragt, ob man überhaupt nach Russland reisen könne und ob man ein Visum bekommen könne. Wenn ich dann erzähle, dass wir unser elektronisches Visum nach drei Tagen erhalten haben, ist das Erstaunen groß. Häufig folgt dann eine interessierte Frage nach der anderen. Ich habe aber auch schon erlebt, dass ein betretenes Schweigen folgt. Es ist wohl das Unverständnis, wie man in heutigen Zeiten überhaupt nach Russland reisen kann. Wenn ich nicht auf Ablehnung stoße, erzähle ich gerne von meinen positiven Eindrücken. Ich betrachte dies als das Bilden einer Gegenöffentlichkeit.</p><p><strong>Was sind die größten Vorurteile der Menschen in Deutschland über Russland?</strong></p><p>Ich glaube, dass die größten Vorurteile auf purem Unwissen basieren, nämlich, dass die Russen noch „hinter dem Mond“ leben, grob sind, Wodka „saufen“ und mit ihnen „nicht gut Kirschen essen“ sei. Eine Bekannte war mal sehr erstaunt, als ich ihr erzählte, dass man per Direktflug von jeder Großstadt in Deutschland in ca. vier Stunden in Moskau sein könne. Das war natürlich noch in der Zeit, als es freien Flug- und sonstigen Verkehr zwischen Russland und westlichen Ländern gab. Ihre Antwort zeigte mir, dass für sie der Eindruck bestand, dass Russland ein ganz weit entferntes Land war. Sehr schade eigentlich. Offenbar ist New York näher in der Empfindung, und zwar nicht nur in der Entfernung.</p><p><strong>Gibt es bei den Vorurteilen und dem Nichtwissen Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschen, Deutschen und Migranten/Flüchtlingen?</strong></p><p>Nach meinem Eindruck tut sich mittlerweile ein großer Unterschied zwischen den Menschen in den neuen Bundesländern und denen in der alten Bundesrepublik auf. In der DDR hatte man häufig freundschaftlichen Kontakt zu sowjetischen Soldaten, in der Schule wurde die russische Sprache gelehrt und man bereiste gegenseitig Russland bzw. die DDR. Das nannte man Völkerverständigung, und die hat dazu geführt, dass die derzeitige negative Berichterstattung über Russland im Osten Deutschlands zu Widerspruch führt, während im Westen aus purer Unwissenheit diese leider auf fruchtbaren Boden fällt. Wie Migranten und Flüchtlinge denken, das ist mir nicht bekannt.</p><p><strong>Sie wurden in Deutschland geboren, aber Sie haben Eltern aus der Ukraine und Russland. Was bedeutete das für Ihr Leben als deutsche Staatsbürgerin?</strong></p><p>Glücklicherweise habe ich nie irgendwie Nachteile erlebt, vielleicht weil ich blond und hellhäutig bin und Deutsch, neben Russisch, meine Muttersprache ist. Meine Eltern haben aber in Deutschland nie eine zweite Heimat gefunden. Insbesondere mein Vater hat stets darauf geachtet, mir seine Heimat nahezubringen, hat mich als Schulkind damit „getriezt“, russische Grammatik und Literatur zu lernen. Heute bin ich ihm natürlich dankbar dafür. Ich erlebe, welchen Schatz mir mein Elternhaus mitgegeben hat.</p><p><strong>Wie integrierten sich ihre Eltern nach 1945 in Westdeutschland?</strong></p><p>Meine Eltern haben sich nur teilweise in der Bundesrepublik Deutschland integriert. Sie bewegten sich vorwiegend in Kreisen der Menschen, die ebenfalls aus der Sowjetunion kriegsbedingt hier gestrandet waren. Aber es gab vereinzelt auch nette Kontakte, die aus Kollegenkreisen oder der Nachbarschaft entstanden. Aber als richtig integriert würde ich meine Eltern nicht bezeichnen. Sie unterhielten über Jahrzehnte regelmäßigen Briefkontakt zu ihren Verwandten in der Sowjetunion. Mein Vater hörte viel einen sowjetischen Radiosender, den man über Langwelle empfangen konnte. Mir klingt noch heute die Ankündigung des Programms im Ohr: „goworit Moskwa“, auf Deutsch: „Hier spricht Moskau“.</p><p><strong>Wollten die westlichen Besatzungsmächte in Westdeutschland die gestrandeten Sowjetbürger nicht eigentlich alle abschieben?</strong></p><p>Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs war von den Siegermächten vorgesehen gewesen, dass die vielen gestrandeten Menschen aus ganz Europa wieder in ihre Heimatländer zurückkehren. Das gelang auch gut. Meine Mutter hätte problemlos in die Sowjetunion zurückkehren können. Sie hatte allerdings schon kurz nach Beendigung des Krieges meinen Vater kennengelernt und blieb seinetwegen hier. Bei meinem Vater lag der Fall anders. Er hatte in der sowjetischen Armee die Funktion eines politischen Kommissars. Laut einem Befehl Stalins betrachtete man die in Kriegsgefangenschaft geratenen eigenen Soldaten als Verräter. Sie hatten nach der geltenden Auffassung nicht gut genug gekämpft, sonst wären sie nicht in deutsche Hände gefallen. Deshalb wurden solche zurückgekehrten Militärangehörigen entweder direkt nach ihrer Rückkehr erschossen oder für Jahrzehnte nach Sibirien verbannt.</p><p>Den westlichen Alliierten war diese Vorgehensweise bekannt, weshalb sie Personen wie meinem Vater Papiere ausstellten, auf denen ein Geburtsort außerhalb der Sowjetunion eingetragen wurde. Im Fall meines Vaters war dies Rowno in Polen.</p><p><strong>Wie lernten ihre Eltern Deutsch?</strong></p><p>Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg keine Sprachkurse, so wie sie heute Flüchtlingen angeboten werden. Die Menschen lernten mit der Zeit die deutsche Sprache in ihrem Alltag. So ist es auch bei meinen Eltern gewesen. Ich erinnere mich allerdings daran, dass ich, als ich aus dem Kindesalter herausgewachsen war, zunehmend dazu herangezogen wurde, ihnen zum Beispiel bei Behördenkorrespondenz zu helfen. Wahrscheinlich musste ich genau solche Aufgaben übernehmen, wie es heute die Kinder von Arbeitsmigranten tun.</p><p><strong>Wie haben ihre Eltern in Westdeutschland Geld verdient?</strong></p><p>Nach dem Krieg war es glücklicherweise kein Problem gewesen, sich beruflich zu integrieren. Meine Mutter arbeitete sehr schnell in einem städtischen Kindergarten, ohne dass sie dies zu Hause gelernt hatte. Schließlich ist sie als 16-Jährige von deutschen Wehrmachtssoldaten als Zwangsarbeiterin aus der Ukraine von der Straße weg verschleppt worden. Sie und ihresgleichen wurden in einem Güterwaggon in einer zweiwöchigen Fahrt nach Deutschland gebracht – im Fall meiner Mutter nach Salzgitter in ein Munitionswerk.</p><p>Mein Vater arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Arbeiter in einer Erdölraffinerie in Hannover.</p><p><strong>Sind ihre Eltern jemals in die Sowjetunion oder in einen der Nachfolgestaaten gefahren?</strong></p><p>Mein Vater ist aus den genannten Gründen nie in die Sowjetunion gefahren. Er wäre sofort verhaftet worden, denn Stalins „Kommissarbefehl“ war noch viele Jahre in Kraft, bis er aufgehoben wurde. Später dann fühlte sich mein Vater gesundheitlich nicht mehr in der Lage, den emotionalen Stress so einer Reise zu verkraften. Meine Mutter besuchte jedoch mehrmals ihre Mutter und Geschwister in der Ukraine. Fast immer begleitete ich sie dabei. Bei unserer ersten Reise in den Sechzigerjahren war so eine private Reise aus der Bundesrepublik in die Sowjetunion eine Sensation. Deshalb bekamen meine Eltern auch Besuch vom deutschen Verfassungsschutz, der über die Korrespondenz meiner Eltern mit der sowjetischen Botschaft in Bonn genauestens Bescheid wusste. Sie machten auch kein Geheimnis daraus, dass sie den gesamten Briefwechsel abgefangen hatten. Er lag während des Gesprächs meiner Eltern mit dem Verfassungsschutzbeamten vor ihnen auf dem Küchentisch.</p><p><strong>Fühlen Sie sich in Russland heimisch?</strong></p><p>Ich fühle mich sehr zu Russland hingezogen und merke ganz klar, dass ich dort meine Wurzeln habe. Glücklicherweise haben meine Eltern mit mir zu Hause stets Russisch gesprochen, weshalb ich komplett zweisprachig aufgewachsen bin. Das hilft mir, mich in Russland ohne jegliche Sprachbarrieren zu bewegen. Darüber bin ich sehr froh. Ich habe sozusagen zwei Heimaten in meinem Herzen.</p><p><strong>Haben sie nach Ihrer Russland-Reise in diesem Jahr neue Pläne geschmiedet?</strong></p><p>Russland ist so groß und es ist ein so schönes Land zum Bereisen. Ich bin noch nie in Sibirien gewesen, noch nie auf der Halbinsel Kamtschatka im russischen Fernen Osten. Dort hinzufahren habe ich mir für die nahe Zukunft fest vorgenommen.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Zur Person</strong></p><p>Tamara Helck ist gelernte Bankkauffrau. Sie wurde in den 1950er-Jahren in Hannover geboren. Seit 15 Jahren arbeitet sie für Kliniken im Raum Düsseldorf bei der Betreuung russischsprachiger Patienten aus Russland und der Ukraine.</p><p>Als junge Frau war sie aktiv bei den Jungsozialisten. Sie lebte mehrere Jahre in Paris, Mexiko und Brasilien. Nach der Rückkehr Mitgliedschaft in der Partei Die Linke, zeitweise friedenspolitische Sprecherin im Landesvorstand NRW. Heute leitet sie den Gesprächskreis der NachDenkSeiten in Düsseldorf.</p><p><small>Titelbild: Tamara Helck in Russland mit Freunden – August 2015 / © Tamara Helck</small><img loading="lazy" decoding="async" src="http://vg04.met.vgwort.de/na/812210a9f8fb404db09a868a8b6d2a42" width="1" height="1" alt="" /></p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141053</span> 141053 Leserbriefe zu “Presseclub und Wehrpflicht: Debatte unerwünscht” https://www.nachdenkseiten.de/?p=141049 Sat, 25 Oct 2025 10:00:08 +0000 https://www.nachdenkseiten.de/?p=141049 <p><span id="more-141049"></span><br /> <a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140850">In seinem Beitrag</a> kritisiert <strong>Marcus Klöckner</strong> die ARD-Sendung „Presseclub“ vom 19. Oktober 2025 zur Wehrpflicht. Obwohl sich der Presseclub laut Eigendarstellung durch Vielfalt an Meinungen und kritische Diskussion auszeichnen soll, klaffen Selbstwahrnehmung und Realität weit auseinander. Statt kontroverser Debatte wurden ausschließlich militaristische Sichtweisen vertreten; Grundannahmen wie die Bedrohung durch Russland oder</p><div class="readMore"><a class="moretag" href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=141049">Weiterlesen</a></div> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! Your Rss-Extender rules returned an empty string for link: https://www.nachdenkseiten.de/?p=141049</span> <p><span id="more-141049"></span><br /><a href="https://www.nachdenkseiten.de/?p=140850">In seinem Beitrag</a> kritisiert <strong>Marcus Klöckner</strong> die ARD-Sendung „Presseclub“ vom 19. Oktober 2025 zur Wehrpflicht. Obwohl sich der Presseclub laut Eigendarstellung durch Vielfalt an Meinungen und kritische Diskussion auszeichnen soll, klaffen Selbstwahrnehmung und Realität weit auseinander. Statt kontroverser Debatte wurden ausschließlich militaristische Sichtweisen vertreten; Grundannahmen wie die Bedrohung durch Russland oder die Notwendigkeit eines Bundeswehr-Ausbaus blieben unhinterfragt; kritische Stimmen fehlten ebenso wie journalistische Einordnung oder Widerspruch. All das spiegelt sich auch in den Reaktionen der Zuschauer wider, wie die Tweeds zur Sendung belegen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verfehlt – nicht nur in dieser Sendung sondern auch in zahlreichen anderen – somit seinen Auftrag zur ausgewogenen Meinungsbildung und macht sich zum Sprachrohr der Politik. Unser Autor sieht darin ein ernstes demokratisches Problem. Wir danken unseren Lesern für interessante Zuschriften, die <strong>Ala Goldbrunner</strong> für Sie zusammengestellt hat.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>1. Leserbrief</strong></p><p>Sehr verehrte Redaktion,</p><p>der Beitrag von Marcus Klöckner zum Presseclub in der ARD hat mir wieder mal bestätigt, dass es nur eine Meinung (Staatsmeinung?) geben darf.</p><p>Jeder, der sich zu diesem Thema kritisch äußern könnte, wird gar nicht erst eingeladen. Es sind immer wieder dieselben Medien, die ihre bezahlten Sprechpuppen senden dürfen.</p><p>Im Gegensatz dazu habe ich noch einen Presseclub in Erinnerung, bei dem Eric Bonse eingeladen war und nicht so ganz mit der Meinung der anderen geladenen “Qualitäts”-Journalisten übereinstimmte.</p><p>Seitdem habe ich Eric Bonse nicht mehr im Presseclub gesehen.<img src="https://s.w.org/images/core/emoji/16.0.1/72x72/1f620.png" alt="😠" class="wp-smiley" style="height: 1em; max-height: 1em;" /></p><p>Und weil ich alle Ihre Beiträge und Videos so absolut wichtig erachte und möchte, dass Sie auch weiterhin die 4.Gewalt im Staate repräsentieren, habe ich meinen Dauerauftrag nochmals etwas erhöht.</p><p>Viele Grüße und weiterhin diese erfolgreiche Berichterstattung, Ihre Leser werden immer….</p><p>Ihr treuer Ulrich Schneider</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>2. Leserbrief</strong></p><p>Hallo, werter Herr Klöckner,</p><p>als Schüler habe ich im Geschichtsunterricht nie verstanden wie es möglich war, dass in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ein missgestalteter, schnauzbärtiger und brüllender Crétin das Gros der Deutschen verhetzen, für sich einnehmen und zu fanatischen, blinden und kriegstüchtigen Dienern totalitärer Herrschaft machen konnte. Und dass dieser dann ebendieses Volk sehenden Auges in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs zu treiben vermochte – mehr noch, dass er so nebenbei die Vernichtung Russlands propagieren und die Ausrottung der ‚rassisch Minderwertigen‘ verkünden konnte, um den vorgeblich überlegenen deutschen ‚Ariern‘ den ihnen zugedachten ‚Lebensraum im Osten‘ zu verschaffen. Auch dass sich nur wenige fanden, die aus der Reihe tanzten, diesem Wahnsinnigen trotzten und ihm zuriefen: Halte inne!</p><p>Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Debatte um den Ukrainekrieg und die Wiedereinführung der Wehrpflicht habe ich jedoch zu verstehen gelernt, wie selbst im demokratischen Staat die Menschen von stromlinienförmigen Karrieristen (von Politikern, Journalisten – auch jenen des ÖRR) manipuliert werden können; und wie sie durch Einseitigkeit der Berichterstattung, durch Kriegsrhetorik, Propaganda und Ideologie verführt und als Unterstützer für einen Krieg, der nicht der ihre ist und der sich ihnen hinsichtlich seiner geopolitischen Hintergründe und Einflussfaktoren auch nicht erschließt, emotional überwältigt und eingeschworen werden können. Der Presseclub zum Thema Wehrpflicht vom vergangenen Sonntag ist/war hier nur ein Beispiel von vielen. </p><p>Der manipulative Trick besteht heute darin, die regierungsamtlichen Positionen (die ‚richtigen‘ Bilder, garniert mit den ‚richtigen‘ Texten und in der Manier einer Frontberichterstattung) als die unumstößlich wahren darzustellen. Und diese, begleitet von passender Mimik und Gestik seiner Verkünder, sodann trommelfeuergleich und in Endlosschleife (im Staccato) dem ‚Plebs‘ in die Gehirnwindungen einzutrichtern (ihn auf diesem Wege einer Gehirnwäsche zu unterziehen, ohne dass dieser sich deren bewusst wird). Diese Manipulation (man könnte auch von Massenverdummung sprechen) wird tagein und tagaus praktiziert. Der Wahnsinn wird auf diese Weise voll auf Durchzug geschaltet und der eigenen Bevölkerung in der immergleichen Leier verkauft. Immer und immer wieder wird so getan, als wäre das gut für sie und nur sie seien die Guten. Eine alternative Betrachtungsweise? Fehlanzeige! </p><p>Vor diesem Hintergrund ist es immer wieder erfrischend, Ihre sachkundigen Beiträge und Stellungnahmen in den Nachdenkseiten zu lesen.</p><p>Fritz Kobras<br />Aschaffenburg</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>3. Leserbrief</strong></p><p>Moin Herr Klöckner,</p><p>in Bezug auf das “Losverfahren” beim Wehrzwang schreiben Sie:</p><p>“In der Diskussion um die Wehrpflicht hat es nicht darum zu gehen, ob sich junge Menschen als „Verlierer“ oder „Gewinner“ „fühlen“.”</p><p>Emotionen sind stets Teil der politischen Debattenkultur in der Bevölkerung. Deshalb halte ich es für wichtig, die Menschen auch auf emotionaler Ebene abzuholen mit dem Versuch, die Diskussionen zu versachlichen. Völlig richtig fühlten sich die meisten Menschen, die ein “Los” zur Einberufung erhielten, als “Verlierer”. Um auf die Sachebene zu kommen, müsste im Anschluß über die Sinnhaftigkeit des Wehrdienstes an sich, der Grundlage für das “Losverfahren” ist, diskutiert werden — was freilich der “Presseclub” auslässt.</p><p>Der Ausspruch von Julia Weigelt, “Je schneller wir aufhören, das tote Pferd der Wehrpflicht zu reiten, desto eher können wir anfangen, wirkliche Maßnahmen zu treffen, um mehr Zeit- und Berufssoldaten zu bekommen”, ist ambivalent: Einerseits ist es durchaus korrekt, den Wehrzwang als “totes Pferd” zu bezeichnen, von dem es abzusteigen gilt. Andererseits reitet Frau Weigelt aber genau dieses Pferd weiter, weil der Wehrdienst an sich nicht in Frage gestellt wird, egal, ob freiwillig oder nicht. Denn: es geht ja gerade um diesen einen Fall, wenn es nicht genug Freiwillige gibt. Man kann den Menschen in einem Land aber auch jegliche berufliche Perspektive durch Deindustrialisierung und Schleifung der Sozialsysteme, wie sie gerade Bundeskanzler Merz vorhat, nehmen, um die so verelendeten Menschen mehr oder weniger zu zwingen, einen besser bezahlten Wehrdienst zu leisten, der die staatlichen Lücken der sozialen Sicherungssysteme wie Rente und Krankenversicherung füllt. Auch das schwingt in der Aussage von Frau Weigelt mit, ob freiwillig oder nicht. In den USA herrschen aktuell solche Zustände; jegliche Verbesserung wie “Obamacare” wurden torpediert.</p><p>So manch Einer ist da noch “radikaler” in der Friedensfrage: Wenn ein Land überhaupt keine Armee hat, dann erliegt es auch keiner Versuchung, jemals gegen ein anderes Land Krieg zu führen. Umgekehrt erhöht Aufrüstung und Personalaufstockung des eigenen Militärs die Wahrscheinlichkeit für Kriege. Aber auch davon: null, nichts in den Massenmedien irgendwo zu sehen. Stattdessen wird das Vorhaben “Krieg” mit dem Vorwand der “Abschreckung” verkauft.</p><p>Stimmen mahnen, daß die Abschaffung des Wehrzwangs in der Bevölkerung eine Billigung von völkerrechtswidrigen Angriffskriegen und widerrechtlichen Auslandseinsätzen der Bundeswehr begünstigt, denn: wer nicht gegen seinen Willen zum Militär geht, der kann sich anschließend auch nicht beschweren, wenn er entsprechend “verwendet” wird. Die USA zogen diese Lehre unter anderem aus dem Vietnamkrieg, denn dort mußten Menschen gegen ihren Willen sterben, weil sie zwangsweise zum Militär geholt wurden, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß die Hinterbliebenen aufbegehren. So gesehen könnte eine Wiederauflage des Wehrzwangs zum Gegenteil dessen führen, was die Bundesregierung vor hat: Proteste gegen einen Krieg gegen Russland anstatt Zustimmung, aller Propaganda zum Trotz. Vielleicht sollte die Bundesregierung darüber nachdenken, alle wehrfähigen Menschen einzuberufen? Dann wäre das Protestpotential am größten.</p><p>Ansonsten volle Zustimmung:</p><p>Das, was der ÖRR mit seinem “Presseclub” abliefert, ist nichts anderes als einseitige “Bericht”-Erstattung im Stile von Lanz et al. — der ÖRR bleibt bei dieser Linie, was der Beweis dafür ist, daß genau das auch so gewollt ist. Ein Versehen ist es ganz bestimmt nicht, denn die Auswahl der Gäste, die Auswahl der Meinungen, die sie haben, und auch die Auswahl der Einzelpersonen wie Wagenknecht, die von mehreren Gleichgesinnten, inklusive des Moderators, “gegrillt” werden: all das ist ganz bewußt so entschieden worden.</p><p>Mit freundlichen Grüßen,<br />Michael Schauberger</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>4. Leserbrief</strong></p><p>Sehr geehrter Herr Klöckner und NDS-Team,</p><p>Kann sich noch jemand erinnern an den Internationalen Frühschoppen der von 1953 bis 1987 Sonntags in der ARD lief?</p><p>Qualitätsvergleich mit dem Presseclub?</p><p>Die Tweets unter der Lupe.</p><p>Frauen in der Armee, da stellen sich Fragen. Sollen die im Kriegsfall voll an die vorderste Frontlinie? Was, wenn eine Frau schwanger wird? Totale Gleichberechtigung? Männer und Frauen gleichberechtigt verheizen für die Belange von Personen weitab der Front im Bunker oder im sicheren Ausland?</p><p>260000 Soldaten verlangen die NATO-Bündnispartner oder nur Trump, wer hat diese Zahl festgelegt?</p><p>Freiwillig töten lernen und getötet werden, wer?</p><p>Die Bundeswehr attraktiver machen? Wie macht man Töten lernen attraktiver?</p><p>Soldaten sollen die Würde des Menschen ernst nehmen. Da gibt es ja leuchtende Beispiele: die Armee von Israel ist ja bekannter Weise per Definition die humanste der Welt.</p><p>Wie das in Realität abläuft: Rekrutieren tut man dann besonders unter arbeitslosen Jugendlichen der ärmeren Schicht.</p><p>Losverfahren: zurück zum Paragraf 13 des Reichsmilitärgesetzes von 1874.</p><p>Wehrpflicht ist ja schon ein Euphemismus, müsste sich Kriegsdienstpflicht nennen. Abgeleitet aus der Propaganda, wir verteidigen uns nur, die anderen sind immer die bösen Angreifer.</p><p>Ein Tweet mit vollem Wahrheitsgehalt: Wehrpflicht in Deutschland hat massive Signalwirkung auf Russland. Starke Abschreckungswirkung. </p><p>Reaktion auf das massive Signal: Deutschland steigt in der Reihenfolge der Zielscheiben bis in die oberen Ränge. Ein Atomblitz und die Wehrpflicht ist manu militare ad acta.</p><p>Abschreckung ist eine Form der Drohung, somit nach UN Charta verboten.</p><p>6 Monate Wehrpflicht zu kurz? Am besten 3 Jahre = weniger Jugendarbeitslosigkeit, aber dann bitte kein Gejammere über Ausbildungsstellen / Lehrstellen die nicht besetzt werden.</p><p>3 Jahre Wehrpflicht braucht es bestimmt: effizient Töten lernen ist ja eine nicht zu unterschätzende Fachausbildung. Chirurgische Präzision lernen beim Töten von Menschen von heute auf morgen geht nicht. “Gut Ding” braucht Zeit. </p><p>Mit freundlichem Gruß<br />Patrick Janssens<br />Belgien</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>5. Leserbrief</strong></p><p>Guten Tag,</p><p>Wehrpflichtlotto gegen Putin. Der Aufmacher gleich eine Hetzparole.<br />Damit ist eigentlich schon alles zum Format der genannten Sendung gesagt; ,,Debatte unerwünscht“.</p><p>Auch die Zusammensetzung der Akteure, eher fragwürdig. Woher die sogenannten Experten, zwei Damen und zwei Herren, nebst der unkritischen Moderatorin ihre Weisheiten und Erkenntnisse haben wollten, erschließt sich mir nicht.</p><p>Wieder einmal eine mehr oder weniger einheitliche Meinungsdarstellung ohne kritisches Hinterfragen der Thematik. Welche eigenen, fachlichen und gesellschaftlichen Recherchen haben die Akteure denn durchgeführt? Einordnen kann man das Ganze dann – außer Geschwätz und Spesen nichts gewesen. </p><p>Allerdings war es ein weiterer Propagandabaustein in Richtung Feindbilddarstellung Russlands und einer Aktivierung der Wehrpflicht, möglichst unter Einbeziehung der Frauen. Federführend und verantwortlich der öffentlich-rechtliche Rundfunk, in weiter Ferne seines eigentlichen Auftrags.</p><p>Mit freundlichen Grüße<br />Thomas Stöbe</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>6. Leserbrief</strong></p><p>Skurril diese Veranstaltung, skurril in Zusammensetzung und Inhalt. Besonders skurril wenn eine “LisaMissLittle” über die Notwendigkeit einer Wehrpflicht schwadroniert.</p><p>A.R.</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>7. Leserbrief</strong></p><p>Liebe NDS-Redaktion,</p><p>im Presseclub werden Statements von Nachrichtendiensten nachgeplappert, statt kritisch zu hinterfragen. Per Definition ist ein “hybrider Krieg” eine Mischform zwischen militärischen und nicht-militärischen Mitteln. Mit anderen Worten – wo kein echter Krieg, da ist auch kein hybrider. Die Bundeswehr braucht zur Landesverteidigung auch kein Feindbild, sondern eine Sicherheitsstrategie. Welche Kommission wählt eigentlich anhand welcher Kriterien die zukünftigen Soldaten aus? Wer soll die ausbilden? Wo kann man Ersatzdienst leisten? Wo werden die Soldaten untergebracht? Glaubt man wirklich, Russland würde mit Panzern und Haubitzen durch ganz Polen bis zum Brandenburger Tor fahren?</p><p>Viele Grüße<br />Michael Wrazidlo</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>8. Leserbrief</strong></p><p>Sehr geehrte Damen und Herren der NDS,</p><p>beim Lesen des Artikels fiel mir auf, dass eine Moderatorin des Frühstücksfernsehens diesen hier besprochenen Presseclub geleitet hat. Daraufhin habe ich mir ma die Informationen zu dieser “Reichsrundfunksendung” besorgt. Daß der ÖRR eine reine Propagandasendung geworden ist, wo bei jeder Gelegenheit und in jeder Sendung Stimmung gemacht wird, ist ja bekannt.Fehlt eigentlich nur noch die Russlandfanfare bei jeder Sendung dieser Art. Der WDR, aus dessen Haus der Presseclub kommt, hat mit dem Moderator und Programmdirektor Jörg Schönenborn einen Mann an der Spitze des Presseclubs, der als Programmdirektor für Information, Fiktion und Unterhaltung zuständig ist. In dem Kontext ist der Presseclub natürlich goldrichtig. Soll ein bißchen informieren, enthält viel Fiktives und soll unterhalten. In diesem Kontext sieht man den Presseclub gleich mit anderen Augen und macht das, was man Sonntags mittags mit der Zeit besser anfangen kann: man macht ein Mittagsschläfchen. Kann ja im Hintergrund als Märchensendung der Presseclub laufen.</p><p>Vielen Dank für die erhellenden Artikel</p><p>Claus Hansen<br />Großenaspe</p><div class="hr_wrap"><hr /></div><p><strong>Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten</strong></p><p>Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.</p><p>Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:</p><ul><li><a href="mailto:leserbriefe@nachdenkseiten.de">leserbriefe(at)nachdenkseiten.de</a> für Kommentare zum Inhalt von Beiträgen.</li><li><a href="mailto:hinweise@nachdenkseiten.de">hinweise(at)nachdenkseiten.de</a> wenn Sie Links zu Beiträgen in anderen Medien haben.</li><li><a href="mailto:videohinweise@nachdenkseiten.de">videohinweise(at)nachdenkseiten.de</a> für die Verlinkung von interessanten Videos.</li><li><a href="mailto:redaktion@nachdenkseiten.de">redaktion(at)nachdenkseiten.de</a> für Organisatorisches und Fragen an die Redaktion.</li></ul><p>Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „<a href="https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=47939">Gebrauchsanleitung</a>“.</p> <br /><br /><span style='font: #ff0000'>WARNING! 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